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Wahlforscher (@FU_Berlin), anspruchsvoll, aber relatable. Inhaltsleere Rätsel zu Wahlen u Wahlkämpfen. Ob RTs Endorsements sind, bitte im Einzelfall erfragen

Aug 9, 2021, 61 tweets

Was ist in Wahlkämpfen überhaupt zu holen? Wie viele Unentschlossene gibt es und wie viele von ihnen entschließen sich im Laufe des Wahlkampfs? Analyse der RCS-Studien der @gles_data der Jahre 2009, 2013, 2017 #7Mal7 #Wahlforschung (1/49)

Literatur zu Late-Deciding Voters:

Rüdiger Schmitt-Beck & Julia Partheymüller (2012) Why Voters Decide Late: A Simultaneous Test of Old and New Hypotheses at the 2005 and 2009 German Federal Elections, German Politics, 21:3, 299-316, DOI: 10.1080/09644008.2012.716042

Reinemann, Carsten / Maurer, Marcus / Zerback, Thomas / Jandura, Olaf: Die Spätentscheider. Medieneinflüsse auf kurzfristige Wahlentscheidungen. Wiesbaden: Springer VS 2013

Wann haben Wähler*innen - nach eigenen Angaben u in der Rückschau nach der Wahl - ihre Wahlentscheidung getroffen? 2009, 2013, 2017 stand diese bei 60% schon lange fest; 40% haben ihre Entscheidung erst Wochen oder Tage vor der Wahl getroffen #7Mal7 #Wahlforschung @gles_data 2/49

Viel wurde in den vergangenen Monaten (Jahren?) über das Wahlsystem bei Bundestagswahlen gesprochen. Keine Rolle hat dabei die Verständlichkeit des Wahlsystems gespielt. Schade eigentlich. #7Mal7 #Wahlforschung @gles_data 3/49

#7Mal7 #Wahlforschung heute zur Person MERKEL - eine reine Konstante, könnte man sagen. 4/49

Heute schauen wir mal auf Ost und West. Wie unterschiedlich schneiden die Parteien dort ab? Ergebnis: Unterschiede sind erheblich und werden im Zeitverlauf größer! Nur 1998 waren die Unterschiede noch größer als bei der jüngsten Wahl 2017. #7Mal7 #Wahlforschung 5/49

#7Mal7 #Wahlforschung nochmal zu Ost u West, aber auch Parteien: Wie werden eigentlich die alten „Westparteien“ in Ost und West im Zeitverlauf bewertet? Wir sehen Veränderungen im Zeitverlauf ebenso wie zwischen Landesteilen. Pauschal gibts keine „Parteienverdrossenheit“. 6/49

Haben Menschen noch eine politische Heimat? Der Anteil der Menschen mit Parteiidentifikation“ ist zurückgegangen, aber weit weg von 0. In Ost wie West fühlen sich rund 60% der Menschen mit einer Partei verbunden – also fast 2 von 3. #7Mal7 #Wahlforschung 7/49

Bleiben wir bei „Parteiidentifikationen“. Gestern: Verbreitung hat etwas (!) nachgelassen. Heute: Wählen Menschen die Partei, mit der sie sich identifizieren? Antwort: Immer noch 3 von 4. Mehr Volatilität – ja. Völlige Beliebigkeit – nein! #7Mal7 #Wahlforschung 8/49

Dabei gibt es verblüffend geringe Ost-West-Unterschiede! Bemerkenswert auch die Dellen: 1983 (Wende), 2004 (Hartz IV).

Und das alles mit besonders herzlichen Grüßen an @rainerfaus

Wirtschaftslage und Wahlverhalten. Im Zeitverlauf zeigt sich, dass die allgemeine Lage viel stärkeren Schwankungen unterliegt als die eigene. Und morgen schauen wir, wie beide Faktoren eigentlich Politik beeinflussen. #7Mal7 #Wahlforschung 9/49

Thema weiterhin: Wirtschaftslage und ihre politischen Folgen, hier Zufriedenheit mit der Bundesregierung. Allgemeine Wirtschaftslage und Regierungszufriedenheit schwanken gleichförmiger Wähler*innen sind eben keine Egoisten. #7Mal7 #Wahlforschung 10/49

Umfragen. Gefühlt jeden Tag eine neue. Wie groß ist ihre Reichweite? Sie nimmt zu, gerade mit näher rückendem Wahltag - 2009 bis auf die Hälfte, 2013 u 2017 sogar bis auf zwei Drittel (2013, 2017). Sichtbarkeit nimmt in doppelter Weise eindeutig zu. #7Mal7 #Wahlforschung 11/49

Personen. Wir sprechen immer sofort über Zustimmungs-, selten über ihre Bekanntheitswerte. Die ARD Deutschlandtrends zeigen: Merkel kennt jeder, Scholz viele. Laschet und insbesondere Baerbock mussten sich erst bekannt machen. #7Mal7 #Wahlforschung 12/49

PS: "Bekannheit" ist dabei ein weiches Maß; die Turbulenzen rund um Laschet u Baerbock zeigen auch, dass deren Image weniger gefestigt, "volatiler" ist.

Wahlkampf. Werden Menschen von Wahlwerbung oder im direkten Kontakt erreicht? Direkter Kontakt ist Seltenheit. Anders Werbung: Nischenphänomen 7 Wochen vor der Wahl, so nimmt mehr als die Hälfte der Menschen kurz vor der Wahl Werbung wahr. #7Mal7 #Wahlforschung @gles_data 13/49

Heute in 1 Woche wird das erste Triell fast schon Geschichte sein. Auch wenn die Formate oft belächelt werden - sie sind für viele, gerade weniger interessierte Menschen durchaus nützlich! Sie erwarten Orientierungen u Hilfestellung davon. #Wahlforschung #7Mal7 @gles_data 14/49

Interessiert an Duell u Triellen? Alle INfos gibts hier:
springer.com/de/book/978365…
(OK, der Titel des Buchs ist nicht ganz optimal gealtert...)

PS: @ENiejahr u ich sprachen gestern auch bei @dlfkultur darüber
deutschlandfunkkultur.de/wahlkampf-2021…

#7Mal7 geht in Woche 3, aber immer noch Fernsehdebatten. Wie wird dort diskutiert? Viel Eigenlob, weniger Attacken, noch weniger Defensive. Herausforderer attackieren mehr, riskieren damit aber Backlash… Wahljahr ohne Amtsinhaber(in) lässt Attacke erwarten. 15/49 #Wahlforschung

#7Mal7 heute zum Thema "Wahrnehmung elektoraler Integrität" - ein Thema, von dem wir - zu Unrecht, wie man sieht - ausgingen, dass es hier keines ist. Zahlen zur Wahl 2017 zeigen: Zweifel an der "freien u fairen" Durchführung der Wahl waren verbreitet #wahlforschung 16/49

Bleiben wir bei elektoraler Integrität. Welche parteipolitischen Unterschiede zeigen sich? Zweifel an zeigen sich bei AfD-Wähler*innen und Nichtwähler*innen. #Wahlforschung #7Mal7 17/49

Paare aufgepasst - wie schauts bei Euch 2021 aus? 2017 haben knapp 2/3 aller Paare identisch gewählt (incl Nichtwahl), 1/3 war sich nicht einig. Wählen ist u bleibt ein sozialer Akt. #7Mal7 #Wahlforschung 18/49

Heute widmen wir uns Stadt- vs. Landunterschieden: Wie werden Bewohner von Großstädten bzw. Dörfern gesehen in Abhängigkeit von der Größe des eigenen Wohnorts? Dorf schlägt Stadt, auch wenn die Lücke mit steigender (eigener) Ortsgröße kleiner wird. #7Mal7 #Wahlforschung 19/49

Morgen Triell im TV, heute schon bei #7Mal7. Solche Formate liefern Orientierung, gerade für politikferne Gruppen. Trotzdem werden sie von medialer Seite schlecht gemacht – langweilig, nutzlos. Stimmt nicht! Mediale Zurückhaltung wäre schön. #Wahlforschung @gles_data 20/49

TV-Trielle enden nicht mit den Schlussstatements. Studien 2002-2017 zeigen: 1/4 der Befragten ändern die EIGENE Wahrnehmung, wer Duell gewonnen hat. vor allem jene, die aus ihrem Umfeld widersprechende Signale bekommen. #Wahlforschung #7Mal7 21/49

Alle Insights zu Duellen hier:
springer.com/de/book/978365…

Es ist nicht nur Triell-, sondern auch Wahl-o-mat-Zeit. Gerade weniger stark interessierte Menschen berücksichtigen das Ergebnis mit höherer Wahrschein-lichkeit für ihre eigene Wahlentscheidung. #Wahlforschung @gles_data 22/49 #7Mal7

Links? Rechts? Das sind doch bürgerliche Kategorien. Würde @realMarcUwe das Känguruh vllt sagen lassen. Trotzdem: Wie stufen sich die Deutschen links-rechts-mäßig ein? Guckst Du hier: #Wahlforschung #7Mal7 @gles_data 23/49

(Zudem heute ein Experiment eingebaut, wie sich unterschiedliche Anspracheformen auf die Reichweite, Akzeptanz und Resonanz von #7Mal7 auswirken.)

Wahrnehmungen von Ungerechtigkeit sind weit verbreitet; ihr Ursprung nur in sehr geringem Maße in der persönlichen ökonomischen Situation. Selbst bei Menschen mit hohen Einkommen finden Unterschiede nur 30% gerecht; niedriges Einkommen 20%. #Wahlforschung 24/49 #7Mal7

Seit heute Wahl-o-mat zur BTW21. 38 Thesen bieten Orientierung. Wir haben bei LTWs in Brandenb+Sachsen 2019 die Nutzung erforscht: Es waren vor allem die jüngsten Erstwähler*innen (16 Jahre alt in BRA, 18 in Sachsen), die gerne darauf zurückgreifen. #wahlforschung #7mal7 25/49

Wahlkampf auf allen Kanälen, aber was nützt wirklich? Welche Veränderungen ergeben sich über Zeit? 2009, 2013, 2017 noch sehr klassisch: TV+Zeitungen dominieren als Info-Quellen; „Internet“ gewinnt an Bedeutung, ohne prägend zu sein. 021? @gles_data #Wahlforschung #7mal7 #6/49

Weiterhin nützliche Wahlkampf-Infoquellen. Schaut man nur auf 2017 u differenziert nach Alter. Gravierende Unterschiede – und zwar überall. #7Mal7 #Wahlforschung @gles_data 27/49

Auf den Kanzler kommt es an? Oder die Koalition? 2017 zeigt sich der überraschende Befund, dass (neben Inhalten) die Koa-Frage durchaus entscheidend war. Aber: 2017 war die auch klar – im Gegensatz zu 2021. Insofern spannend, was 2021 ist... #wahlforschung #7mal7 28/49

Schauen wir heute mal auf Institutionen u das Vertrauen, das Menschen ihnen entgegenbringen. Siegerin hier: Das BVerfG, aber mit einigen Schwankungen auch im Zeitverlauf seit 1984. #Wahlforschung #7mal7 29/49

Wählen mit 16: Föderale Unterschiede beim Wahlalter führen dazu, dass 16-/17-Jährige mancherorts wählen dürfen, andernorts nicht. 1.9.2019 war ein Beispiel bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Sachsen. Freude in Brandenburg, Ärger in Sachsen. #Wahlforschung #7Mal7 30/49

Wahlkampf hat ein Imageproblem. „Wahlkampfmodus“ ist fast schon ein Schimpfwort. In einer Nachwahlbefragung zur Wahl 2017 fanden die Befragten den Wahlkampf vor allem zu personen-, aber zu wenig inhaltsorientiert. Zudem wurde er als Show wahrgenommen. #Wahlforschung #7mal7 31/49

TV-Duelle sind politische Blockbuster. Die Zuschauer*innenzahlen gehen in die Millionen, 2005 waren es fast 21 Millionen, die bei Schröder gegen Merkel dabei waren. Darunter auch viele, an denen der Wahlkampf sonst in weiten Teilen vorbeigeht. #Wahlforschung #7mal7 32/49

Wahl-o-mat sagt auch was über Nähe/Ferne von Parteien zueinander. Koalition von Union und Grünen demnach schwierig; ansonsten inhaltliche Nähen auf der linken wie der rechten Seite des Spektrums. #wahlforschung #7mal7 33/49

Weiter Wahl-o-mat-Wochen bei @wahlforschung. Wg Triell heute mit Fokus auf @CDU, @spdde u @Die_Gruenen . Wie haben die sich im Wahlomat im Zeitverlauf relativ zueinander verhalten? Guckst Du hier:
#7mal7 #wahlforschung 34/49

Nach dem Triell standen Umfragen wieder einmal im (siehe auch oben 11/49). Aber wie ist es um das Image und die Glaubwürdigkeit von Umfragen und ihrer Produzenten bestellt? Umfrage 2017 zeigt: Zweifel sind durchaus weit verbreitet… #7mal7 #wahlforschung 35/49

Nach dem Triell waren viele Grafiken zu Glaubwürdigkeit, Sympathie etc. zu sehen. Muster insgesamt sehr ähnlich, wenig überraschend. Menschen haben 1 Gesamtbild von Kandidierenden, das auch die Teildimenisionen prägt. #wahlforschung #7mal7 36/49

In Wahlkampf steckt ja bekanntlich das Wort „Kampf“ drin – und diejenigen, die da kämpfen, sind die Kandidat*innen und ihre Helfer*innen. 2017 im September haben Wahlkreiskandidat*innen knapp 40 Stunden in ihren Wahlkampf investiert! @gles_data #Wahlforschung #7mal7 37/49

"Erfolgreiche Kandidat*innen, die in den Bundestag einziehen, kommen sogar auf über 60 Stunden!" - das ist natürlich nicht streng kausal zu sehen, weil mit Erfolg auch zB die Notwendigkeit, aber auch parteiinterne Erwartung, mehr zu machen, ansteigen.

Professionalisierung von Wahlkämpfen? Sicherlich für die nationale Ebene, aber im Kleinen nur sehr bedingt. Professionelle Berater*innen haben nur 6% der Kandidat*innen beschäftigt, bei Gewählten sind es 10%. #Wahlforschung #7mal7 38/49

Double-Feature heute... Werfen wir mal einen Blick auf Demoskopie aus Sicht von Kandidat*innen. Mehrheitlich wird der Einfluss von „Demoskopie und Politikberatung“ als zu groß angesehen, bei gewählten Kandidat*innen sogar noch mehr als bei anderen. #Wahlforschung #7mal7 39/49

.@AntonKonneke und ich haben im aktuellen @APuZ_bpb „Jugend und Protest“ zu „Wählen ab 16?“ geschrieben. Zusammenhang zw Alter und Wahlbeteiligung bei Landtagswahlen 2014+2019 in Brandenburg und Sachsen zeigt: „Problemgruppe“ sind 21- bis 24-Jährige. #wahlforschung #7mal7 40/49

„Man muss in bestimmten Themenfeldern die Kompetenz haben“, hören wir dieser Tage oft…

Aber was heißt das genau? @Aiko__Wagner und ich haben dazu zu Beginn des Jahres ein Experiment gemacht... Braucht allerdings einen Sub-Thread.
#wahlforchung 41/49 #7mal7

Ein WICHTIGER PUNKT: Wir haben ein Experiment in einer offenen Webumfrage platziert. Es geht nicht um repräsentative Ergebnisse, sondern darum, einen Mechanismus zu zeigen! Es geht um Unterschiede zwischen Gruppen, die wir zufällig erzeugt haben, nicht exakte Prozentwerte.

Klassischerweise sieht das ja so aus bei Kompetenzfragen: " Und welche Partei ist am ehesten in der Lage, Deutschland erfolgreich in die Zukunft zu führen?"

Und die Befragten können EINE Partei nennen (oder auch sagen "keine Partei").

In unserer Studie kam dabei diese Verteilung raus: Grüne mit Kompetenz, implizite Botschaft: alle anderen nicht kompetent.

Die Welt ist an dieser Stelle nicht schwarz oder weiß. Auch Kompetenz kann Parteien in unterschiedlichen Ausmaßen zugeschrieben werden. Wir haben daher in einer zweiten Version für alle Parteien gefragt:

"Und inwieweit sind die einzelnen Parteien in der Lage, Deutschland erfolgreich in die Zukunft zu führen?" von 0 (überhaupt nicht) bis 10 (voll und ganz). Als Mittelwerte resultieren dabei für die Parteien die folgenden Werte:

Auch da liegen die Grünen vorne, aber es zeigen sich eben auch Unterschiede zwischen den anderen Parteien, was Kompetenzen betrifft. Zwischen Kompetenz u Inkompetenz ist viel Raum. /ende

PS: Es entspricht letztlich dem Unterschied zwischen der Direktwahlfrage (eine Option muss gewählt werden) und der Top10-Liste, auf der jeder Politiker von -5/+5 bewertet wird

Beim Wahlrecht gehts auch um die Frage, wie wichtig die Wahlkreis-orientierung von Kandidierenden ist, ob WK-Kandidaten unabhängiger von ihrer Partei sind. Ergebnis: Listenkandidaten führen im Vergleich Partei-orientierteren Wahlkampf #wahlforschung #7mal7 42/49

Weiter gehts... werfen wir einen demoskopischen Blick auf diese verrückte Legislaturperiode, die hinter uns liegt. Alle Parteien haben sich - je nach Perspektive - halbiert oder verdoppelt... mal schauen, wo wir Sonntag landen. #7mal7 #wahlforschung 43/49

Auch im 20. Bundestag sitzen viele Männer. Das hat 2 Gründe: Manche Parteien (AfD, FDP, CSU, CDU) sind sehr männlich, zudem sind direkt gewählte Abgeordnete viel häufiger Männer. Ausnahme: Grüne, die auch aus ihren (16) Wahlkreisen mehr Frauen als Männer schicken. #7mal7 44/49

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