(1 von 20) Service Tweet zum Thema Boosterimpfungen. Wer? Wann? Womit? Warum? (Vorsicht - lang!)
(2) Begriffsklärung: Auffrischungsimpfung ist eigentlich falsch, da er suggeriert, dass etwas wieder hergestellt wird, was verloren gegangen ist. Mit dem Booster stelle ich nicht nur den Zustand nach der 2. Impfung wieder her, meine Immunität wird besser als nach der 2. Impfung!
(3) Das macht immunologisch auch Sinn, denn jedes Mal, wenn mein Immunsystem mit einem Erreger oder Impfstoff in Kontakt kommt, wird die Immunität
- stärker
- besser
- dauerhafter
(4) Daher hat man 4 Wochen nach der 3. Impfung auch mind. 5-fach mehr Antikörper als 4 Wochen nach der 2. Impfung. Damit ist man auch vor Delta besser geschützt!
nejm.org/doi/10.1056/NE…
(5) Auch bei vielen anderen Impfungen impfen wir 3x (Tetanus, Diphterie, Polio, HepB…) – Immunologisch würde also JEDER von einer 3xGrundimmunisierung profitieren. Aber braucht jetzt jeder den Booster? Hier muss man abwägen, denn weltweit herrscht ja noch Impfstoffmangel.
(6) Daher sind jetzt erst mal wichtig:
1. Personen mit geschwächtem Immunsystem, also jeder, der sich auf dieser Tabelle wiederfindet.
rki.de/DE/Content/Inf…
(7) Diese Personen sind oft durch die Impfung gar nicht richtig geschützt. Daher kann schon 4 Wochen nach der 2. Impfung nachgeimpft werden und der Impferfolg muss bei einigen auch per Antikörpertest überprüft werden!
(8)
2. Jeder Ü70 (lt. STIKO) bzw. Ü60: Diese Pers. haben etwas weniger Antikörper auf die Impfung gebildet, verlieren diese auch etwas schneller. Da dies Gruppe mit höchsten Risiko ist, deren Impfung am längsten her ist, muss hier zügig der Booster her (6 Mon. nach der 2. Impf.)
(9)
3. Mitarbeiter im ärztlichen und Pflegebereich. Nicht so sehr zum Selbstschutz, aber die 3. Impfung 6 Monate nach der 2. verhindert auch wieder sehr gut die Weitergabe des Virus! Somit werden die vulnerablen Gruppen besser geschützt.
(10)
4. Personen, die mit Johnson&Johnson 1x geimpft wurden. Hier sehen wir die meisten Durchbruchsinfektionen, da der Impfschutz geringer ist. Daher soll hier schon ab 4 Wochen nach der Impfung mit mRNA ein 2. Mal geimpft werden.
(11)
5. Alle anderen? Hier wird es spannend! Der Booster verhindert auch wieder die Weitergabe und bremst damit die Ausbreitung des Virus. Das hat man in Israel gesehen, wo man sich per Booster Impfung für alle aus der letzten Welle rausgeipft hat!
(12) Aber eine Impfung der bisher gar nicht Geimpften wäre natürlich viel sinnvoller. Aber wenn wir die nicht-Geimpften nicht erreichen können, müssen wir die Geimpften durch den Booster ‚superimmun‘ machen, um die 4. Welle per Impfung zu bekämpfen!
(13) Welcher Impfstoff für den Booster? Generell mRNA, egal mit was man vorher geimpft wurde! Ob Moderna oder BioNTech ist fast egal.
(14) Moderna scheint zwar mehr Antikörper zu machen, das waren aber Booster Impfungen mit dem ursprünglichen 100ug Impfstoff. Der Booster Impfstoff von Moderna hat jetzt aber 50 ug, daher wohl weniger Unterschied zu BioNTech.
(15) Muss ich vorher Antikörper bestimmen? Nein! Auch bei hohen Antikörperspiegeln wäre ein Booster nicht gefährlich. Und wir kennen den Grenzwert bei den Antikörpern (noch) nicht.
(16) Bei keinen bis geringen Antikörperspiegeln (<50 BAU/ml) ist der Schutz wahrscheinlich sehr gering, bei hohen Antikörperspiegeln >1000 BAU/ml ist er wohl gut. Aber dazwischen kann keiner eine seriöse Aussage zum Schutz machen.
(17) Warum muss ich mich Boostern? Bei Ü60 weil man ohne Booster ein zu hohes Risiko für eine Ansteckung und einen schweren Verlauf hat.
nejm.org/doi/10.1056/NE…
(18) Natürlich wäre es besser, wenn wir erst mal die >2 Mio Ü60 Impfen, die noch komplett ungeschützt sind, aber wir müssen ja nicht zwischen Booster und Impfung von Ungeschützten wählen! BEIDES ist wichtig!
(19) Bei Jüngeren ist der Schutz vor schwerer Erkrankung auch 6 Monate nach der 2. Impfung noch sehr gut! Daher ist hier ein Booster jetzt noch nicht unbedingt notwendig!
sciencedirect.com/science/articl…
(20) Aber der Impfschutz hält sicher nicht für immer! Irgendwann muss man sich zwischen Impfung oder Infektion bei der Auffrischung entscheiden. Hoffentlich dann zu einem Zeitpunkt, wo die Entscheidung Privatsache ist und keine Überlastung des Gesundheitssystems mit sich bringt.
Um Mal den Effekt der Booster-Impfung bzw. der Impfung der noch Ungeimpften abzuschätzen, lohnt sich ein Blick auf die Hopsitalisierungs-Inzidenzen der beiden Gruppen:

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4 Nov
Auch bei der Behandlung von COVID-19 Infektionen werden Fortschritte gemacht!
Hier ein vielversprechende Inhibitor der viralen Protease, der auch gegen andere Coronaviren wirksam sein könnte.
science.org/doi/10.1126/sc…
Auch Molnupiravir ist vielversprechend. Dieser Wirkstoff erzeugt Mutationen bei der Vermehrung von RNA Viren, so dass diese nicht mehr vermehrungsfähig sind.
Dagegen gibt es keine guten Hinweise auf eine Wirksamkeit von Ivermectin.
Read 6 tweets
24 Oct
(1) Nachdem ich mich heute bei der dpa zu Langzeitfolgen bei Impfungen geäußert habe, fühlen sich viele Menschen dazu berufen, mir per Email die 'Wahrheit' mitzuteilen. Daher hier mal ein 🧵
Spoiler: Vor Langzeitfolgen der COVID-19 Impfung muss man keine Angst haben!
(2) Was sind Langzeitfolgen bei Impfungen? Dazu habe ich schon im Januar in der ersten Watzl Weekly Folge aufgeklärt.
Watzl Weekly 1 [20.01.2021]: Immunologie-Updates für beruflich Pflegende...
(3) Viele Menschen verstehen darunter Nebenwirkungen, die erst viele Monate oder Jahre nach einer Impfung auftreten. Und bei der schnellen Entwicklung der Impfstoffe wäre das natürlich ein Problem. Aber das ist falsch!
Read 13 tweets
22 Oct
Die Daten zum BioNTech Impfstoff für die 5-11J kann man jetzt bei der FDA vor dem Treffen am 26.11. sehen.
fda.gov/media/153409/d…
- sehr gute Verträglichkeit
- etwas höhere Antikörperspiegel als die 12-18J
- 90% Effektivität gegen Delta

Und hier die Details:
Dosisfindung: 30ug sind deutlich zu viel für die 5-11J (100% hatten Fieber und Abgeschlagenheit nach 2. Dosis). 10ug Dosis deutlich verträglicher.
In Phase2/3 Studie wurden die 10ug besser vertragen als die 30ug, mit denen die 12-18J geimpft wurden. Die Impfreaktionen nach der 1. Impfung sind nahezu identisch mit der Placebogruppe! Auch nach 2. Impfung verträglicher als bei den 12-18J!
Read 8 tweets
24 Sep
Wir sollten nicht neidisch auf Nachbarländer und deren Lockerungen schauen, sondern positiv Ziele definieren, die wir gemeinsam erreichen wollen und können, damit die Pandemie auch bei uns vorbei ist.
So ein Ziel ist kein Datum, sondern eine Impfquote!
Aktuell liegen überwiegend Ungeimpfte mit COVID-19 im Krankenhaus. Wären alle geimpft, wäre die Krankenhausbelegung durch COVID-19 Patienten >20fach geringer! Wir könnten alle Beschränkungen aufheben.
Man sieht, dass die Krankenhausbelegung bei den Ü60 deutlich höher ist. Bei dieser Gruppe haben wir 84% voll-geimpft und 86% mit mind. einer Impfung. Klingt hoch, bedeutet aber noch 3,4 Mio ungeimpfte Ü60! Das ist zu viel. Wir brauchen >90% Impfquote bei den Ü60.
Read 6 tweets
24 Sep
Sinnvolle Entscheidung der STIKO zur 3. Impfung bei Personen mit Immunschwäche. Dabei geht es um verschiedene Gruppen:
1. Alle Personen mit Immunschwäche sollen 6 Monate nach der 2. Impfung eine mRNA Impfung bekommen. Dabei ist es nicht nötig, den Antikörperspiegel zu bestimmen
Dazu gehören:
-Autoimmunerkrankungen
-chronische Lebererkrankungen
-Medikamente mit schwacher Immunsuppression
2. Personen mit schwerer Immunschwäche haben oft auf die Impfung gar nicht reagiert. Daher müssen diese bereits 4-6 Wochen nach der 2. Dosis erneut geimpft werden und der Erfolg der Impfung muss via Antikörpertest überprüft werden.
Read 6 tweets
13 Sep
Beim letzten Wochenbericht des RKI ist mir aufgefallen, dass von 30.880 Impfdurchbrüchen alleine 4.911 auf J&J Geimpfte entfallen. Kurze Berechnung anhand der Impfdosen zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit für Impfdurchbruch stark vom Impfstoff abhängt.
Natürlich ist das ungenau, da Zeitpunkt er Impfung, Alter der Geimpften, Kreuzimpfungen etc. nicht berücksichtigt wurden. Habe einfach die Impfdurchbrüche durch die Zahl der Zweitimpfdosen anhand der RKI Daten geteilt.
rki.de/DE/Content/Inf…
rki.de/DE/Content/Inf…
Zeigt aber, dass Moderna den wohl besten und die J&J Impfung wahrscheinlich den schlechtesten Schutz vor Impfdurchbruch gibt. Hatte ich schon vor 2 Monaten angemerkt. Schutz vor schwerer Erkrankung ist aber auch bei J&J sehr gut!
Read 4 tweets

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