Lennart Pfahler Profile picture
reporter @investigativ_de | coordinator international investigations @welt | extremism, politics and crime

Dec 17, 2023, 13 tweets

Nach Anschlagplänen der Hamas und Razzien bei schiitischen Extremisten im November steigt die Alarmbereitschaft in Sachen Islamismus. Wie lange das Thema vernachlässigt wurde, zeigt ein Blick auf die Hisbollah-Strukturen in 🇩🇪. Ein Thread am Beispiel der Person Anis Hijazi. 🧵

Hijazi gilt als „Reisescheich“ der Hisbollah. Laut Erkenntnissen des Verfassungsschutzes agierte er als Vertreter der „Abteilung für Außenbeziehung“ der Hisbollah & war „Verantwortlicher für die deutschen Vereine“. Er ging in zahlreichen deutschen Moscheen ein und aus.

Da ist etwa die Al-Qaem-Moschee in Berlin. Hier reiste Hijazi 2018 und 2019 an, um zu predigen. Die dort ansässige Al-Irschad Jugend hat auch eigene Pfadfinder. Die tragen zufällig Uniformen, die denen der Hisbollah-eigenen „Mahdi Scouts“ ähneln.

In der Moschee finden Hisbollah-Propagandaevents statt – etwa der „Tag des Sieges und der Befreiung im Südlibanon“. Hier läuft die Hymne der Hisbollah. In Grußworten wird Hassan Nasrallah adressiert. Andere Veranstaltungen sehen so aus:

Als das BMI die Hisbollah in Deutschland verbot, durchsuchten Polizisten im April 2020 auch die Berliner Moschee. Getan hat sich sonst seither ausweislich der Social-Media-Präsenz der Moschee bislang wenig. Weiter ist man in NRW…

Dort ließ Herbert Reul im März 2022 das Imam-Mahdi-Zentrum in Münster schließen und verbot den Betreiberverein Fatime Versammlung. Dieser sei eine „Spendenbüchse“ der Hisbollah, so Reul damals.

Tatsächlich ist Deutschland für die Terrororganisation ein bedeutendes Senderland von Finanzmitteln. So soll etwa der verbotene Verein Waisenkinderprojekt Libanon mehr als drei Millionen Euro für Hisbollahstrukturen eingesammelt haben.

Im Imam-Mahdi-Zentrum trat auch ein Mann auf, der laut Reul ein „Gesandter der Hisbollah“ war und ein „Botschafter des Terrors“. @welt hatten wir enthüllt: Es handelte sich dabei um Anis Hijazi. welt.de/politik/deutsc…

Umso erstaunlicher ist es, dass zahlreiche andere Moscheen, in denen Hijazi auch auftrat, von den Behörden bislang verschont blieben. Etwa der Al Huga Kulturverein im niedersächsischen Northeim.

Oder: Das Imam Al-Rida Zentrum in Bottrop.

Oder Gemeinden in Essen und Dortmund. Wenn man Fotos von dort sieht, ahnt man, dass dort wohl schon kleinste Kinder indoktriniert werden.


Hijazi was ausweislich arabischer Presseberichte auch in der Elfenbeinküste für die Hisbollah aktiv. Dort war er für das „Al-Ghadir“ Zentrum verantwortlich, dass gemeinhin der Terrorgruppe zugerechnet wird. Auch hier das Ziel: zusätzliche Finanzströme.

Viele der genannten Gemeinden finden sich als Unterzeichner unter der "Bochumer Erklärung der Schiitischen Gemeinden in Deutschland", mit der gegen die Schließung Hisbollah-naher Moscheen protestiert wurde. Sie sind offenbar Mitglieder des IZH-nahen Dachverbandes IGS.

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