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So düster wie die Zeiten es erfordern. Reportagen und Recherchen @niusde_

Mar 3, 2022, 15 tweets

Während Russland gestern Abend Kharkiv zerbombte, Cherson einnahm und erneut Kiev angriff, versammelte sich die antiimperialistische Linke zu einer Demo, bei der einem übel werden konnte. Ein kleines Best-Of eines grotesken Abends im Wedding. #b0203

"Wer Putin zum Alleinschuldigen erklärt und die Vorgeschichte vergisst, macht sich zum Lakaien des deutschen Kapitals."

Nicht Russland ist Schuld am Krieg in der Ukraine, sondern indirekt der "Antikommunismus" nach dem Niedergang der UdSSR. Was sie euch aber verschweigen! Diese Leute leben in einem Wahn ohne Bezug zur Realität.

Nicht von Russland geht der Krieg aus, nein, eigentlich ist die Nato als "aggressivste Militärbündnis der Welt" (mit)schuldig, ebenso der "BRD-Imperialismus".

"Es ist vollkommen klar: Es geht bei diesem Geld nicht um Verteidigung. Der Krieg in der Ukraine ist nur ein Vorwand, um einen aggressiven deutschen Imperialismus zu legitimieren und zu ermöglichen." Ziemlich nah an Flat-Earth.

Wenn dein Liebknecht-Luxemburg-Film einen Hänger hat. "Wie schon vor 100 Jahren gilt auch heute: Der Hauptfeind steht im eigenen Land." Mit Hauptfeind meint unser Redner Deutschland und die Nato.

Besonders widerlich: "Denn wenn wir auf die Geschichte schauen, dann zeigt die Geschichte uns, dass es Kommunistinnen waren (…)" Die Geschichte zeigt uns eigentlich nur, dass es Kommunisten waren, die durch Holodomor Millionen Ukrainer verhungern ließen. Bodenlos.

"Es steht außer Frage, dass die Nato…" Ja, was steht eigentlich außer Frage? Keine Ahnung. Jedenfalls kann die Antwort nicht sein, "dass wir uns auf die Seite der Nato und des Westens stellen." Äquidistanz am Limit, vielen Dank für nichts.

Ohne Worte.

Die "ellenlange Liste der regime changes und Kriegsunterstützungen" der BRD zeige, dass Waffenlieferungen an die Ukraine eigentlich nur Kräfte unterstützen, die die Ukraine "zum Vasallen des Westens" machen wollen.

Was soll auf die "kapitalistischen Friedensverhandlungen" folgen? Unser Redner wägt ab: "Entweder eine kapitalistische Ukraine, die in die EU eintritt (…) oder eine vermeintlich neutrale Ukraine, die ein Pro-Putin-Regime bekommt?" Tja, wie soll man sich da entscheiden?

Man ahnt Böses, wenn man sich vorstellt, was diese Leute machen würden, wenn sie an der Macht wären. Auf die deutsche Linke ist für Putin immer Verlass und man sollte sich nicht damit trösten, dass da nur 200 Teilnehmer waren, denn Sympathien gibt es genug, ob bei Linke oder AfD.

Es ist auch klar, dass auf der Demo Russlands Angriffskrieg *auch* verurteilt wurde. Ebenso, dass man die Nato sicherlich kritisieren kann (siehe Türkei/Syrien). Aber diese verschwurbelte und geschichtsvergessene Äquidistanz bei Osteuropa …völlig kaputt.

Vielleicht kann die deutsch Linke auch mal ihren Mund halten und die Ukraine selbst entscheiden lassen, ob sie in die NATO und zur EU oder zu Putin will?!? Und solidarisch sein, wenn Putin Zivilisten bombardiert.

Und Lesetipp zum Schluss: '„Kein Krieg!“ unterscheidet nicht zwischen Opfer und Aggressor, „Kein Krieg!“ nimmt hin, was der Aggressor durch seine militärischen Aktionen gewinnt, „Kein Krieg!“ entwaffnet das Opfer, das sich in diesem Krieg weiter wehrt.' welt.de/kultur/literar…

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