Mein AG ruft mich heute an, sagt, sie haben die Genehmigung vom Gesundheitsamt, dass ich arbeiten gehen darf und sonst in Quarantäne bin.
Ich habe diese Info nur vom AG, nicht vom GA, wenn ich ohne AU nicht komme, bin ich kündbar. GA war heut nicht erreichbar
Also bin ich los, zum Dienst. Mein test ist negativ, das weiß ich, weil ich selbst nachgeschaut habe, nicht weil es mir jemand mitgeteilt hat. Mein AG weigert sich mir diese Genehmigung zu zeigen oder in Kopie zu geben. Und ja, was mach ich jetzt? Krank melden? Fluchen?
Die ITS ist nicht mehr Betriebsbereit, kein Personal, Hälfte in Quarantäne, teils mit Symptomen. Ich werde mit 1 Kph zu 11 covid Patienten auf covid Peripherie geschickt, bin ja ein Risiko für alle anderen ITS Patienten. Eine Pause darf ich nicht machen, bin ja die einzige Exam.
Und ich muss die Pause allein machen, außerhalb der Station - nicht möglich.
Und das weil? Genau, weil ich in Quarantäne bin. Weil unsere Hygiene uns unterschreiben lässt nur eine ffp2 pro Dienst zu nehmen, kann ja aber schlecht dieselbe Maske wie im covidzimmer auch draußen
Tragen. Permanent.
Ich bin echt nur maßlos sauer, wie man derart über meinen Kopf hinweg entscheiden kann, mich teils grob fahrlässig gefährdet ohne auch nur ein Wort mit mir zu reden.
Das muss dieser Respekt vor Pflegekräften sein, von dem man immer redet!
Ein Nachtrag zu meinem thread von gestern, da so viele mein Trauer um diesen Patienten eben leider nicht verstehen.
Stellt euch vor, ihr lernt 2 Wochen jemanden kennen, könnt am Anfang noch mit ihm reden, macht eure Späße, grüßt über Skype deren Familie,
Lernt so auch diese kennen, seht wie es dem Patienten schlechter geht und tut alles in eurer Macht stehende, nach (im thread nicht erwähnt) 3x Reanimation, wird der Patient "aufgegeben" die Entscheidung getroffen das weitere Versuche nicht mehr
Erfolgversprechend sind und langfristig keine Heilung erfolgen wird. Der Adrenalinpegel fällt. Ihr macht den Patienten fertig. Nach 2 h wird die 2. leichenschau beendet und der Patient für den Bestatter bereit gemacht. Das da nochmal Emotionen hochkommen, das ist NORMAL
Und wieder lagern meiner Kollegen und ich den kalten Körper eines 40 jährigen Familienvater in den Leichensack ein. Er hatte keine Vorerkrankungen, er hat sich an die Auflagen gehalten, er hat vor 6 Monaten noch ein Kind mit seiner Frau bekommen. Er hielt 14 Tage durch.
Am Anfang unter NIV, später beatmet. Abtransport in die Uniklinik war geplant für ecmo.
Und wieder stehe ich in einem leeren Zimmer und höre noch seine Stimme. Oder sehe wie er mit seiner Frau skyped. Atme nochmal tief durch und sage "Gute Reise", bevor ich den Patienten
Für den Abtransport in die Prosektur freigebe. Eine kleine Träne rollt mir noch übers Gesicht. Dann verlasse ich das Zimmer und gehe für die nächsten 15 covidpatienten weiterkämpfen, bis ich in 2 Stunden wieder völlig ausgepowert und leer im Dunkeln nach Hause gehe.