Corona-Leugner*innen haben heute auch in #Aachen versucht, mit einem "Schwarze Wahrheiten"-Flashmob Aufmerksamkeit zu erregen. Das Auftreten ist obskur - dahinter steht aber eine ausgeklügelte und perfide Medienstrategie - die Erfolg haben könnte. 1/15
"Schwarze Wahrheiten" wurde vom Journalisten und Soziologen Stefan Korinth entwickelt. Er schreibt für das verschwörungstheoret. Rubikon und NachDenkSeiten, das libertäre Novo Argumente und etablierte Medien wie den evangelischen Pressedienst (vgl. stefankorinth.de/medien-texte/). 2/15
Auf seinem eigenen Online-Magazin "Multipolar" veröffentlichte er Ende September einen ausführlichen Artikel darüber, wie verschwörungstheoretische Bewegungen wie "Querdenken" andauernd medial verzerrt werden würden (vgl. multipolar-magazin.de/artikel/schwar…). 3/15
Der Tenor: Egal was die Demonstrant:innen machen, egal wie die Proteste verlaufen - gegen die Medien und andere Gegner:innen würde man in jedem Fall verlieren. Aus der fragwürdigen Analyse wird bei Korinth eine Handlungsempfehlung: 4/15
Die Straßenproteste sollen die verquere Logik des Gegners "in ihrem Sinne nutzen". Dazu müsse man sich klarmachen, "wie Medien und 'soziale Medien' funktionieren". 5/15
"Es braucht beeindruckende Bilder und plakative Botschaften. Über Bilder, Symbole und Botschaften müssen die Querdenker die Kontrolle gewinnen. Besser spät als nie", schreibt Korinth. 6/15
"Und zwar indem sie diese selbst anbieten. Aber nicht viele verschiedene, sondern genau ein Bild, ein Symbol, eine Botschaft", führt er fort. Kontrolle durch Narrative - eine heimtückische Strategie. 7/15
Spannend ist aber, welches Narrativ verbreitet werden soll: "Es muss [die] Botschaft [des Gegners] sein! Und zwar in maßlos überspitzter Art. So dass die Gegner gezwungen sind, sich selbst davon zu distanzieren, und diese Position nicht mehr besetzen können." 8/15
Mittel zum Zweck seien "schwarze Wahrheiten", also "Übertreibungen beziehungsweise Überaffirmationen, die ihr Objekt so vollständig bejahen, dass es dadurch zerstört wird" (er zitiert Robert Pfaller). Das bedeutet übertragen auf die Praxis: 9/15
Querdenker:innen sollen eine Performance inszenieren, die sich Orwell und Morton Rhue nicht besser hätten ausdenken können. Inklusive Schutzanzug-Zombies, die härtere Corona-Maßnahmen fordern. 10/15
Der Sinn davon: Auch wenn es überspitzt ist - wenn mehr Maßnahmen gefordert werden würden, könnten die Medien und "die Gewalten" schlechter darauf reagieren, den Protest nicht mehr verzerren oder verhindern. "Moralische Kritik läuft ins Leere". 11/15
Soviel zu den Ideen von Korinth. Diese laufen nämlich nichts ins Leere. In ganz DE haben sich "Schwarze Wahrheiten"-Gruppen gebildet. Sie laufen mit Schutzanzügen durch die Innenstädte, fordern mehr Einschnitte und geben ein Bild ab, auf das Medien gerne aufspringen. 12/15
Ob die Strategie wirklich funktionieren wird, ist noch nicht klar. Das dahinter überhaupt eine Taktik steckt, scheint den meisten aber gar nicht klar zu sein. Für viele Organisator*innen geht der Plan aber tatsächlich auf. Wir sollten uns dessen bewusst sein. 14/15
Laut Chatverläufen von Querdenken-Gruppen in NRW wird gerade ein bundesweit einheitliches Konzept für die Inszenierungen entwickelt. Nach aktuellem Stand sollen die Flashmobs bald in ganz Deutschland samstags um 12 Uhr stattfinden. 15/15
Danke an alle für das Retweeten des Threads! Es ist wichtig, Bewusstsein für solche Strategien zu schaffen. Gerade bei Journalist*innen. Eine gutes Fazit vom Thread:
Hier im Thread habe ich das Konzept nur angerissen. In den nächsten Tagen kann ich dazu auch noch einen ausführlichen Beitrag schreiben. Wenn sich ein Medium dafür interessieren würde ➡️ Gerne PN per Twitter oder Mail an kontakt@studemund.com.
Fast 1000 Menschen demonstrieren in #Aachen gerade gegen eine Impfpflicht. Antifaschistische Gruppen haben zum Gegenproteste aufgerufen. Der Querdenken-Zug soll nachher auch am WDR-Studio entlang führen. Alle Entwicklungen hier im Thread. 🧵 #ac1812
Der Demo-Zug läuft gerade durch die Innenstadt. In ein paar Minuten soll er beim Fernsehstudio ankommen. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. Der Gegenprotest begleitet die Demo - auf dem Bürgersteig.
16:51: Fünfzig Meter vor dem WDR-Studio ist erst mal Schluss. Der Zug steht schon seit fünf Minuten, das Front-Transprarent ist eingerollt. Der Gegenprotest buht von der Fußgänger-Insel aus.