Als Militärs in #Indonesien 1965 begannen, Zivilisten zu ermorden und in Massengräber u. Flussbetten zu werfen, war Deutschland informiert. Zeitgleich baten Generäle Deutschland um Unterstützung für Fortsetzung der "antikommunistischen Säuberungsaktion". THREAD @tonline_news
Seit Jahren pflegten die Nachrichtendienste gute Beziehungen zueinander. Hochrangige Militärs hielten sich in Deutschland zu Ausbildungszwecken auf. Dem deutschen Botschafter berichteten sie schon zuvor, man warte nur auf die Gelegenheit, die Kommunisten zu vernichten.
Deswegen war die deutsche Botschaft auch frühzeitig über die Putschpläne informiert. Die Entwicklungen kamen der Bundesrepublik sehr entgegen. Der indonesische Präsident kokettierte mit der Anerkennung der DDR. Die Bundesrepublik wollte das um jeden Preis verhindern.
Als die Massaker der Militärs begannen, erhofften sich die Militärs eine Barzahlung von Deutschland: 1,2 Millionen D-Mark. U.a. für "Sonderaktionen gegen KP-Funktionäre", zur "Durchführung gesteuerter Demonstrationen" und für Propagandamaterial.
"Abgelehnt Nichteinmischung" steht handschriftlich auf der Akte des BND, die diese Bitte festgehalten hat. Es deutet aber einiges darauf hin, dass es nicht dabei blieb - und schließlich Unterstützung geleistet wurde, "unter schärfster Abschirmung der Übermittlungswege".
Nur wenige Wochen nach der Bitte traf sich der spätere Bundespräsident Karl Carstens mit Brigadegeneral Sukendro in Bonn und diskutierte offiziell Wirtschaftshilfen mit ihm. Zu dieser Zeit war Carstens Staatssekretär im AA - Sukendro hatte keinerlei diplomatische Funktion.
Vielmehr war Sukendro als ehem. Geheimdienstler zuständig für die Beschaffung der Auslandsunterstützung für die Militärs. Die US-Botschaft hatte er schon um Waffen + Funkgeräte gebeten. Die Lieferung der Funkgeräte wurde dem zuständigen US-Ausschuss zur Bewilligung vorgelegt.
Experten gilt Sukendro deswegen als Schlüsselfigur für den Aufbau des Mordapparats, der mindestens eine halbe Million Menschen tötete. Andere Schätzungen sprechen von bis zu drei Millionen.
Während die Massaker andauerten, machte Carstens künftige Wirtschaftshilfen abhängig von einer Fortsetzung des antikommunistischen Kurses. Die gleiche Linie vertrat der Botschafter in Gesprächen mit den Militärs.
Keine drei Wochen später berichtete der deutsche Botschafter dem Auswärtigen Amt von bislang 128.000 Toten. Da war es Mitte Dezember 1965, die Morde sollten noch bis mindestens April 1966 andauern.
1968 galt der Putsch in Indonesien dann offenbar als Erfolg des BND. So steht es zumindest in einem Dokument, das wir nicht unabhängig verifizieren konnten, das aber durch die anderen Dokumente gestützt wird.
Es soll sich dabei um einen Vortrag von BND-Chef Wessel vor dem Vertrauensgremium des Bundestags handeln. Deutschland habe "Berater, Geräte, Geld" geliefert. Carstens habe dafür Sondermittel des Auswärtigen Amts freigegeben.
Die ganze Recherche und alle Dokumente gibt es hier: t-online.de/nachrichten/au…
