#Vorlesung #Islamwissenschaft 1⃣0⃣ Was ist der Sufi-Islam (Sufismus)? Der Sufismus bildete sich bereits in der Frühzeit als mystische Tradition innerhalb des Islams heraus, die sowohl eine intellektuelle als auch eine lebenspraktische Seite hatte. /1
Erst mit der Entstehung der Sufi-Orden ab dem 11./12. Jh. erlangte der Sufismus jedoch seine enorme gesellschaftliche Breitenwirkung in der gesamten islamischen Welt. Sufi-Orden sind religiöse Gemeinschaften innerhalb des Islams. Sie fügen dem allgemeinen Islam, ... /2
wie er von den (sunnitischen und schiitischen) Gelehrten in der Regel definiert wird, vier entscheidende Aspekte hinzu: /3
1) Die Idee eines mystischen Pfades. Dieser bietet einen Zugang zum Göttlichen, der komplementär (oder sogar alternativ) zur Schriftgelehrsamkeit ist. (Bild: Portrait eines Meisters des indischen Chishti-Ordens, 19.Jh, metmuseum.org/art/collection… ) /4
2) Eine Gemeinschaft, die im Kern auf der Beziehung zwischen einen spirituellen Meister (Scheich) und seinen Adepten beruht und über eigene soziale Orte, Verhaltensnormen und Initiationsriten verfügt. 3) Jeder Sufi-Orden ist ein eigener „Weg“ (ṭarīqa), ... /5
... der aus speziellen Riten und Praktiken besteht. Diese werden durch eine „spirituelle“ Überlieferungskette (silsila) auf den Ordensgründer und darüber hinaus auf den Propheten zurückgeführt wird. (Bild: Silsila eines modernen Naqshbandi-Ordens, naqshbandi.org/the-golden-cha…) /6
Das Spektrum sufischer Riten ist sehr vielfältig und lässt sich grob zwischen den Polen „nüchtern“ und „ekstatisch“ einordnen. „Nüchterne“ Orden praktizieren etwa Meditation und gemeinsame rhythmische Rezitation; (Beispiel: )
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... „ekstatische“ Orden hingegen Dinge wie Tanz, Durchbohren des Körpers und Schlangenbeschwörung. (Bild: Richard Hunt, Dancing Dervish, 1853, Library of Congress, loc.gov/pictures/item/…) /8
4) Wichtig für die populäre Breitenwirkung des Sufismus ist der Heiligenkult um lebende und verstorbene Meister, die als „Gottesfreunde“ (awliyāʾ) bezeichnet werden. (Sure 10, Vers 63: "Wahrlich, die Freunde Gottes - keine Furcht haben sie, noch sind sie traurig.") /9
Sie werden als spirituelle Wesenheiten betrachtet, die auf die physische Welt Einfluss nehmen können und an ihren Schreinen göttlichen Segen (baraka) vermitteln. (Bild: Im Inneren des Schreins von Abu l-Hasan ash-Shadhili in Tunis) ... /10
Jährliche Pilgerfahrten (Mulids) an die Schreine haben den Charakter von Volksfesten (Video: Auftritt des bekannten Sängers Yasin at-Tuhami bei einem Mulid in Kairo,
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