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Everything wrong with Schalke • 2020

Teil 1: Größenwahn und Selbstüberschätzung - Schalke auf den Spuren von Stuttgart, Hamburg und Bremen

#S04
• Dieser Thread soll keine Wutrede sein. Mir geht es darum so deutlich wie möglich die Probleme zu erläutern die wir momentan auf Schalke haben. Hierbei geht es mir aber um das große Ganze und nicht um die derzeitige sportliche Situation. •
Schalke 04 ist mit über 160.000 Mitgliedern der zweitgrößte Sportverein Deutschlands. Daraus leiten viele Schalker ab, dass man deswegen auch der zweitbeste Fußballverein Deutschlands sein muss. Und dass es Schalkes Anspruch sein muss jedes Jahr Champions League zu spielen.
Und da ist schon das erste Problem. Schalke ist meilenweit davon entfernt sportlich ein Spitzenclub zu sein. Und was noch mehr wehtut, ist dass wir meilenweit von unseren Schwarz-Gelben Freunden entfernt sind. Und diese Lücke wird von Jahr zu Jahr größer. Das Problem ist jedoch,
dass Schalke es nicht wahrhaben möchte, dass dem so ist. Auch wenn wir uns inzwischen weitestgehend einig sind, dass wir kein Spitzenverein mehr sind, ist in den Köpfen von uns allen irgendwo verankert, dass das momentan nur ein Ausnahmezustand ist und wir ein "schlafende Riese"
seien. Irgendwo glaubt jeder von uns, dass wir nur einen guten Trainer davon entfernt sind wieder oben ranzukommen. Von diesem Gedanken müssen wir uns lösen. Wir müssen akzeptieren, dass die Konkurrenz uns überholt hat und kurz davor ist uns abzuhängen. Auch wenn es schwer fällt.
Wir müssen uns dessen bewusst sein, dass wir uns in einem freien Fall befinden und auf bestem Weg sind so zu enden wie Werder, Hamburg und Stuttgart. Das heißt nicht, dass wir nächste Saison ein Abstiegskandidat sind oder Ähnliches, aber das wir Gefahr laufen da mittelfristig
hinzukommen. Stuttgart wurde 2007 Meister, Hamburg und Bremen waren bis 2010 regelmäßig international vertreten und waren Vereine, die sich jede Saison leise Hoffnungen gemacht haben da sein zu können, wenn die Bayern schwächeln. Genau wie wir es in der Vergangenheit taten.
Doch in der Realität erreichten alle 3 Vereine irgendwann einen toten Punkt und begannen abzudriften. Es gab immer mal einen Ausreißer nach oben, aber die sportliche Tendenz ging klar nach unten. Das wollte aber niemand wahrhaben. Deswegen wurden Spieler, Trainer und Manager
verschlissen in der Hoffnung, dass der Nächste den "Normalzustand", der zu dem Zeitpunkt jedoch schon längst Vergangenheit gewesen war, wiederherstellen konnte. So gelangen diese 3 Vereine, geblendet von der glorreichen Vergangenheit, in eine Abwärtsspirale, die für 2 der 3 in
der 2. Liga endete, während Bremen, die 2010/11 letztmals international vertreten waren, seit Jahren zwischen Mittelfeld und Abstiegskampf pendeln. Die Muster waren aber dieselben, wobei Bremen sich hier deutlich kontinuierlicher zeigten was das Personalmanagement angeht und
meines Erachtens deswegen bisher den "freien Fall" im Vergleich zu Stuttgart und dem HSV verlangsamen konnten. Vergleicht man aber die Kader der 3 Clubs der letzten 3-5 Jahre mit denen die sie jeweils vor 10-15 Jahren hatten sieht man ganz klar einen qualitativen Zerfall.
Und genau das trifft auch auf uns zu, wenn auch auf einem anderen Niveau. Unsere Mannschaft verliert Jahr für Jahr an Qualität, wir wollen das aber jedoch immer noch nicht wahrhaben. Wenn man sich mal den Spaß macht und die Kader aller Saisons seit 2011/12 ansieht sieht man das
deutlich. Hierbei will ich allerdings nicht auf Namen oder einzelne Positionen eingehen. Unser Problem ist, dass wir zwischen 2011 und 2015 einen Kern der Mannschaft hatten, von dem wir in dieser Zeit gezehrt haben, ohne die innere Uhr der Spieler oder deren Vertragssituationen
zu berücksichtigen. Das Ergebnis waren 3 CL- und 2 EL-Qualifikationen in 5 Jahren und ein wirtschaftlicher Totalschaden. Die sportliche Qualität des Kaders wurde durch Riesentalente aus der Knappenschmiede noch ein paar Jahre aufrecht erhalten, ist dann aber auch zerfallen, da
diese Spieler irgendwann zu gut für uns waren und uns verließen, meistens ablösefrei. Und diese ablösefreien Abgänge sind, auch wenn die sie durch den Managerwechsel 2016 teilweise unglücklich waren, auch auf den Größenwahn von Schalke zurückzuführen, da man dachte, dass man
eine Chance hätte diese Spieler doch noch zu halten, oder durch das Halten der Spieler und das in Kauf nehmen eines ablösefreien Abgangs vielleicht durch eine mögliche CL-Qualifikation so oder so an die nötigen Gelder ranzukommen. (Was genau einmal klappte. Danke Domenico.)
So oder so hätte man 2 Jahre vor Ablauf der jeweiligen Verträge handeln müssen. Wenn ein Spieler mit weniger als 2 Jahren Restvertrag in eine Saison geht ist es schon zu spät. Und das ist etwas, was wir am besten in unsere Vereinssatzung schreiben sollten. Denn hätten wir für
Matip, Goretzka, Meyer, Kolasinac und sogar Neustädter, Huntelaar, Aogo so wie jetzt noch Nübel Ablösen kassiert, hätten wir bis vor ein paar Wochen wahrscheinlich nicht um unsere Existenz bangen müssen. Wobei es darauf keine Garantie gegeben hätte, berücksichtigt man die
Inkompetenz unserer Vereinsführung (Worauf ich noch weiter eingehen werde).

Abschließend ist also festzuhalten, dass Schalke von Größenwahn und Selbstüberschätzung angetrieben wird und sich dadurch zu rücksichtslosen, vorschnellen und dummen Entscheidungen verleiten lässt.
Und genau diese Entscheidungen tragen dazu bei, dass wir, wie bereits erwähnt, ähnlich wie andere Vereine über Jahre hinweg schleichend zerfallen, bis wir irgendwann wach werden und die Realität uns einholt. Wann dies jedoch passiert, ist offen. Schaut man auf andere
Traditionsvereine kommt dieser Punkt teilweise mal früher oder gar rechtzeitig in der Regel aber erst wenn es entweder schon zu spät (Stuttgart, Hamburg) oder viel zu spät ist (siehe Kaiserslautern). Hier gibt es zwar auch Vereine die nach Zerfall den Turnaround zwar geschafft
haben (zB Gladbach, Dortmund, Frankfurt) aber auch Clubs die den Turnaround nicht ganz geschafft haben und entweder Fahrstuhlvereine sind oder graue Mäuse (zB Hertha, Nürnberg, Köln). Ich möchte nicht das Risiko gehen, dass wir aus Ignoranz absteigen und dann ggf. selbst ein
Fahrstuhlverein werden oder gar völlig untergehen wie der 1. FC Kaiserslautern. Nur weil wir (Hundertsechzig-)Tausend Freunde sind, sind wir nicht immun gegen so ein Schicksal. Deswegen ist es wichtig, dass wir uns dessen bewusst sind und aus unseren Fehlern aber auch aus denen
eben dieser Clubs lernen und es gar nicht erst so weit kommen lassen. Je früher wir das akzeptieren, desto reversibeler der Schaden, wobei wir uns jetzt schon länger im Bereich der Schadensbegrenzung bewegen. Denn zu spät ist es schon seit einigen Jahren.
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