Oliver Rautenberg | @anthroblogger.bsky.social Profile picture
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Dec 6, 2021, 11 tweets

Waldorfschule Weimar: Ein "unheilvolles System, sektenähnliche Verhältnisse" schrieb @zeitonline vor 1 Jahr: Über 15 Jahre lang prügelten und demütigten Lehrkräfte Kinder.

Nun versucht die Schule einen Neuanfang mit Werbe-Videos: "Waldorfschule Weimar in 100 Sekunden"

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Hintergrund: Zwölf Lehrkräfte sollen Kinder jahrelang angebrüllt und gedemütigt, geohrfeigt und geboxt haben. Gewaltfreiheit lehnte das Kollegium ab.

Staatl. Untersuchungen kamen erst in Gang, als 43 Ehemalige 06/2020 einen offenen Brief verfassten.

Eine Waldorfmutter sagt im Video, dass sie sich trotzdem für die Waldorfschule Weimar entschieden hätte:

"Wir können die Geschehnisse der Vergangenheit nicht komplett durchschauen und sie auch nicht bewerten. Die einseitige Berichterstattung bringt nichts positives voran."

Ein Waldorfvater: "Die Waldorfschule Weimar, sage ich, riecht so, wie eine Schule riechen muss: Frei. Und hier können Kinder noch Kinder sein."

Die Oberstufen-Lehrerin für Englisch spricht vom "Staatsschul-System" und lobt die "Freiräume, die die Waldorfpädagogik bietet" - sie müsse sie nicht ein "festgelegtes Curriculum durchführen". Schüler dürften ihren Zugang zu Shakespeare bei ihr auch durch Theaterspielen bekommen.

Malte-Amadeus K., Mitgründer der Weimarer Schule und seit 14 Jahren Waldorflehrer für Eurythmie: "Eurythmie will der Beweis sein, dass es die Seele gibt." Man arbeite in der 100jährigen Waldorf-Tradition mit "tiefen Wurzeln an gedeihenden Zweigen".

Klassenlehrerin: "Dass es keine Noten gibt, hat mich begeistert und berührt". "Schüler [lernen] bis zum Ende mit Freude. Und nicht um irgendwas zu erreichen dabei, was nicht aus ihnen selber kommt." Die Schüler sollten am Ende der Schule "die Essenz ihres eigenen Ichs" erkennen.

Waldorfmutter: "Es ist gerade viel los in den Medien, und ich habe mich bewusst entschieden, nicht im Außen zu sein, nicht die Medien zu verfolgen, sondern im Hier und Jetzt und... ich möchte mich aus meinem Herzen heraus entscheiden, und nicht so viel Verstand."

Mein Fazit: Aufklärung über die Skandale der letzten Jahrzehnte gibt es nicht, dafür Geraune über die auch nicht perfekte "Staatsschule". Dazu propagiert man die Ablehnung von Waldorf-kritischen "Medien":
Man scheint die eigene, problematische Vergangenheit vergessen zu wollen.

Danke an @a_vesiculosa!

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