Ich weiß es ist ein altes Thema und ich bin der hundertste der es aufgreift aber wenn JETZT neben euch ein Mensch mit Kreislaufstillstand zusammenbricht, könntet ihr souverän reagieren?
Wiederbelebung? Wo ist der nächste AED? Könnt ihr damit umgehen?
Wie schaut’s bei Kindern aus?
Vielen Dank für eure vielen Antworten. Ich finds klasse, wie viele Bescheid wissen oder zumindest eine Reanimation beginnen würden. Noch immer erfolgt hierzulande in 61% der Fälle vor Eintreffen des Rettungsdienstes keine Laienreanimation.
Dabei ist alles besser als nix zu tun!
Nicht jeder muss ein Profi sein, im Notfall reichen Thoraxkompressionen aus.
Das wichtigste ist jedoch, den Kreislaufstillstand auch als solchen zu erkennen. Pulse tasten sind für Laien oft unzuverlässig, von daher achtet auf die Atmung.
Keine Atmung = Kreislaufstillstand
Gelegentlich kann es zu sog Schnappatmung kommen, langsamen schnappenden Atemzügen die einem Atemstillstand unmittelbar vorausgehen. Auch dies deutet auf einen Kreislaufstillstand o. eine schwere Atemstörung hin und eine Reanimation sollte begonnen werden.
Nach Absetzen des Notrufs beginnt sofort mit Thoraxkompressionen. Auch hier gibt es viele Empfehlungen. Für Anfänger sucht euch die Mitte des Brustkorbs zwischen den Brustwarzen und drückt feste los. Von der Geschwindigkeit eignet sich zB Stayin’ alive.
Zu Zeiten von COVID-19 ist es laut Reanimationsleitlinien legitim, als Ersthelfer auf eine Mund-zu-Mund Beatmung zu verzichten.
Schützt euch selbst, tragt eine Maske und verwendet falls beherrscht Beatmungsbeutel MIT Filter.
Verwendet einen AED falls verfügbar.
Etwas anders sieht es bei Kindern aus, diese haben selten Herzerkrankungen, von daher rückt die Beatmung mehr in den Mittelpunkt.
Man sollte Atwege kontrollieren, mit 5 Beatmungen beginnen und dann im Verhältnis 30:2 (15:2 für Profis) mit Kompressionen und Beatmung weiter machen.
Das habt ihr wahrscheinlich schon gehört, ich sag es trotzdem:
- Man kann nichts kaputt machen. Wenn man reanimiert ist der Mensch schon tot. Es können Rippen brechen, doch diese sind das kleinste Übel.
- Macht regelmäßig Erste Hilfe Kurse, denn praktische Übung hilft am besten.
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Ja es ploppen je nach Versorgungsbereich in der Metropolregion immer mal wieder einzelne grüne Kapazitäten auf, weil Patienten sterben oder verlegt werden.
Dies ändert nichts an der Tatsache, dass die Versorgungskapazitäten an der absoluten Schmerzgrenze laufen.
Das Klinikum NBG hat bereits vor Wochen den Alarmfall ausgerufen und behandelt nur noch dringliche Fälle. Einzig weil es nicht mehr anders geht.
Wichtige Anmerkung zu den DIVI-Zahlen, die mir bis vor kurzem selber nicht so bewusst war:
Ich hatte mich gewundert, warum jeden Tag in diversen Verzeichnissen 2-3 freie Betten gemeldet waren, obwohl die ITS teilweise sogar überbelegt war und ich die Zahlen selbst gemeldet hatte.
Beim näheren Betrachten fiel mir auf, das bei der Gesamtzahl hier ca 10 ITS Betten mehr ausgewiesen waren als in der Klinik vorhanden.
Wie konnte das sein? Ein Fehler? Reservebetten?
Nein das ist die Kinder-ITS, deren Kapazitäten zwar separat erfasst wurden...
... aber deren freie Betten in die DIVI Gesamtauswertung einflossen.
Das verwirrende daran ist, dass die Zahlen selbst auf dem offiziellen Tagesreport bei den freien Betten zusammen ausgewiesen werden.
Die übliche Frage am Abend:
“Wie werden wir heute über die Nacht kommen?”
In meinem Bereich 10 Non-COVID Patienten, wirklich guten Gewissens vielleicht einer auf IMC verlegbar, dafür in 12 Stunden drei Notfallaufnahmen. Transport in andere Krankenhäuser unmöglich, da alles voll.
Bei den COVID Patienten tut sich ohnehin nicht viel, denn wer mal beatmet ist, der bleibt wochenlang. Anschließend die mühsame Suche nach einem der wenigen Rehapätze, denn nach der ITS folgt monatelange Anschlussbehandlung. Wenn heute ein Bett frei wird, dann weil jemand stirbt.
Erst mal überwachen in Aufwachraum oder der Notaufnahme und hoffen, dass das irgendwie gut geht. Der beste Patient wird auf Station verlegt, auch wenn ein bisschen Intensivtherapie sicher noch gut getan hätte.
Dann hoffen, dass sich keiner verschlechtert oder Schaden nimmt.
Würd ich unterschreiben. Lockdown jetzt, es geht nicht mehr!
Regional hat die Priorisierung längst begonnen. Jeden Tag werden Patienten auf Station verlegt, die eigentlich noch überwachungspflichtig sind & durch Personalmangel steigt die Sterblichkeit.
Wenn eine Intensivpflegekraft sich um zu viele Patienten kümmern muss, werden wichtige Maßnahmen und Therapien zu spät oder gar nicht durchgeführt. Es kommt immer wieder zu kritischen Situationen die Patienten gefährden und der übliche medizinische Standard ist nicht einzuhalten.
Wir ackern uns aktuell da irgendwie durch, arbeiten Zusatzschichten und hoffen, dass keiner wegstirbt weil ein kritisches Problem nicht erkannt wurde.
Wer heute ein Intensivbett braucht, muss unter Umständen lange warten oder weit weg verlegt werden, was die Behandlung verzögert.
Manchmal fragt man sich echt für wie blöd uns manche Menschen halten. 1. JA, ich weiß SICHER, dass die kranken Patienten, die hier rumliegen tatsächlich COVID19 haben und nicht Influenza oder irgendetwas anderes. Das sieht man nicht nur an der PCR, sondern auch am typischen CT.
2. NEIN, das ist NICHT genauso wie die Grippewelle 2017/18. Damals lagen max 10 Patienten hier, nun sind es über 30. Und wenn wir nicht täglich in andere Kliniken verlegen würden, dann wären es eine ganze Menge mehr. Zudem ist die Beatmungdauer länger und die Sterblichkeit höher.
3. Selbstverständlich testen wir schon seit Jahren Patienten bei viraler Pneumonie mittels PCR und hatten auch 2017 nicht zehntausende unerkannter Influenzafälle in den Kliniken liegen.
Fun Fact: Auch COVID19 Patienten werden auf Influenza getestet und sind (surprise!) negativ.
Auch in der Anästhesieambulanz gibt es immer wieder Patienten, die sich mit einem “Attest” vor der Maskenpflicht drücken wollen. Praktischerweise wird jeder Patient vor der Narkose körperlich untersucht um die Narkosefähigkeit einzuschätzen.
Schwindel fliegt also direkt auf. 😈
Meine persönliche Bilanz (N= ca 15):
Keine einzige der Bescheinigungen hielt einer ernsthaften ärztlichen Überprüfung stand.
Es werden immer wieder psychische Erkrankungen als Grund für ein Maskenattest genannt aber darauf bezog sich noch kein einziger der vorgelegten Zettel.
In den Attesten die ich gesehen habe, werden wenn überhaupt meist fadenscheinige und nicht-spezifizierte “Atembeschwerden” genannt.
In knapp 50% der Fälle konnten mir weder Patient noch Attest darüber Auskunft geben WARUM denn das Tragen einer Maske nicht möglich sein sollte.