Ich war 7 Jahre alt, als der erste Golfkrieg begann. Der Krieg zwischen dem Iran und dem Irak. Neben zahlreichen im Iran lebenden Verwandten war zu dem Zeitpunkt auch meine Mutter mit meinem kleinen Bruder dort, denn sie kämpfte dort vor Gericht um die Rückgabe von durch die
Revolutionsgarden geraubten Gegenständen meiner Großeltern. Ich war mir deswegen nicht mitgeflogen, weil ich kurz zuvor eingeschult worden war. Ich erinnere mich gut an das Gefühl von Ungewissheit, an Nachmittage vor einem Weltempfänger-Radio, aus dem man verzweifelt versuchte
zwischen Rauschen, Quietschen und Pfeifftönen Nachrichten aus dem Iran zu bekommen. Entnervende Marschmusik, dazwischen kurze Ansagen... Mein Vater ist vor Sorge fast verrückt geworden. Dann die Erleichterung, als meine Mutter mit meinem fünfjährigen Bruder sich aus der Türkei
meldete, wohin sie es mit einer abenteuerlichen Flucht unter zuhilfenahme von Eseln über einen Bergpfad geschafft hatten. Die Freude, als die beiden endlich wieder zu Hause waren. Und im Verlauf der folgenden 8 Kriegsjahre die neue Verzweiflung meiner Eltern bei jedem großen
Bombenangriff der Iraker, jeder Giftgaseinsatz, immer das gebannte Lauschen auf Nachrichten, der verzweifelte Versuch zum horrenden Minutenpreis eine Telefonverbindung in den Iran zu bekommen, dann, obwohl die Vermittlung offenbar nur IRGENDWEN im Iran erreichen konnte, dann das
Gespräch mit diesen fremden Leuten, wie es ihnen gehe, das gegenseitige Versprechen, Verwandten beiderseits Nachrichten zu überbringen. All das hat meine Kindheit begleitet und mein Verhältnis zur Heimat meiner Eltern geprägt. An all das denke ich, wenn ich an Afghanistan denke.
Das sind Dinge, die Menschen ohne Kriegserfahrung nicht verstehen können. Ich höre in solchen Zeiten oft von alten Patienten, daß sie sich große Sorgen um die Menschen in diesen Regionen machen, weil sie deren Schicksal an ihre eigene Kriegskindheit erinnere. Das ist Empathie.
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Vielleicht haben einige von euch schon von Jamila gehört. Jamila ist eine Transfrau aus Äthiopien. Sie ist von dort vor Folter und Gefängnis geflüchtet, ihr droht bei einer Rückkehr dorthin nicht nur erneute Folter und Haft, auch die Ermordung durch ihre queer.de/detail.php?art…
eigene Familie, deren "Ehre" sie durch ihre Lebensweise beschmutzt haben soll. Jamila ist aufgrund der Folter die sie erlitten hat inkontinent, was für die Mitarbeiter des BAMF aber keine wirklich schlimme Folterfolge ist, schließlich "könne sie ja Windeln tragen." Auch ihre
offensichtlich nicht durch das BAMF leugnbare Transidentität wird gegen sie verwendet: sie sei äußerlich nicht als Mann erkennbar, darum dürfte sie in Äthiopien keine Probleme bekommen, auch würde sie als Frau bei sexuellem Umgang mit Männern nicht gegen das dort herrschende
Sterben und Tod sind in der Medizin alltäglich, für die Angehörigen sind es aber immer maximale Ausnahmesituationen und absolute Wendepunkte in ihrem bisherigen Leben. Das gilt auch für das erwartete versterben eines schwer Kranken. Der Tod eines nahen Menschen kann sogar fest im
Leben stehende Personen komplett aus der Bahn werfen. Das ist auch in Ordnung so und verständlich. Im Rettungsdienst erlebt man das immer wieder, auch Inden unterschiedlichsten Ausprägungen. Von einem #Notarzteinsatz, bei dem es wirklich außergewöhnlich war, möchte ich erzählen.
Wir werden zur Mittagszeit alarmiert zu einer kollabierten Person. Der Einsatzort befindet sich in unmittelbarer Nähe der Wache, so, daß wir sehr schnell vor Ort sind. Vor dem Esstisch, auf dem ein halb gegessenes Mittagessen steht, liegt ein etwa 70 Jahre alter Mann am Boden.
In der Medizin sollte immer der Patient im Mittelpunkt stehen, alle sollten gemeinsam daran arbeiten. Leider gibt es gerade in Deutschland ein ausgesprochenes Hierarchiedenken, fehlende interprofessionelle Zusammenarbeit und Geltungsdrang, was sogar offen in Mobbing münden kann.
Ich kam vor 21 Jahren in mein zweites Drittel als Medizinstudent im Praktischen Jahr, daß ich in der Inneren Medizin machte. Der mir zugeteilte Stationsarzt mochte mich nicht und tat alles mich zu mobben und fertig zu machen. Ich wich dem dadurch aus, daß ich mehrere Nachtdienste
in der Woche machte, um am nächsten Tag frei zu haben, was in natürlich noch mehr gegen mich aufbrachte, weil ich dadurch nicht mehr als billige Blutentnahme-Kraft zur Verfügung stand. Ich war im gesamten Kollegium eher unten durch, nur drei Ärzte kamen gut zurecht mit mir.
Ich habe heute mal nach langer Zeit wieder was für euch getestet. Zusammen mit @DatFussel habe ich mich an den Kanne Brottrunk gewagt. Jeder kennt ihn, im Supermarkt stehen wir alle ehrfürchtig und angewidert zugleich davor und wundern uns, wer so etwas widerliches wohl kauft.
Ich will nicht zuviel verraten, aber damit liegt man im Prinzip gar nicht so verkehrt. Auf Esoterik- und Fanseiten wird dem Trunk alles mögliche an Heilwirkung zugeschrieben, bis hin zur Fähigkeit, Opfer von Strahlenunfällen wie in Tschernobyl zu heilen. Natürlich ist das Unsinn.
Brottrunk wird vom Hersteller für alles mögliche angepriesen, inklusive Aquarienzusatz, Pflanzenzusatz im Garten, Badezusatz und ähnliches. Es wird immer wieder der Zusatz "wohlschmeckend" verwendet. Dieser ist im Übrigen genauso wie die behaupteten Heilwirkungen unzutreffend.
Wenn bei uns jemand in eine Notlage gerät, dann gibt es zunächst einmal keine Grenze, was den Aufwand zur Rettung angeht. Es wird alles aufgeboten, was nötig und verfügbar ist. Manche Patienten wundern sich, wenn auf einmal zehn oder zwanzig Personen mit mehreren Fahrzeugen vor
ihnen stehen, der Grund ist schlicht, daß bei uns ein Menschenleben etwas zählt, trotz aller Bestrebungen, das Gesundheitswesen unter rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten zu betreiben. Typische Einsatze mit hohem Personal- und Technikbedarf sind schwere Verkehrsunfälle.
Von einem solchen Einsatz erzähle ich euch jetzt. Wir werden in einer milden Dezembernacht alarmiert zu "PKW gegen Baum". Als wir eintreffen, sehen wir eine Mittelklasse-Limousine, die frontal gegen den Baum einer alleeartigen Schnellstraße geprallt ist. Das Fahrzeug ist stark