Bericht zu #ac0103 🧵
CN NS Ableism
(Mit-)Organisator der Pro-#Ganser Kriegsdemo war die #FreieLinke #Aachen (sowie #Querdenken etc.), deren (Co?-)Sprecher Markus Kirch direkt im zweiten Satz der Eröffnungsrede die Hauptlüge verbreitete, es gehe um ein "Redeverbot in Aachen".
Denn offensichtlich war der Anlass des Protests gegen Ganser der, dass Ganser in einem städtisch finanzierten Raum auftreten soll und nicht, dass er überhaupt in Aachen auftritt. Kirch weiß das natürlich, aber anders wäre die Grundlage des eigenen Protests illegitimer als sonst.
Laut Kirch hätten darüber hinaus "alle Fraktionen des Stadrats" dazu aufgerufen gegen Gansers Auftritt zu protestieren. Eine weitere Falschbehauptung angesichts der Tatsache, dass es keinen solchen Aufruf der CDU Fraktion gab.
Es folgt das obligatorische Lippenbekenntnis, dass man sich selbst "gegen jede Form von Antisemitismus" und Co. stelle. Der klassische Immunititätsfreifahrtschein, denn wogegen man ausgesprochen sei, das könne man selber dann nicht sein. Bzw. Ganser, um den es nun geht.
Zunächst ist interessant, dass Kirch sich nicht auf die eigentliche Kritik der NS/Shoa-Relativierung bezieht sondern die beliebte Strohpuppe (passend zur Veranstaltung selbst) der "-Leugnung" anführt. Eine Kritik, die niemand so formulierte.
Ein beliebter Griff derjenigen, die den NS oder die Shoa gerne relativieren, aber dadurch, dass die Leugnung viel stärker tabuisiert ist, zunächst so getan wird, als würde man zumindest das nicht tun, um darauf folgend die tatsächliche Relativierung nebensächlicher zu machen.
Der Vergleich Gansers zwischen (angeblicher) "Spaltung der Gesellschaft" von Geimpften/Ungeimpften und dem Vernichtungsantisemitismus gegenüber Juden_Jüdinnen im 3. Reich ist für Kirch zudem nicht antisemitisch weil es zum Einen von Ganser negativ betrachtet werden würde.
Zum Anderen, weil Ganser nur einen Teilaspekt (der Shoa) zum Vergleich betrachte. Allerdings ändert nichts von beidem etwas an der Relativierung. Insbesondere ist die Betrachtung des Teilaspekts auch deshalb kein Argument, da selbst dieser Teilaspekt keinem Vergleich standhält.
Es ist die gleiche Art und Weise wie Ganser selbst arbeitet und sich versucht durch bewusst gewählte Formulierungen selbst gegen Kritik zu immunisieren, da der Interpretationsraum geschickt sowohl klein als auch groß genug gehalten wird.
Nach einer kurzen erneuten Wiedergabe von kremlscher Propaganda heißt es, "Kritiker[*innen]" würden "mundtot gemacht werden". Das gleiche Mittel wie schon beim Thema Corona: Angeblich würde man mundtot gemacht werden, während alleine letztes Wochenende das Gegenteil zeigte.
Weiter geht's mit gezielten Lügen. Mit Verweis auf Andrej Hunko (#DieLinke) würden auch andere zum Opfer der "Ausgrenzung" werden. Wie bei Ganser gab es bei Stockausen kein Verbot "in Aachen" auftreten zu dürfen sondern einzig eine Absage der Citykirche.
Auch Ulrike Guérot verlor ihre Stelle nicht auf Grund ihrer "kritischen" Ansichten sondern auf Grund ihrer Plagiate.
Es stimmt daher offenbar auch nicht, wie Andrej Hunko schreibt und von Kirch paraphrasiert wird, dass es sich hier um eine "Zensur" und "Einschränkung der Meinungsfreiheit" handeln würde, nur weil einzelne Veranstalter*innen ihre Räume nicht zur Verfügung stellen (sollten).
Nachdem zuvor schon gegen "den Mainstream" gewettert wurde, stößt sich Kirch dann an der "Political correctness" beim Thema Ukrainekrieg, die anscheinend den Mund verbieten würde.
Zur Erinnerung: Kirch, der auch die Menschen des Hauptprotests gegen Ganser als "Gutmenschen" bezeichnete, gehört zur #FreieRe.. #FreieLinke.
Ansgar Klein übernahm darauf kurz das Mikro um gegen Baerbock und den Hauptprotest samt Stadtrat zu wettern und Selenskyj als "Kriegsverbrecher" zu diffamieren.
Es folgt Robert, der die längst widerlegt "Meta-Verschwörungstheorie" verbreitet, der Begriff "Verschwörungstheorie" selbst sei eine PsyOp (psychological operation) der CIA um die "Wahrheit" hinter dem Kennedy-Attentat zu verschleiern. #Antiamerikanismus
apnews.com/article/fact-c…
Da wird dann auch @Volksverpetzer zu einer Gruppe, die angeblich "bezahlt werden", um alles zu "diffamieren", "was die Skrupellosigkeit des Imperiums (USA) aufdecken könnte".
Nun kommen einige Aussagen aus dem Aufruf des Hauptprotests. Die Behauptung: Alles davon sei falsch.
Interessant ist hier die "Beweisführung". Gegen die Kritik, dass sich Ganser antisemitisch äußere, wird Michael Butter aus einem Artikel von 2019 zitiert. Das ist insofern interessant, weil nicht nur die konkreten Aussagen, die kritisiert werden, erst 2022/2023 geäußert wurden,
sondern auch, weil der Artikel, aus dem das Zitat stammt, eine Kritik an Ganser ist. Darüber hinaus ist Butter auch Autor des Buchs "Nichts ist, wie es scheint", in welchem zum Einen bereits im ersten Kapitel der oben genannte CIA-Mythos kritisiert wird.
republik.ch/2019/04/13/die…
Zum Anderen widmet er ein gesamtes Kapitel Daniele Ganser, den er als "bekanntesten Verschwörungstheoretiker des deutschsprachigen Raums" bezeichnet.
Abschließend ist an der Stelle nur zu sagen, dass es bemerkenswert ist, wenn man sich schon auf ein Autoritätsargument stützt ("x ist wahr weil Autorität xy das sagt"), ausgerechnet jemanden wie Butter beim Thema Ganser heranzuziehen.
Die Kritik an der Aussage Gansers, dass Deutschland nicht souverän sei, stört Klein (Robert trägt Kleins vor) gar nicht erst, vielmehr stimmt er zu und nimmt klassisch Ramstein als Beispiel dafür, dass Deutschland angeblich dem Befehl der USA unterstehe.
Auch der Aussage aus dem Aufruf, dass Ganser im "Beirat eines verschwörungsideologischen Portals" sitze, wird zugestimmt. Interessant, wo es doch zu Beginn hieß, alle diese Aussage zu/von Ganser seien falsch.
Als nächstes sprach (Ex-#DieLinke, nun #FreieLinke) Hubert Heck unter anderem darüber, wie Habeck und Baerbock in den USA ausgebildet worden seien um in Deutschland die Interessen der USA zu vertreten. Dies sei aber selbstverständlich kein "oberflächlicher Antiamerikanismus".
Um die Aussage über die fehlende Souveränität Deutschlands zu toppen, wurde nun Brzezinski zitiert, der schrieb, dass sogar ganz Westeuropa und teilweise Mitteleuropa unter "amerikanischem Protektorat" stünden.
Am Ende der Rede Hecks geht es dann noch kurz um angebliche "Cancel Culture", wie es sich für eine Freie Rec...Linke anscheinend gehört.
Der nächste Redner war der AfD-nahe Ingo Körbel (Vorstand #dieBasis+Direktkandidat LTW22). Wie es häufig so will, folgt auf Lippenbekenntnisse gegen Antisemitismus nun mal meist Antisemitisimus selbst, oder zumindest die Verharmlosung. So also auch weiterhin hier.
Zu Körbel siehe auch hier von Ende 2021.
Wobei hier unklar bleibt, ob die Aussage, jemand wolle die NS-Verbrechen "rechtfertigen", ein Ausrutscher in der Formulierung war oder hier eine weitere mindestens merkwürdige Strohpuppen-Argumentation genutzt wurde.
Danach wurde es klarer: Das klassische "Ihr seid die, die die tatsächliche Untat begehen". Auch hier stellt sich die Frage, wieso der NS nicht für sich alleingestellt genommen wird sondern auch "andere totalitäre Systeme" verwendet wurden.
Es bleibt dabei. Denjenigen, die Antisemitismus kritisieren, wird indirekt vorgeworfen den NS zu instrumentalisieren um, so Körbel, die "Friedensbewegung und die Menschlichkeit zu diffamieren".
Danach wurde es erneut absurd. Laut Körbel könne solch eine Kritik nicht von selbst kommen, sie müsse von "Gesellschaften" von außen, wie bspw. das "Bundesministerium des Äußeren", kommen.
Im Folgenden erklärte Körbel den zweiten Weg und nannte dabei den vermeintlich vollständigen Namen eines Aachener Journalisten um sich danach davon freizusprechen, es gäbe Reichsbürger*innen oder Rechte in der Bewegung.
Zurück zu Kirch, der meint, die Menschen vom Hauptprotest seien die Gleichen, die "gegen die russische Kultur", schießen würden. Als Beispiel nennt er den Ausschluss der russischen Mannschaft bei den Paralympics. Nur: Das ist bisher kein Beschluss und nur eine Forderung.
Tatsächlich stieg Gewalt gegenüber Russ*innen in Deutschland an. Zu dieser Wahrheit gehört aber auch, dass solche Angriffe auch bspw. Belaruss*innen, Ukrainer*innen, etc. treffen, weil diese für Russ*innen gehalten werden.
hrw.org/de/news/2022/0…
Die Viktimisierung von einzig und ausschließlich Russ*innen dient aber dem Narrativ, dass die Ukraine und die Ukrainer*innen in diesem Krieg für Leute wie Kirch einzig zum Spielball degradiert werden und idealerweise gar nicht vorkommen (siehe auch ).
Es folgte Jochen, der - zur Erinnerung -, April 2022 noch fragte, ob "dieser Krieg so falsch" sei (). Er sympathisiere laut eigener Aussage mit Ganser und erwähnt nun gegen Ende noch einmal, dass Ganser "nix in dem Maße Falsches" gesagt haben solle.
Es stimmt im Übrigen: Wenn jemand über "den Russen" solch einen Vergleich zum NS machen würde, wäre das genauso eine Relativierung wie das, was Ganser tut. Fragt sich bei dieser Unterstützung jedoch, wieso Ganser dann aber dennoch "nix Falsches" gesagt haben soll.
Nach Versammlungsende gab dann noch Kirch, nach eigener Aussage Gründungsmitglied #DieLinke #Aachen, der rechten Streamerin Yennifer "PatriotOnTour" Inden ein Interview, wie es sich für die Freie Re...#FreieLinke, erneut, anscheinend gehört.
Zum Geschehen abseits der Redebeiträge lässt sich sagen, dass es deutlich aggressive Provokationen seitens der Kriegsbewegten gab. Immer wieder drängten sich Einzelne unter den Hauptprotest bis vor das Redepult. Teilweise griff die Polizei dazu ein.
Andere kamen mit großen Schildern, teils alleine teils in Gruppen, auf die Menge des Hauptprotests zu und machten sich über Teilnehmende lustig oder provozierten anderweitig. Andere relativierten wie üblich den NS (von ). @Report_Antisem
Dafür konnte man auf der Seite der Kriegsdemo immer wieder laut und deutlich Parolen der Friedensdemo gegenüber hören, wie bspw. "Stoppt Russland, Stoppt den Krieg", was von den "Ukrainer in Aachen" auch vom Pult aus laut angestimmt wurde, und die Kriegsbewegten deutlich störte.
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