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Sep 7, 2020 19 tweets 5 min read Read on X
CN Herzinfarkt

„Simon Rosenberger wachte nicht mehr auf. Am 7. September um 3:30 Uhr in der Nacht überschlug sich sein Herz, ähnlich wie etwa zehn Jahre zuvor in München in der Küche, aber diesmal nicht vor Freude. Simon Rosenberger war tot." #RemindRosenberger
Heute vor 89 Jahren starb ein Mann, dessen Namen heute kaum einer noch kennt. Und dabei war man sich in den Nachrufen zu seinem frühen Tod so sicher, dass man sich lange an ihn und seine großen Verdiente für den Fußball und die Schiedsrichterei erinnerte. nachspielzeiten.de/remind-simon-r…
Letztens schrieb ich einen Thread über seinen Berliner Kollegen Carl Koppehel geschrieben, der knapp erklärt, warum wir von Rosenberger heute nichts mehr wissen.
Ganz kurz: Koppehel, NS-Zeit, Damnatio Memorie.
Dass ich eine Biografie über Rosenberger schreibe, wissen einige von euch. Mittlerweile steht das Manuskript, aber ein Buch soll ja auch gut lesbar und schön anzusehen sein – das fehlt noch. Es wird übrigens bei @BooksOnDemand erscheinen.
Simon Rosenberger setzte sich für eine deutschlandweite einheitliche Ausbildung der Schiedsrichter sowie eine überregionale einheitliche Regelauslegung ein – daran haperte es in den 1920er Jahre in Deutschland eklatant.
Den heutigen Todestag will ich dafür nutzen, um wieder an ihn zu erinnern. Für seinen kompletten Lebenslauf mit allen Jobs und Ehrenämter bräuchte ich viele, viele Tweets. Daher hier nur in aller Kürze.
München (1885-1921): Verbeamteter Buchhalter. Aktives Mitglied des MTV München von 1879, Fußball-Schiri. Schrieb für Seybolds Fußball, lernte um 1910 Bensemann kennen. Gründungs- & Vorstandsmitglied sowohl der bayerischen wie auch der Münchener Schiedsrichter-Vereinigung.
Konstanz/Stuttgart (1921-1925): Redakteur für die deutschen Berichte im Kicker. Galt als bereits als SR-Koryphäe. Vorstandsämter: Stuttgarter Schiedsrichter-Ortsgruppe, Verbandsschiedsrichterausschuss des Süddeutschen Fußball-Verbandes, süddeutscher
Landesverband des Bundes der deutschen Sportpresse, Bundes-Schiedsrichter-Ausschuss. Außerdem Stenograph des Süddeutschen Fußball-Verbandes und mit Alwin Hofschneider Autor des ersten Schiri-Standardwerks „Der Schiedsrichter“ (später von Koppehel annektiert).
Köln (1925-1931): 1925 Chefredakteur des Westdeutschen Sport, 1926-1931 Herausgeber der DFB-Schiedsrichter-Zeitung. Vorstandsämter: Weiterhin Bundes-Schiedsrichter-Ausschuss, dazu Schiedsrichterausschuss des Westdeutschen Sport-Verbandes.
Zahlreiche Regelvorträge in diversen deutschen Städten. Überarbeitung der DFB-Regeln für 1930 (erstmalige vollständige, unveränderte und aktuelle Übernahme der IFAB-Regeln).
Simon Rosenberger wurde am 9. September 1931 um 15:30 Uhr auf dem jüdischen Friedhof in Köln-Böcklemund beerdigt. Eine Vielzahl von Menschen begleiteten ihn und sprachen an seinem Grab.
Ihn begleiteten Schiedsrichter, Vertreter Kölner Vereine und der Deutschen Jugendkraft, namentlich Herr Rutkowsky vom SC Rhenania 1900, Rosenbergers Kölner Club. Und Rosenbergers Kölner Wegbegleiter Peco Bauwens für den DFB und dessen Verbände.
„Mit ihm [Anm.: Bauwens] sind wohl alle seine Schiedsrichterkollegen der Meinung, daß Rosenberger sich durch den Aufbau der deutschen Schiedsrichterbewegung ein bleibendes Denkmal im deutschen Fußballleben gesetzt hat.“, schrieb der Kölner Lokal-Anzeiger.
Nicht nur die Kondolierenden waren sich sicher, dass Rosenbergers Andenken weitergetragen wird. „Rosenberger zählte auf theoretischem Gebiet zu den fähigsten Köpfen und stand an Kenntnisreichtum und in der Auslegung der Regeln unerreicht da.
Er war ein guter Lehrer und verstand es in seinen Vorträgen ausgezeichnet, seine Schiedsrichter in ihre Aufgaben einzuführen und sie mit den Schwierigkeiten ihres Amtes vertraut zu machen.
Fast das Werk eines Lebens hat er unserer Bewegung gewidmet und sich mit seinem Regelwerk ein bleibendes Denkmal gesichert."
– so Josef Glaser vom DFB-Bundesvorstand 1931, der auch Vorsitzender des Bundes-Schiedsrichter-Ausschusses war.
Lieber @DFB, @Kicker und @KlausLaroche für den MTV von 1879: Behaltet bitte die Erinnerung an Simon Rosenberger. Er war ein Pionier für den Fußball und das Schiedsrichterwesen. Er war einer der ganz Großen. Und Teil eurer Geschichte.
Fotohinweis: Die beiden verwendeten Fotos von Rosenberger sind aus dem @Kicker, nämlich 32/1921 (09.08.1921) und 8/1925 (24.02.1925).

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