Familienmitglied sitzt seit zwei Wochen wieder im Homeoffice. Er ist nur einmal ins Büro gefahren, um einen Schlüssel zu übergeben. Arbeitete den Tag da. Heute stellt sich heraus: der Kollege neben ihm war Corona positiv. Seid vorsichtig. Vermeidet so viel ihr könnt.
Was jetzt tun? Quarantäne? Ist die Familie in Gefahr? Corona-Test muss her. Er ruft beim Hausarzt an. "Wir eine Bestätigung von Ihrem Arbeitgeber, dass eine Gefährdung gegeben war". Er besorgt den. Arzt: "Das reicht uns nicht. Wir brauchen eine Aufforderung des Gesundsheitsamts.
Zwanzig Minuten in der Warteschleife beim Gesundheitsamt. Mitarbeiter: "Nein, wieso? Sowas brauchen die Ärzte nicht." Anderen Arzt angerufen: "Sie brauchen eine Aufforderung vom Gesundheitsamt."
Nochmal zwanzig Minuten warten beim Gesundheitsamt. "Der Kollege wird eine Liste mit seinen Kontakten aufschreiben und dann werden wir Sie kontaktieren. Dann bekommen Sie eventuell von uns eine Aufforderung."
Die Info kriegen wir also frühestens nächste Woche. Obwohl wir wissen, dass er potentiell infiziert ist. Dann der Knaller: "Haben Sie Symtome?" "Nein" "Dann brauchen Sie auch keinen Test machen."
Unterm Strich: Er kriegt keinen Test, obwohl 8 Stunden neben definitiv Infiziertem. Ich weiß nicht, ob ich selbst gefährdet bin. Ich weiß nicht, ob ich alle Termine absagen muss. Zur Erinnerung: Alle Reiserückkehrer aus Risikoländern haben Test im Flughafen bekommen.
Was mich an dieser Geschichte am meisten fertig macht, ist das Versagen der Bürokratie. Familienmitglied hat sich initiativ gemeldet und gesagt: Ich bin wohlmöglich infiziert. Er hat KEINE Anweisung bekommen, sich zu isolieren. Weil: die bekommt er erst...
...wenn sein Kontakt beim Gesundheitsamt eine Liste aller seiner Kontakte eingereicht hat und die nach und nach abtelefoniert werden. Obwohl er jetzt gerade schon beim Gesundheitsamt in der Leitung ist und sich gemeldet hat! Aber es muss alles seinen rechten Gang gehen.
Wäre er NICHT so vernünftig, sich natürlich freiwillig zu isolieren, könnte er völlig rechtmäßig jetzt ne Woche lang fröhlich rumrennen und das Virus verteilen. Ohne Hinweise, ohne Möglichkeit eines Tests. WEIL NICHT VORGESEHEN IST, DASS JEMAND EINE GEFÄHRDUNG INITIATIV MELDET.
De facto bedeutet das: Wir werden einen weiteren Lockdown haben und die Wirtschaft wird leiden, weil es nach 6 Monaten immernoch völlig unmöglich ist, sinnvolle, digitalisierte Kommunikationsprozesse und Kontaktverfolgung aufzubauen.
Leute sagen Hochzeiten ab, feiern Jubiläen nicht, Kinder büßen bei Bildung ein. Weil Behörden immernoch völlig unorganisiert sind und es für viele Menschen eine echte Herausforderung ist, überhaupt an einen Test zu kommen.
Jeder scheiß ist digitalisiert. Google verfolgt mein Gesicht. Aber dass GÄmter und Infizierte automatisch sofort das Testergebnis vom Labor erfahren und alle Kontaktpersonen, die sich melden, ebenfalls sofort getestet werden, ist nicht möglich. Obwohl Wirtschaft davon abhängt.
Weitere betroffene Kollegen haben Gesundheitsamt angerufen, bei allen die gleiche Auskunft: "Warten Sie, bis wir uns melden!" Einer sagte: "Ich pflege allein meinen 90-jährigen Vater, ich brauche dringend eine Info" "Warten Sie, bis wir uns bei Ihnen melden."
Gemeldet hat sich das Gesundheitsamt bisher nur bei EINEM Kollegen. "Guten Tag! GA StadtA hier. Wo wohnen Sie?" "Äh in StadtB" "Ah ja, dann wird sich das Gesundheitsamt von StadtB bei Ihnen melden. Auf Wiedersehen". Die mögliche Infektion erfolgte vorletzten Freitag.
Inzwischen sind alle Kollegen getestet, die Kontakt hatten. Über bekannte Ärzte, unter der Hand, als Privatzahler... (Test von Familienmitglied war NEGATIV, yay!!) Offizielle Kontaktverfolgung aber noch bei keinem Geschehen. Das GA wird die privaten Tests auch nicht anerkennen.
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Antiwoke ist das Lied der autoritären Bewegungen und Staaten. Er es mitsingt, ist davon so überzeugt, dass er gar nicht merkt, wie voll von Widersprüchen es ist. Weil es nichts ist als ein Machtinstrument.
Es gibt bestenfalls ein sehr vages Verständnis, was "woke" sein soll. Hauptsache nicht wir, sondern die anderen. Und um konkrete Probleme und Lösungen geht es dabei nicht. Das Instrument dient nur der Spaltung.
Das Problem: die Leute, die davon angesprochen werden, haben echte Probleme, um die sich tatsächlich kaum eine Partei kümmert. Die wachsende Schere zwischen Arm und Reich? Der erhöhte Stress? Der Abbau öffentlicher Räume? Diese Dinge werden nirgends ernsthaft angegangen.
Russland sieht sich kollektiv im Krieg gegen den Westen und der Westen weigert sich seit acht Jahren, das zur Kenntnis zu nehmen. Man wundert sich nur ab und an im Feuilleton über die Desinformation und die Spaltung der Gesellschaft und die Energieabhängigkeit und Cyberangriffe.
Headline in fünf Jahren:
"Wie konnte China so viel Macht über deutsche Politik gewinnen?"
Ich warte ab. Ich finde es gut, mir ein zweites Standbein zu organisieren. Ich brauche ein schriftliches soziales Medium. Aber ich bin auch gewohnt, mit Mord- und Vergewaltigungsdrohungen ohne Mod-Hilfe umgehen zu müssen, insofern schaue ich erstmal, was real passiert.
M.m.n. sind 2 Aspekte wichtig: 1. Persönlich: wie geht es mir hier? 2. Social impact: was meinen Journalisten von der Meinung "da draußen" mitzubekommen?
Sollte Twitter wirklich von Rechten übernommen werden, wäre es fatal, die vielen Politiker*innen und Journalist*innen hier unter dem Eindruck zu haben, das SEI die Welt. Der Eindruck stellt sich schnell ein. Dann würde ich gehen.
Das "Referendum" dient dem bereits seit langem geplanten Anschluss der Oblast Cherson an Russland. Nichts daran ist unerwartet, nichts daran ist legal und anders als mit Befreiung Chersons durch UA Armee wird diese Farce auch nicht enden.
Ich hatte über diese Anschlusspläne bereits in einem Interview im April geredet. Natürlich möchte Putin das schnell zu Staatsterritorium haben und dann den Krieg alsbald beenden. Exakt wie 2014. Um sich zu stärken und in neuem Maßstab loslegen zu können.
Es wäre am besten, diese Farce sehr klar und deutlich zu benennen und in keinem Fall mit dem Gedanken zu spielen, ihn für seine Invasion mit Land zu belohnen, so sehr man sich einen Waffenstillstand auch wünscht. Für die Leute da ist es kein Frieden.
Ich höre aus der Ukraine derzeit sehr viele gute Nachrichten von der Front.
Das sage ich übrigens in aller Vorsicht. Fog of war und so. Aber wenn der Verteidiger den Angreifer erfolgreich vertreiben kann, ist wieder Frieden. Ich bete dafür.
Bekomme viel shit für den 1. Tweet und wünsche allen von Herzen, dass eine Front niemals das ist, was zwischen einem mordenden Aggressor und ihrer Familie steht.
Aber wenn es nunmal so ist, dann ja, gibt es gute Nachrichten. Die Hoffnung auf Verschontbleiben. Auf baldiges Ende.