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Jun 12, 16 tweets

Es gibt eine neue palästinensische Meinungsumfrage! 🧵

SPOILER: Unterstützung für die Hamas ist weiterhin ungebrochen hoch. Insbesondere sind auch nach 8 Monaten Krieg immer noch 2/3 der Meinung, dass die Entscheidung der Hamas, Israel am 7.10. anzugreifen, richtig war. 1/

Dementsprechend wenig überraschend ist es, dass selbst Abbas’ doch sehr vorsichtige Kritik am Vorgehen der Hamas extrem unpopulär ist. Wer Erklärungen für den außenpolitischen Kurs der PA sucht, findet sie vielleicht hier. 2/

Keine Zweifel gibt es auch weiterhin daran, dass Israel Kriegsverbrechen begeht, und weiterhin glaubt auch nur eine kleine Minderheit, dass die Hamas es auch tut. Selbst von denen, die die Videos des 7.10. gesehen haben, verneint eine Mehrheit Hamas-Kriegsverbrechen. 3/

Dabei interessant: Es geben inzwischen mehr an, die Videos der 7.-Oktober-Gräuel nicht gesehen zu haben, als bei der letzten Umfrage, was real nicht stimmen kann. Das deutet darauf hin, dass es sich hier weniger um echten Unwissen und mehr um Nicht-Wissen-Wollen handelt. 4/

Ebenso glaubt die Mehrheit weiterhin an einen Sieg der Hamas, insbesondere unter den Befragten im Westjordanland. Einen israelischen Sieg, kann sich dort quasi niemand vorstellen. Interessant der Vergleich zu März, inbesondere der Unterschied zwischen Westjordanland und Gaza. 5/

Auch bei der Frage, welche Nachkriegslösung sie sich für Gaza wünschen, liegt bei den Befragten die Fortsetzung der Hamas-Herrschaft mit großem Abstand vorne. Selbst im kriegszerstörten Gaza wollen auch nach 17 J. islamist. Diktatur immer noch fast die Hälfte weiter die Hamas. 6/

Die Idee einer internationalen arabischen Friedenstruppe für Gaza wird dagegen weiterhin vehement abgelehnt. Die Ablehnung ist sogar eher leicht gestiegen, allerdings zweifelsohne im Bereich der bei einer Befragung unter solchen Umständen unvermeidlichen Fehlerspanne. 7/

Was die Popularität externer Akteure im Nahen Osten angeht, gibt es eine klare Korrelation: Je israelfeindlicher, desto größer ihr Ansehen. Besonders hervorzuheben, der deutliche Anstieg in der Beliebtheit des Irans nach dem iranischen Raketenangriff auf Israel im April. 8/

Interessanter Nebenaspekt: Deutschland ist trotz allem gar nicht mal so viel unpopulärer als die UN, obwohl sich UN-Vertreter – im Gegensatz zur Bundesregierung – in letzter Zeit doch oft sehr deutlich gegen Israel positioniert haben. 9/

Was die palästinensische Innenpolitik angeht, so ist die Beliebtheit von Hamas und Sinwar zuletzt sogar eher wieder gestiegen. Die Zustimmungswerte des neuen PA-Ministerpräsidenten Mohammad Mustafa (seit April im Amt) sind hingegen unterirdisch. 10/

Dementsprechend wäre die Hamas auch der deutliche Gewinner hypothetischer palästinensischer Parlamentswahlen. Ein reines Verhältniswahlrecht angenommen, würde es allerdings nicht unbedingt für eine absolute Mehrheit reichen. 11/

Bei Präsidentschaftswahlen würde Haniyeh (Hamas) gegen Abbas (Fatah) haushoch gewinnen, wobei jedoch fast die Hälfte so eine Wahl boykottieren würde. Stände auch Marwan Barghuti, der wegen Mordes in Israel eine lebenslange Haftstrafe absitzt, zur Wahl, hätte er die Nase vorn. 12/

Zustimmung zu einer Zwei-Staaten-Lösung ist nach einem sprunghaften Anstieg im März wieder zum niedrigeren Ausgangswert zurückgekehrt. Laut PCPSR ist das ein Proxywert dafür, wie aussichtsreich die Umsetzung einer solchen Lösung eingeschätzt wird. 13/

Dazu passt, dass nur eine Minderheit eine Zwei-Staaten-Lösung als Ziel zugunsten einer Ein-Staaten-Lösung aufgeben will.
Anderer bemerkenswerter Punkt: Eine deutliche Mehrheit hält eine Auflösung der Palästinensischen Autonomiebehörde für eine gute Idee. 14/

Was die Methoden angeht, hält insgesamt eine Mehrheit „bewaffneten Widerstand“ für den erfolgsversprechendsten Weg zur Erreichung palästinensischer Ziele, im Westjordanland mehr als in Gaza. Verhandlungen sehen nur 1/4 als besten Weg, friedlichen Widerstand noch weniger. 15/

Die Umfrage wurde vom 26.5. bis 1.6. vom Palästinensischen Zentrum für Politik- und Umfragenforschung (PCPSR) in Zusammenarbeit mit der Konrad-Adenauer-Stiftung (@KASonline) durchgeführt. Alle Ergebnisse und Infos zur Methodik gibt es unter: . 16/16pcpsr.org/en/node/980

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