Isolierung und Quarantäne geraten durcheinander. Mein Vorschlag ist Reduktion der Isolierungszeit. Wenn man Cluster als Ganzes isoliert, dann kurz (z.B. 5 Tage) und mit Freitestung auf Restinfektiosität. Dies heißt im #ZEIT-Beitrag "Abklingzeit", weder Isolierung noch Quarantäne.
Zusätzlich gibt es (in D und auf EU) auch eine Diskussion um Verkürzung der Quarantäne von 14 auf 10 Tage. Dabei verpasst man <10% der Neuinfektionen. Man könnte vielleicht sogar auf 7 Tage gehen. Denn man kann und muss nicht alle Fälle verhindern. Eine politische Entscheidung.
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Ich lese immer mal wieder, dass die Übersterblichkeit in D schlecht ausgefallen sei. Die WHO-Schätzungen wurden z.B. für D und F hinterfragt, sie sind in anderen Quellen (Our World in Data) unterschiedlich.
Wie auch immer, der zeitliche Trend zeigt etwas Wichtiges, das durch EuroMomo bestätigt wird: Bei den großen europ. Ländern ist Deutschland das einzige, dessen Übersterblichkeit sich von 2020 zu 21 nicht verringerte. Und das Land, das die erste Welle am besten kontrolliert hat.
In vielen anderen Ländern wurde die Gefahr der ersten Welle nicht voll erkannt. Manche Länder haben sogar bewusst eine Infektionsstrategie probiert. In D ist im Herbst 2020 die bis dahin erfolgreiche Politik in Kritik geraten, es folgten „Teil-Lockdown“ und schwere Winterwelle.
Nach dem vielen Nonsens, der hier in den vergangenen Wochen verbreitet wurde, möchte ich mal wieder ein paar Informationen zu SARS-CoV-2 geben. Derzeit werden in der SARS2-Überwachung drei neue Varianten beobachtet. 1. Omikron BA.4 und BA.5 (1/9)
Dies sind Omikron-Varianten mit eigenem Ursprung, d.h. nicht von BA.1, .2 oder .3 abstammend, sondern vom gemeinsamen Omikron-Vorläufer. Diese Varianten haben zusätzlich zu Omikron im Spike eine L452R Mutation, die man u.a. (2/9)
aus Delta kannte und die im Hamster die Virulenz erhöht. Außerdem ist Immunescape wahrscheinlich. Zusätzlich gibt es eine F486V Mutation, die ebenfalls mit Immunescape einher gehen dürfte. Man sieht eine schleichende Zunahme von BA.4 und BA.5 seit Januar in Südafrika, (3/9)
Dieses Beispiel zeigt die derzeitige Unsicherheit in der Bewertung von Maßnahmen. Ein Preprint scheint zu sagen: "Masken bringen nichts in Schulen". Tatsächlicher werden aber Schulen mit Masken gegen Kitas ohne Masken verglichen. Man kann aus diesem Ansatz keine Aussage ableiten.
Fast gleichzeitig wird ein Paper publiziert, dass in einem geeigneten Ansatz den Schutz durch Masken im Schulbetrieb nachweist, über mehrere Auswertungsansätze, wenn auch in einem der Ansätze keine signifikanten Effekte gesehen werden. cdc.gov/mmwr/volumes/7…
Beide Beiträge bleiben nebeneinander stehen, Einzelpersonen verbreiten sie ohne Nennung der Schwächen, Politiker erwarten von "Experten" eine Bewertung der Maßnahmen. Wie soll das funktionieren? Die Wissenschaft hat hierfür etablierte Prozesse der strukturierten Auswertung.
Wer glaubt, durch eine Infektion sein Immunsystem zu trainieren, muss konsequenterweise auch glauben, durch ein Steak seine Verdauung zu trainieren.
Im Ernst: Immunreaktion vs. "starkes Immunsystem" ist wie Lernen vs. Intelligenz. Ich kann ein Gedicht auswendig lernen, bin dadurch aber nicht intelligenter geworden. Ich kann eine Infektion überstehen, habe dadurch aber nicht "mein Immunsystem gestärkt".
Ich bin erstaunt, wieviele Missverständnisse und falsche Vorstellungen über Infektion, Impfung und Immunität bestehen. Mit etwas mehr Wissen könnten sich viele hier ihre Aggressivität sparen und stattdessen für sich selbst bessere Entscheidungen treffen.
Wertvoller kurzer Artikel zum Booster-Erfolg in Israel. Hälfte der Gesamtbevölkerung schon geboostert (wären bei uns ca. 40 Mio Personen). Zu Grunde liegt eine besonders konsequente 3G-Regelung mit durchgehender digitaler Dokumentation und Kontrolle. tagesspiegel.de/politik/kaum-n…
Green Pass in Israel, Voraussetzung für erfolgreiche Boosterstrategie: corona.health.gov.il/en/directives/…
Klar muss dabei sein: auch mit Booster werden sich die Ungeimpften infizieren, mit unverändertem Risiko für Erkrankung und Tod. Deshalb ist Schließen der Impflücke nachhaltiger.
Im NDR-Podcast (Folge 97 vom 3.9.21) weitere Erläuterungen zu Booster, Impflücke und langfristiger Strategie. Auch die späteren Folgen haben das Thema immer wieder aufgegriffen. Erst nach Schluss der Impflücken kann man in die endemische Phase gehen, denn:
Ein meinungsstarkes Interview mit Klaus Stöhr, das bisher wenig beachtet wurde. Auch wenn ich mit einigen Aspekten nicht übereinstimme, ordnet es die derzeitige Strategie in einen größeren (1/n) zeit.de/2020/43/klaus-… via @zeitonline
(2/n) Kontext ein und sagt, dass man mehr Planung für eine Mitigierungsstrategie braucht. Also: für eine Situation, in der man sich irgendwann eingestehen muss, dass man nicht alle Infektionen verhindern kann und die Fallverfolgung nicht mehr möglich ist.
(3/n) Die Argumentation steht nur auf den ersten Blick dem #GreatBarringtonMemorandum nahe ("Risikogruppen abschirmen"), denn es wird gleichzeitig davor gewarnt, das Virus laufen zu lassen. Insofern sollte der Beitrag hier nicht wieder eine Diskussion