Also, Что делать?
Oder auch: was man vielleicht noch versuchen könnte, um die Epidemie ohne Lockdown in den Griff zu kriegen.
Disclaimer: Bin Politologin, Schwerpunkte internationale Normen & Rüstungskontrolle =keine Epidemiologin/Virologin/Gesundheitsexpertin.
Trotzdem Thread 😬
Zunächst: Es ist für mich schwer zu ertragen, dass es überhaupt wieder soweit gekommen ist und dass es definitiv noch schlimmer werden wird. Ich war schon am Beginn der Pandemie der Meinung, dass wir auf Eindämmung/Ausrottung hinarbeiten müssen.
Tatsächlich hat die Bundesregierung erfolgreich Eindämmung versucht, aber aufgrund massiven Drucks von verschiedenen Seiten nicht lang genug durchhalten können. Präventionsparadoxon nicht eingefangen. Signalwirkung der Lockerungen unterschätzt. Mehr dazu:
Ging eine Weile dennoch gut, die Neuinfektionen und die Todeszahlen blieben konstant auf einem niedrigen Niveau, es gab viele Landkreise ohne Fälle. Dann ging es nicht mehr gut - erst kam der stete langsamer Anstieg, dann der schnelle. Gründe:
Meine Wahrnehmung der Situation: Bevölkerung war eigentlich noch in dem Modus, dass es sukzessive immer mehr Lockerungen gibt - doch plötzlich gibt es wieder mehr Beschränkungen; eigentlich eingestellt auf Ende der Epidemie, Disziplin erschöpft, doch die Zahlen steigen rasant.
Und here we are. Immer mehr Gesundheitsämter geben die Nachverfolgung der Kontakte auf, die Pandemie gerät deshalb außer Kontrolle. Jetzt ist es eine viel größere Herausforderung, die Kurve ohne Lockdown abzuflachen als es vor dem Erreichen der Kipppunkte war.
Daher glaube ich, es wird in absehbarer Zeit einen bundesweiten Lockdown geben. Don't kill the messenger plz, das heißt nicht, dass ich ihn will. Was richtig frustriert, ist, dass es _eigentlich_ nicht so schwer ist, Ansteckungen zu vermeiden. Niedrigschwellige Maßnahmen helfen.
Mein Eindruck aber ist, dass viele - Menschen und Hygienekonzepte - immer noch auf dem Stand von März sind (Abstand & Händewäschen). Vielleicht noch bei Symptomen zuhause bleiben. Das ist nicht genug.
Wie kann man die Menschen motivieren, konsequent die AHA+A+L-Regeln einzuhalten?
Vorschlag: 1) Problem erneut erklären, 2) Regeln vereinfachen; 3) keine kontraproduktiven Regeln aufstellen; 4) Alternativen aufzeigen - Gebote, nicht nur Verbote; 5) Allerlei.
1⃣Problem erklären: 2 entscheidende Dinge immer noch unterbetont: Ansteckung durch Aerosole und durch präsymptomatische/asymptomatische Personen.
Das in d Mittelpunkt zu stellen hieße auszusprechen: Sie können sich in geschlossenen Räumen anstecken, auch wenn Sie Abstand halten.
Das hieße auch auszusprechen: Sie können nicht _sehen_, ob jemand infiziert und ansteckend ist. Wenn Sie nicht isoliert sind, können Sie auch nicht wissen, ob Sie ansteckend sind. Sie müssen sich so verhalten, als seien Sie ansteckend.
2⃣Regeln vereinfachen: Dazu habe ich schon mal getwittert.
3⃣Keine kontraproduktiven Regeln: draußen ist das Ansteckungsrisiko geringer. Wenn Kommunen anfangen, Treffen draußen zu beschränken, Spielplätze zu schließen etc. treffen sich die Leute drin.
Auch kontraproduktiv: auf dieser Straße 😷, um die Ecke rechts nicht, links aber doch.
4⃣Wir Menschen halten Isolation schlecht aus. Appell, Kontakte zu reduzieren, wichtig, muss aber von Vorschlägen begleitet werden, wie Kontakte sicher stattfinden können.
👍@EckerleIsabella & @CiesekSandra machen das in Tweets & Medien - wo ist die Regierungskommunikation dazu?
5⃣Allerlei 1:
Risikobewusstsein stärken: statt für Jüngere nicht schlimm: #LongCovid und Übersterblichkeit auch da.
Arbeitgeber in die Pflicht nehmen: Coronaprävention Teil der Verpflichtung, Sicherheit am Arbeitsplatz zu gewährleisten.
Allerlei 2: Diskussionen zu Situationen und Gruppen, die die Pandemie "treiben", vermeiden: Diese Beobachtungen oft verzerrt, z.B. durch d Lockdown oder Zurechenbarkeit von Infektionen. Wenn eines der 3C gegeben, davon ausgehen, dass es Ansteckungen geben kann ➡️ Schutzmaßnahmen.
Allerlei 3: Die institutionellen Maßnahmen - Test/Trace/Isolate - verstehen sich von selbst und müssen unbedingt aufrechterhalten werden.
Ich fasse zusammen: Ich habe Vertrauen in die Menschen und hoffe weiterhin, dass eine klare Ansage wieder hilft. Sie muss aber
tatsächlich klar sein (⬆️)
+nochmal kommen
+unisono von verschiedenen Akteuren (Hallo, Ministerpräsidenten)
+vielleicht unterstützt durch eine Kampagne.
➡️Anstieg der Gesamtneuinfektionen geht einher mit einem Anstieg der Neuinfektionen bei Kindern - und zwar proportional zu ihrem Bevölkerungsanteil.
➡️Anstieg = seit Mai pro Woche ~350 (mit Schwankungen); in den letzten 2 Wochen jeweils ~750, in den 2 Wochen davor je ~450.
Zur Dauerbrenner-Frage, ob das NUR bedingt ist durch den Anstieg der Tests, empfehle ich den Beitrag @BR24 (Spoiler: nein & das Argument ist zu einfach):
@apsmunro@ChrisAltham@RS_Eng_Brain@JaneMcLane1@csdings@fraumierau@DrZoeHyde@DFTBubbles So if two goods A and B have a value to you, but there is a trade-off between them, you’ll have to decide which value is more important and how much more important. The more you value good A and the less you value good B, the more harm you will accept to good B to protect A.
Ich würde sagen, die Threads von @christoph_rothe und mir sind schöne Beispiele dafür, wie man mit den selben Zahlen unterschiedliche Aussagen machen kann.
Ein Thread dazu, warum ich die RKI-Zahlen zu Corona und Kindern auf eben diese Weise gerahmt (@CordSchmelzle) habe.
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Eine Überlegung war, welche Aspekte in der Diskussion dominant sind und welche Aspekte fehlen/untergehen.
Warum? Weil ich das wichtig finde, möglichst umfassende Informationen aus verschiedenen Blickwinkeln zu haben.
Warum diese spezielle Fokus wichtig ist: Die Kultusministerkonferenz hat beschlossen, dass die Schulen in den Regelbetrieb zurück sollen, ohne Masken und Abstand.
Dieser Beschluss wird mit Verweisen auf die geringe Rolle von Kindern fürs Infektionsgeschehen begründet.
Im verlinkten Blog @famlyhq finden sich die dänischen Leitlinien zur Kitaöffnung, die ich im Thread zusammenfasse, übersetze und ergänze. famly.co/blog/covid-19/…
Bisweilen wird Forderung nach #Kitaöffnungen damit begründet, dass das Covid-19-Risiko für #Kinder gering sei und sie Sars-Cov-2 nicht übertragen. Doch #Dänemark zeigt, wie man Kitas öffnen kann, ohne sich darauf zu verlassen, dass es schon gut gehen wird. famly.co/wp-content/upl…
In anderen Bereichen des privaten, öffentlichen u wirtschaftlichen Lebens werden die Auflagen unter der Bedingung gelockert, dass Menschen weiterhin vor Ansteckungen zu schützen sind. Dieses Ziel gilt in Dänemark auch für die Kitaöffnungen – und sollte auch in Deutschland gelten.
Guten Tag, hier spricht die Wissenschaft. Die Talkshowanfragen sind bisher nicht allzu zahlreich, daher Zeit, um etwas zu #Kitaöffnung und Forschung zu sagen.
Aber Achtung, das wird denen nicht gefallen, die Forschungsergebnisse wollen, UM Kitas so schnell wie möglich zu öffnen.
Epidemiologisch qualifiziert bin ich nur durch den Intensivkurs Corona der letzten Monate. (Hauptächlich @c_drosten und Michael Meyer-Hermann, dazu @bopanc, @JakobSchlandt und @economist).
Aber was ich ziemlich gut verstehe, ist Wissenschaftslogik.
Forschung (zumindest ein guter Teil davon) funktioniert in der Regel so:
Es gibt ein Problem. Über das Problem gibt es Annahmen, mehr oder weniger offensichtliche Fakten, einen Forschungsstand und offene Fragen, die man beantworten will.