Reinhold Leinfelder Profile picture
geologist,geobiologist, Prof.em., FU_Berlin & AWG, on Anthropocene & future(s): Interaction between nature,culture,society. @reinholdleinfelder@mastodon.social

Jul 20, 2021, 13 tweets

Thread: Ist es hinnehmbar, dass UK nun alles geöffnet hat? Zeigt mal wieder die Schwächen von nationaler Souveränität. Was macht die Staatengemeinschaft dagegen? Das bringt mich, wie der Klimawandel und das ganze Anthropozän wieder zur Frage: wie gehen wir mit der Welt um?..1/12

.. Wir haben nur diese eine Erde und sind insgesamt davon abhängig. Die Verteilung der Ressourcen, aber auch der Herausforderungen ist global, hält sich nicht an Landesgrenzen. Die Auswirkungen unseres schädlichen Tuns halten sich auch nicht an Landesgrenzen. 2/12

Wir sind auch nicht irgendwie von einer entfernten UMwelt umgeben, sondern beeinflussen alles - wir leben in einer Unswelt, sind mächtiger Teil des Erdsystems geworden. Neben Litho-, Pedo-,Hydro-,Bio-, Atmosphäre etc. interagiert nun die Anthroposphäre mit allen Natursphären.3/12

Metaphern und Narrative zum richtigen Umgang mit der Erde gibt es viele - sie sind wichtig, um unsere Beziehung zur Erde neu zu denken. Neben der HallofFame die Umwelt-, die Symbiose- oder auch die Stiftung Erde-Metapher ⬇️ (vgl auch meinen Blog scilogs.spektrum.de/der-anthropoza…)4/12

Das allein genügt allerdings nicht. Sowohl die Pandemie als auch die Überschwemmungen und lange Dürreperioden bei uns zeigen nochmals klar, wie solche Geschehen überregional/global bestimmt sind. Daher gilt es wirklich zu denken, was Nationalstaaten heute bedeuten. 5/12

Können Nationalstaaten machen was sie wollen? Im Prinzip grundsätzlich leider ja (eingeschränkt bei Staatengemeinschaften wie der EU). Bei den Ozeanen sind wir ein klitzekleines bisschen weiter. Das Internationale Seerecht definiert die Tiefsee als "Commons" (Menschheitserbe)6/12

Dieser Bereich wird formal "Das Gebiet" genannt. Hier darf keiner ungefragt irgend etwas abbauen, sondern muss alle anderen fragen (die Internationale Meeresbodenbehörde erteilt dann die Genehmigung oder auch nicht). Einfacher ist es bei der ausschließlichen Wirtschaftszone 7/12

.. (AWZ, auch 200-Meilen-Zone genannt). Die sind Nationen zugeordnet, die dort alles am/im Boden, aber auch in der Wassersäule ungefragt machen. Immerhin müssen sie Schiffe (mit Ausnahme von Kriegsschiffen) durchfahren lassen. (8/12).

Im @WBGU_Council skizzierten wir die Vision, alle Meeresteile als "commons" ("Menschheitserbe") auszuweisen, wobei die AWZs unter nationaler "Sachwalterschaft" bleiben sollen, was bedeutet, dass man dort zwar weiter relativ frei wirtschaften kann, aber nur, wenn dies ... (9/12)

... anderen Nationen keine Nachteile bringt (wie Ausbreitung von Verschmutzungen, Sauerstoffzehrung, Biodiversitätseinbußen etc.). wbgu.de/de/publikation… Dieses Sachwalterprinzip sollte m.E. auch auf das Land ausgeweitet werden. Treibhausgasausstoß, ... (10/12)

..., Müllproduktion, sonstige Verschmutzungen, aber auch Ressourcengewinnung, Impfstoffverteilung, Katastrophenvorsorge uvm muss lokal, regional, national, aber eben auch international/global angegangen werden. Mein Vorschlag dazu ⬇️ (siehe auch zur.nomos.de/fileadmin/zur/… (11/12)

Um nicht missverstanden zu werden: Es geht nicht darum, die Verantwortung nur auf die internationale Politik abzuwälzen, ganz im Gegenteil. Alle Gruppen müssen mitmachen, auch jede*r einzelne. Dennoch muss auch die Staatengemeinschaft neu denken und Dinge neu regeln (12/12)

Pardon, beim ersten Bild hier ist die falsche Version reingerutscht. Hier mit Doppelpfeilen: wir nehmen (viel zu viel) aus den Natursphären heraus, beeinflussen diese aber auch extrem.

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