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Nachdem einige Nachfragen kamen, hier meine Einschätzung zu #olympia120620 #nolympia - ein Thread:

Zuerst einmal ist grundsätzlich die Idee zu kritisieren: einen Tag lang werden Petitionen veröffentlicht und direkt unterzeichnet von >60000 Menschen,um dem Klimawandel zu begegnen
2/ Weder ist die Idee besonders klug, über so einen "social hack" massenweisse Petitionen schnell durchzubringen. Natürlich hat die Art der Entstehung Einfluss darauf, wie diese Inhalte diskutiert werden. Klar müssen die Petitionen im Petitionsausschuss diskutiert werden, aber
3/ ob dies in der gleichen Ernsthaftigkeit geschieht und selbst dann die große Wirksamkeit zeigt, bleibt offen. Auch könnte dieses Vorgehen nachhaltig dem Instrument Petition schaden.

Problematischer finde ich die >60.0000 Unterzeichnenden, die bereit sind, im wesentlichen
4/ ungelesene Petitionen zu unterzeichnen - und davon sollte ausgegangen werden, dass ein Stadion kaum der geeignete Rahmen ist, um Petitionen zu lesen und zu verstehen. Also alles basierend auf intrinsischem Vertrauen zu fragwürdigen Veranstalter*innen.
5/ Oder die Petitionen werden zuhause gelesen - wozu dann die Stadion-Aktion, wenn die Petitionen eh die Personen erreichen und überzeugen? Das Grundkonzept überzeugt einfach nicht. Zur demokratiefeindlichen Grundkonstruktion der Ticketpreise, -vergabe usw wurde schon viel gesagt
6/ Über die Initiatoren wurde viel geschrieben. Die Bilderbuch-Startup-Hipster von einhorn sind das wandelnde Klischee selbstverliebter Macker, die mal eben schnell die Probleme unserer Zeit mit ihrer "unternehmerischen Haltung" klären.
7/ Hier haben die beiden Dudes mal schnell "den Feminist*innen" die Mehrwertsteuer geklärt, jetzt mal eben für uns alle das Klima. Die selbstgefällige, unreflektierte Haltung und Vorgehensweise zeigt sich immer wieder -
8/ z.B. wenn sie davon sprechen, dass auch Nazis willkommen sind, "wenn sie gegen Rassismus sind". WTF. Da gibt es nichts zu relativieren - das Einzige, was sie damit relativieren ist Rassismus. Aber als weiße rich kids ist das ja eh alles nur Spielfeld,
9/ Selbstbeweihräucherungsplatz - und hat nichts mit ihnen selbst zu tun. Wer als BiPOC sollte zu so einem Event gehen und sich sicher fühlen? Alle, die mit solchen Events zu tun hatten, wissen, wie schwierig Sicherheit herzustellen ist und welche Strukturen es braucht,
10/ um extreme Rechte an den Eingängen zu identifizieren. Und die, die das könnten, werden sich nicht für diesen Klamauk hergeben. Denen, die das kritisieren, dann auch noch "Spaltung des Widerstands" vorzuwerfen, ist astreine "Täter-Opfer"-Umkehr.
11/ Die Naivität und unbeirrbare Selbstüberhöhung der Organisator*innen schadet der rassismuskritischen Klimabewegung, massiv. Von deren unglaubhaftem angeblich
12/ altruistischen Engagement fange ich gar nicht an, das Marketing ist zu offensichtlich. Die gelebte Praxis und die Behauptung, einhorn wäre nur im Hintergrund stehen sich offensichtlich diametral gegenüber.
13/ Gerne wird auch auf die Unterstützer*innen verwiesen und wie toll NGOS, Orgas und Aktivisti zusammen gebracht werden. Stattdessen schaut doch lieber mal auf die Liste, wer alles _nicht_ mit dabei ist. Die nicht-beteiligten Organisationen sind das Who-is-who der Klimabewegung,
14/ nicht umgekehrt - mit Ausnahme von u.a. FFF Berlin, viele andere FFF-Ortsgruppen sind ja eher mit Distanzierung und Schadensbegrenzung beschäftigt. Und geht mal davon aus, dass es nicht daran mangelte, dass (große) Organisationen und Bündnisse angefragt wurden.
15/ Die haben sich bewußt gegen eine Teilnahme entschieden, fragt einfach mal die euch nahestehenden Organisationen. Es ist also nicht so, dass #olympia120620 geeignet wäre, einen großen Rahmen für viele tolle Orgas zu schaffen. Viele Orgas wollen das in diesem Setting nicht.
16/ Und sie treffen sich längst, z.B. im Rahmen der Global Strike Vorbereitung uvm., geht mal davon aus, dass die Aktivisti auch nicht ganz dumm sind und Vernetzung/Mobi eher Kerngeschäft ist. Wäre das Anliegen tatsächlich eine Unterstützung der Klimabewegung, hätten sich die
17/ Initiatoren auf ihre Kernkompetenz(en) beschränkt und nicht versucht, sich organisatorisch an die Spitze zu stellen. Wer das umgekehrt darstellt, ist offenbar selbst weit ausserhalb der Bewegung(en) und nicht imstande, Strukturen und Notwendigkeiten zu erkennen.
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