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kein Pronomen, Sexarbeit, intersektionaler Feminismus, #Sexarbeitsfeindlichkeit, Social Justice und Antidiskriminierung, Medienkritik. @rubyrebelde.bsky.social

Feb 15, 2022, 12 tweets

Heute ist Dienstag und das bedeutet, dass heute
Teil 3 der Info-Serie "Sexarbeit & Medien" rauskommt.

Thema ist die SWR-Doku "Raus aus der Prostitution".
Dazu gibt es hier schon einen längeren Thread, den ich am Ende verlinke.
Jetzt aber zur aufbereiteten Analyse. /1

Tokenismus = Feigenblattpolitik.
Von Tokens (engl.) = Spielsteine, Marionetten.
Ex-Kollegin Nadine wird in diesem Film zum Token der Anti-Sexarbeitsbewegung. Beispielhaft dafür: Sie wird zur Symbolfigur während Kritik an ges. Strukturen, die den Umstieg erschweren, ausbleibt./2

Wichtig: Meine Kritik richtet sich nicht an Nadine, sondern an die Autorin und an den SWR, dessen Redaktion zulässt, dass Stimmung gegen Sexarbeit durch Stereotype und Sexarbeitsfeindlichkeit schon länger ihren festen Platz in diesem Sender haben. Nadine gebührt Respekt./3

Es ist auch wichtig, wie eine Geschichte erzählt wird, oder? Schupp schildert eine Heldinnenreise, ihr selbst kommt eine zentrale Rolle als Retterin zu. Vereinbar mit ihrer Rolle als Journalistin ist das nicht: "Distanzierte Journalistin bin ich schon lange nicht mehr."/4

In Schupps Fragen und Kommentaren äußert sich ihre Voreingenommenheit und wiederholt sexarbeitsfeindliche Narrative, Stereotype und Stigma. Beispiele?"dreckige H*re", Krankheit, Trauma, menschenunwürdig, Zumutung für die Partner*innenschaft."/5

Nadines Partner spielt eine größere Rolle, einerseits symbolisiert er die bürgerliche Normalbeziehung, die Sexarbeit ihm zufolge verhindere, andererseits othert er alle liebenden Partner*innen von Sexarbeitenden als achtlos und careless./6

Die Bildsprache bedient sich Klischees, die häufig in der Berichterstattung über Sexarbeit zitiert werden. Ästhetisch herrschen Metaphern, wie "aus der Nacht in den Tag", "fest im Sattel sitzen", "wenn die Schatten nach ihr greifen" "Traumfrau, die einem Alptraum entfloh" vor./7

Es gibt Marker für Sexarbeitsfeindlichkeit, also Elemente von Stigmatisierung und Diskriminierung, die immer wieder vorkommen. Othering, Pathologisierung, Paternalisierung, Moralische Aufladung.
Die sind in dieser Doku alle vorhanden./8

Clever ist, dass Nadine diese Botschaften teilweise selbst äußert. Allerdings ist Schupps Fragetechnik sehr suggestiv.
Schupp hat Zitate ausgewählt, die gut zu ihrem Anti-Sexarbeits-Framing passen.
Und ihre Kommentare sprechen sowieso eine klare Sprache./9

Hier überschreitet eine Journalistin und eine Redaktion die Grenze zwischen Berichterstattung und politischer Beeinflussung. Beim Thema Sexarbeit ist das leider gängige Praxis. Medienschaffende sollten ihren Bias gegen Sexarbeit diskriminierungskritisch reflektieren +abbauen./10

Hier der Thread von Sonntag:

Hello @threadreaderapp , pls unroll

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