In 16 Wochen wird der US-Präsident gewählt. Ich weiß nicht, inwieweit man sich außerhalb Amerikas vorstellen kann, wie strapaziert das US-Wahlsystem ist. Das heißt, jene Menschen, die die Wahlen hier organisieren & abhalten. Konfrontiert mit +Covid-19 Fällen, zu wenig Geld & Zeit
Wir haben mit Dutzenden von ihnen gesprochen. Viele haben ihre Budgets für 2020 schon jetzt erschöpft. Das zusätzliche Geld über den CARES Act -- ein Gesetz, im März erlassen, mit u.a. $400M Zuschuss für die Wahl im November -- ist ebenfalls bereits ganz oder fast aufgebraucht.
Nehmen wir Forrest Lehman, er verwaltet die Wahlen in Lyoming County in Pennsylvannia, einem ~100k EW Landkreis. $48,000 hat er via den CARES Act erhalten, das hat ihn gerade mal durch den Primary im Juni gebracht. Für November ist nichts mehr übrig. 
Phyllis Burke in Georgia musste kurzfristig neue Wahlhelferinnen aufstellen -- Wahlhelfer sind oft 60+ und damit eine Risikogruppe für Covid-19. Das hat ihr Budget gesprengt. Barbara Goenecker, Beamtin einer 1,500 EW Gemeinde in Wisconsin, sagt sie habe im August kein Geld mehr.
Die Liste ließe sich lange fortsetzen. Jede Beamtin, mit der wir geredet haben, bemüht sich um ihre Gemeinde. Viele machen den Job neben einem "normalen" Vollzeitjob + keinen kümmert es, wer im Nov. gewinnt. Doch alle sind besorgt, wie sie es schaffen sollen diese Wahl zu halten
Das fehlende Geld ist nur ein Teil des Problems. Gleichzeitig laufen alle Wahlvorsteher gegen die Zeit. Briefwahlen sind ein manueller Prozess. ++Scanner & Sortiermaschinen können helfen die Masse an Wahlkarten zu bewältigen. Für diese Anschaffungen ist es aber bereits zu spät
Während die Covid-19 Fälle ein Allzeithoch erreichen, rechnen Experten mit 70-100 Mio. Briefwählerinnen -- mehr als doppelt so viele wie in 2016. Denn natürlich wollen viele lieber per Brief als vor Ort wählen. Wer will sich zw. Gesundheit oder Wahlrecht entscheiden müssen?
Diana Moorman aus Virginia hat bereits die Hälfte ihres $69,000 CARES Act Zuschuss allein für Wahlkarten veranschlagt. Ihr Bezirk hat 58,000 registrierte Wähler. Im Primary 2016 haben 9 davon per Brief gewählt, 2018 waren es +2,700. Dabei ist Wahlbeteiligung in Primaries niedrig.
Was bedeutet das für November? Wir werden am 3. Nov. wohl nicht wissen, wer US-Präsident ist. Wahrscheinlich auch nicht am 4. und auch die Tage danach nicht. Briefwahlkarten auszuzählen braucht Zeit und noch nie wollten so viele Amerikaner & Amerikanerinnen auf diese Art wählen.
Das System ist nicht für diese Menge ausgelegt, Wahlhelfer sind nicht entsprechend ausgestattet. Hunderttausende Wahlzettel könnten aussortiert werden, verloren gehen oder nicht rechtzeitig im jeweiligen Wahllokal eintreffen. In einer historischen Wahl bei der jede Stimme zählt.
Um auf meinen 1. Tweet zurückzukommen, auch viele Amerikanerinnen und Amerikaner sind sich der Hürden und Grenzen des Wahlsystems nicht bewusst. Hier ist unsere Recherche: usatoday.com/story/news/inv…
