Mirjam Lechner Profile picture
@Stallaktiv. Glücklich unterwegs in & für die Landwirtschaft. Interested in news about farms, animal welfare & education.

Dec 31, 2021, 13 tweets

Ich nehme diesen Post mal als Jahresabschlussthread zur Zukunft der Schweinehaltung: Diese ist von verschiedenen Faktoren limitiert, die Anforderungen werden (!) größere Betriebe erzwingen. Warum?

Leider ist nirgends in der Nutztierhaltung der Abstand in Platz, Kosten, Arbeitszeit so groß - wie bei Schwein zwischen z.B. konventioneller Erzeugung & Stroh-/Ökohaltung als visuelle "Ideal". Allein im Bereich der Abferkelung ist ca. 300 % mehr Zeitaufwand nötig:

Andere Länder sind diesen Weg schon gegangen - allen voran, das Nicht-EU-Land Schweiz, welches mit enormen Quersubventionen die Schweinehaltung schon lange umgestellt hat. Aber auch hier mit allen Strukturwandelfolgen, weil neue Auflangen, neue Ställe & Investitionen brauchten:

Doch auch das EU-Land Schweden hat seinen Weg mit einem Strukturbruch bezahlt: Die Mehrheit der kleinen Betriebe hat aufgegeben, große neue Ställe entstanden auf der grünen Wiese um den Tierschutzanforderungen gerecht zu werden. Das können nur wenige finanziell stemmen:

Im Gegensatz zur Schweiz hat aber Schweden keinen Außenschutz gegenüber günstigerem Fleisch: Die Importe nahmen massiv zu, die einheimische Erzeugung hat heute eine Selbstversorgung von unter 80 % bei "nur" 10 Millionen Einwohner.

Die Agenda "teurer, weniger, besser essen" greift nur begrenzt: Durch die günstigeren Importe STIEG der Schweinefleischkonsum in Schweden kräftig an: Es werden auch in Deutschland Optionen mit Reaktionen verwechselt, die Marktgesetze greifen auch dort:

Deswegen weiter auf "Kostenminimierung" in Deutschland setzen? Warum nicht High-End-Label und Bio? Weil grad im Bio-Schweinefleischbereich die Kundendecke "dünn" ist: Bisher kein/ein (!) Prozent vom Schweinefleischmarkt, selbst wenn man verdoppelt... ist es eine Super-Nische:

Dazu kommen die Schweinehalter aus einer mehrjährigen Preiskrise: Es ist schlicht weg kein Geld da für einen "Aufbruch" ergo Invest/Neu/Umbau, im Gegenteil - das Umlaufkapitaldefizit frisst (wenn vorhanden Reserven) auf. Corona & ASP sind ein einzigartiger, disruptiver Vorgang:

Dazu kommt das sich die Afrikanische Schweinepest vom Osten her weiter in Deutschland ausbreitet. Bisher wurden in einem Ökoschweinebetrieb & 2 konvi-Betrieben ASP nachgewiesen & der Bestand geräumt. Da kein Impfstoff vorhanden, hilft nur Hygiene Null Kontakt zu Wildschweinen!

Länder, die wie wir solches Ausmaß an infizierten (toten) Wildschweinen haben (2600 tote Wildschweine gefunden), sind die ASP nicht mehr "losgeworden". In den Restriktionszonen (der Umgebung der Fälle) gilt in der EU dann das Seuchenschutzgesetz mit einer neuen (!) ASF Verordnung

Diese ist seit April 2021 gültig und besagt in den Restriktionszonen = Umgebung in der infizierte Schweine gefunden wurde: Das dort alle Hauschweine aufzustallen sind in Ställe "die keinen Kontakt zu anderen Tieren (!) ermöglichen! Problem für Freiland- und Ökoschweinehaltung ...

Als Summe bleibt: Ohne Querförderung wie in der Schweiz & ohne Außenschutz wird die Schweinehaltung einen "schwedischen Weg" gehen. Dazu verbrennen Landwirte derzeit Geld, dass sie für Umbauten bräuchten. Die Idyllvorstellung einer Schweinehaltung wird von der ASF gefrühstückt.

Keine Frage: Beginnen muss/müsste es damit: Das Billigstangebote, zu denen keiner! ein Schwein gut halten kann verhindert werden & falsches Niveau suggerieren. Das WIE hat mir noch keiner erklärt, weil Verkaufspreise nicht Erzeugerpreise sind. Bin so offen für praktikable Ideen!

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