oh guckt mal! Die @faznet hat schon wieder Menschen mit ohne Ahnung von Sprache, dafür mit Professur aufgetrieben. Wollen wir uns das mal anschauen? :3
@faznet allein am Aufmacher ist schon absolut alles großartig.
"Dürfen staatliche Institutionen die Grammatik verändern? Nein!"

Die korrekte Überschrift wäre gewesen: Können staatliche Institutionen die Grammatik verändern? Nein!
"In der Diskussion über geschlechtergerechte Sprache wird oft nicht zwischen Sprachsystem und Verwendung unterschieden." Und ich dachte immer das Hauptanliegen wäre gewesen ne geschlechtsneutrale Verwendung zu etablieren an das sich das Sprachsystem halt wo nötig anpassen würde
"Grammatik diskriminiert nicht."
Das in einer Gesellschaft lebende Einhorn in mir sagt "Waffen töten keine Menschen." Das Linguistikhorn sagt mir Diskriminierung ist Hauptaufgabe von Grammatik. Ohne Unterscheidung von Verben und Nomen wär Deutsch dysfunktonal.
"[Grammatik] ist historisch gewachsen – und wird beim Gendern schlicht missverstanden."

Wie wir alle wissen hat Hegel die Historie beendet. deswegen misversteht auch niemand jemals die Grammatik die Hegel verwendet hat.
zu klären bleibt wie man Grammatik missverstehen kann. Die ist doch neutral und aussagelos dacht ich...?
damit hätten wir die Unterüberschrift erfolgreich abgehandelt! Ich will jetzt nicht sagen jeder Satz dadrin war halbgar, aber... doch schon.
wir fangen direkt mal mit hochtrabenden Zitaten an: "Wer die Vergangenheit nicht kennt, versteht die Gegenwart nicht und kann die Zukunft nicht gestalten.“ - August Bebel

wir sehen: Da sich die Sprache schonmal aus sozialen Gründen stark gewandelt hat wird sie es auch wieder tun
"Bebels Satz kann auch für die gegen­wärtige Debatte über das sprachliche Gendern erhellend sein. Die sprachliche Ge­genwart des Deutschen und die Grammatik des Neuhochdeutschen kennen drei gramma­tische Genera"
Soweit so nichtssagend
(interessant wie er Vergangenheit betrachten will und mit Neuhochdeutsch anfängt. Kenn mich jetzt mit historischer Germanistik nicht aus - is da mal was witziges mit Genera passiert?)
"Die Grundannahme ist, dass bei Begriffen wie dem Sin­gular „der Leser“ beziehungsweise dem Plural „die Leser“ die Geschlechtszuordnung unzureichend markiert sei."
was ja jetzt rein neutral grammatisch betrachtet ja gar nicht so falsch ist - wie er ja auch schon selbst gesagt hat
also oben heisst es "Bislang wa­ren [deutsche Genera] nur deswegen berüchtigt, weil ihre Verteilung im Deutschen sich nur schwer Regeln fügt." Das sagt ja explizit dass Genera Geschlechtszuordnung unzureichend markieren.
"Doch inwieweit besitzt das gramma­tische Genus überhaupt die Aufgabe, das biologische Geschlecht abzubilden?"

wenn wir uns Sprachhistorie betrachten: Ziemlich. Siehe: Magd -> Mädchen oder female actor -> actress. Das ist seit langem ein Ding das passiert ¯\_(ツ)_/¯
(Einschub aus anderem Themenbereich: Der Mann spricht hier nicht von biologischem sondern von sozialem Geschlecht - komplett unabhängig davon ob biologisches Geschlecht jetzt in welcher Form ein Ding ist, ist das an dieser Stelle nicht betroffen)
"So ist zunächst die Nicht-Sexualität der sprachlichen/grammatischen Kategorie Ge­­nus im Wortschatz leicht ersichtlich." Ich mag wie dieser Mann einfach Wörter herbeifantasiert die halt komplett andere Dinge bedeuten aber die andern machen bösen Sprachwandel
"An die Stelle des Vorurteils, [...] Maskulinum und Femininum obligate Ausdrucksträger des biologischen maskulinen und femininen Sexus, rückt somit schnell die Erkenntnis, dass dem nicht so ist." Man könnte sich - so historisch - fragen wie die willkürichen Zuordnungen entstanden
dann könnte man zum Beispiel historisch feststellen dass viele mitunter schräge Zuordnungen heutzutage auf geschlechtlich assoziierte Gott- und Wesenheiten zurückgehen.
"Maskulinum, Femininum und Neutrum sind in Wirklichkeit viel egalitärer als an­­­genommen."
Mitdenkfrage: Wir kann ein Denkmuster in Wirklichkeit viel anders sein als viele Leute denken?
"Das Femininum die Type wiederum ist eine abschätzige Bezeichnung für ein männliches Indivi­duum."
Wir bezeichnen Männer abschätzig feminin daher interessiert sich diskriminiert Grammatik nicht auch WILDER Take
"Nur bei einer sehr geringen Zahl von Wörtern kann das System der drei grammatischen Geschlechter, die mit den bloßen Etiketten Maskulinum, Femininum und Neutrum versehen sind, das biologische Geschlecht bezeichnen, nämlich bei Bezeichnungen für Menschen und höhere Tiere."
wie oben beschrieben ist das falsch. Das funktioniert ebenfalls für Planeten, Naturphänomene ("Mutter Natur") und all son Zeug das halt historisch gern personifiziert wurde. Übrigens historisch auch gern mit mehr als 2 Geschlechtern.
"Bei der Mehrzahl der neuhochdeutschen Wörter aber erfüllen die drei grammatischen Geschlechter eine ganz andere Funktion."
Dann kommt: Maskulinum = Individuelle Wesenehiten (Teich)
Femininum = Kollektiva & Abstrakta (Flut)
Neutrum = unbestimmte Masse (Wasser)
damit kenn ich mich jetzt so nicht aus, aber [Citation Needed]?
"Diese drei Funktionen – Maskulinum für Individualisierung, Femininum für Kollektivum/Abstraktum, Neutrum für un­bestimmte Masse – sind ererbt."

Nicht wie Vererbung funktioniert
"Mit Sexus haben sie nichts zu tun. Viel­mehr ziehen sie sich produktiv durch die ge­samte deutsche Gegenwartsgrammatik. [...] In unserem Zusammenhang ist es wichtig, festzuhalten, dass die primäre Funktion des Maskulinums also darin besteht, Individuativa zu kennzeichnen."
dieser Mann plädiert grade für ein generisches Femininum
"Im älteren Indoeuropä­ischen war das sogenannte Maskulinum ein gemeinsames Genus (Genus commune), welches belebte Wesen beider biologischer Geschlechter bezeichnete." wir haben also schonmal Genera geändert. Das geht also :o
"Wer also die Sprachgeschichte nicht mit ins Kalkül zieht, sitzt also schnell Missverständnissen auf. [...] [„Man“ enthält] die ältere Bedeutung des Wortes Mann[...] teilweise noch erhaltene Bedeutung „Mensch“ ist. [Die Lesart] „männlicher Mensch“ geschah erst nachträglich."
stellt sich die Frage wer hier die Sprachgeschichte nicht im Kalkül hat. Dass sich Bedeutungsverschiebungen gegenseitig beeinflussen können scheint mir persönlich jedenfalls sehr plausibel?
"Neuhochdeutsch „Mannschaft“ bezeichnet eine Gruppe von Menschen ohne Ansehung des Geschlechts. Daher bedarf die Bezeichnung einer weiblichen Mannschaft der besonderen Kennzeichnung als Frauenmannschaft."

Seltsam dass dann niemand von Männermannschaften spricht...?
also last time I checked war ne Fußballmannschaft nicht gemischtgeschlechtlich
also entweder du sagst man muss beide Geschlechter markieren oder aber du sparst dir den Zusatz. Weil so is biased.
"Nach allem Gesagten wird klar, dass neuhochdeutsche Ausdrücke wie Jeder(mann) nie und zu keiner Zeit einen Bezug zum biologisch maskulinen Genus aufwiesen."
Das is schon klar, aber das heisst ja nicht dass das auch so geblieben ist.
"Auch im neuhochdeutschen Plural sind Mann und Frau gleichberechtigt. Der Plural-Artikel „die“ wird für Maskulina, Fe­minina und Neutra gleichermaßen ge­braucht und enthält keinen Hinweis auf das grammatische Genus."

Ich weiss legit nicht was er damit sagen will...?
also natürlich ist das nominell gleichberechtigt weil sind ja einfach 2 Ausprägungen der gleichen Kategorie?! Ignoriert dann aber dass Maskulinum Plural 2 grammatische Funktionen hat und Femininum nur eine
"Im Fall von Täter- und Berufsbezeichnungen auf -er wie Lehr-er, Fisch-er wa­ren in mittelhochdeutscher Zeit im Singular und Plural Maskulinum und Femininum zusammengefallen[...]. Die Neukennzeichnung des Fe­mi­ninums mit „-in“ entwickelte sich erst nachträglich."
er hat verstanden wie Sprachwandel funktioniert! Kommt jetzt der Gesinnungsturn?
Spannend ist ja dass Germanisten(sic?) Sprachwandel immer als "das ist so passiert" beschreiben aber absolut nie mit "and here's why!" weil... könnt ja Gründe haben warum man nur noch von Männern spricht? So sozial-politische? Dunno?
Zwischenüberschrift: "Die Genus-Markierung außer Kraft gesetzt"

jetzt gehts plötzlich um Englisch oder was? Weil mir wär noch nie deutsch ohne Genusmarkierungen untergekommen?
"Das bedeutet, dass das ererbte Genus commune (alias „generisches Masku­linum“) und der lautliche Zusammenfall der maskulinen und femininen Bildung im Mittelhochdeutschen bei Pluralen wie „die Erzieher“ die Genus-Markierung außer Kraft gesetzt hat."
Das ist falsch.
like. Wir können seit LANGE! messen dass generisches Maskulinum eine Genusmarkierung haben muss. Das wird im Gehirn nachweisbar so verarbeitet.
"Um Sprache und Grammatik nicht misszuverstehen, bedarf es der linguistischen Aufklärung." Wär halt geil wenn er sich mal linguistisch aufklären würde...? Weil... naja... "Sprache misverstehen" so wie er es meint ist keine linguistisch sinnvolle Kategorie?
jeder Mensch versteht Sprache zwangsläufig anders. Das gehört dazu. Es gibt keine "richtige" Sprache, höchstens ausgefallene ("markierte) Verwendungsformen. Das worauf sich die meisten einigen können ist wie Sprache am Ende funktioniert. Und das ändert sich halt *konstant*.
es ist nichtmal so dass grade ein Sprachwandel stattfindet, sondern jede soziale Interaktion *ist* Sprachwandel. Wir reden nicht mehr wie 1980. 1980 hat niemand geredet wie 1930.
"Dazu gehört aber auch die grundsätzliche Frage: Kann Grammatik überhaupt rückständig, diskriminierend, gefährlich und daher korrekturbedürftig sein?" Die Frage ist wild weil... ?????? Mich dünkt es gebe rückständige Grammatiken, Disriminierung siehe oben.
und gefährlich ist halt mal SEHR keine linguistische Kategorie. Und tbh auch kein ernstzunehmender Talkingpoint. Das überhaupt aufzubringen isn wilder Flex.
"Grammatik kann gerade deswegen weder rückständig sein noch diskriminierende Ziele verfolgen" lets talk about moving the goal posts. Grammatik verfolgt kein Ziel. Waffen töten keine Menschen. Wissen schon.
"Es gilt, zwischen dem er­erbten, über den Spracherwerb erlernten sprachlichen System einerseits und der Sprachverwendung andererseits zu un­terscheiden." Nein gilt es nicht, weil alles worüber alle immer reden ist Sprachverwendung. Spracherwerb spielt legit gar keine Rolle
(Spracherwerb reinbringen extreme Sappir-Whorff Energy utbhzs)
"Das System, die Grammatik, besitzt a priori keine Intention zu diskriminieren. Die Sprachverwendung hingegen kann durchaus diskriminieren" Genau das sag ich doch die ganze Zeit. Du kannst Grammatik so verwenden, dass sie diskriminiert - oder eben nicht
da es hier um strukturelle Diskriminierung geht reden wir halt darüber, dass das vorliegende System von der Mehrheit (unbewusst) diskriminierend verwendet wird und wir können das System ändern um das zu reduzieren.
"Wenn die Grammatik nun nachweislich rein kommunikationsunterstützend und somit unschuldig ist, ergibt sich folgende Frage. Haben staatliche Institutionen [...] die Aufgabe oder das Recht, Grammatik zu verändern? Die Antwort lautet nein." Merkt ihr selbst.
Zwischenüberschrift: "Die Antwort lautet nein"

Say it louder for the people in the back! Weird stylistic choice for sure
"Die muttersprachlich erlernte Grammatik möchte und muss lediglich die erfolg­reiche und ökonomische Kommunikation garantieren. Sprachkritik jeder Cou­leur [...] hat sich daher ausschließlich auf die Verwendung von Sprache zu richten."
der Typ verwendet einfach keine Grammatik. Deswegen versteh ich nich was der von mir will. :o
übriges: Dass man Grammatik bewusst verwenden kann um Dinge zu kommunizieren hat schon Großmeister Yoda gewusst.
"In der Grammatik hat Sprachkritik nichts zu suchen." Ich mein wie soll das auch aussehen?!
Det + N = NP
NP + VP + KRITIK + NP = S?
"Die Beurteilung und Strukturierung der Grammatik einer Sprache kann und darf nicht Aufgabe der Politik sein."

entweder er meint Die Politik(tm) und hat ein Nichtstatement oder aber die Politik die wir jeden Tag untereinander aushandeln und dann hat er Sprache nicht verstanden
"Vielmehr ist von ihr zu verlangen, dass sie ein wissenschaftliches Verständnis von Grammatik fördert, welches aufgeklärt und nicht ideologisch, entspannt und nicht polarisierend ist."
THIS! Die Wissenschaft sagt unsere Genusmarker werden diskriminierend verstanden.
"Sekundär angetragene Pseudoprobleme, die sich auf Missverständnissen gründen und imaginäre Polarisierungen vorgaukeln, sind gefährliche Irrwege." zu klären bleibt warum er dann Pamphlete für die Zeit schreibt statt mal unideologisch dran zu forschen
"Die linguistische Aufklärung muss deswegen auf folgenden Standpunkten bestehen:"

HABT IHR BOCK? SPÜRT IHR DEN PRÄSKRIPTIVISMUS? SEID IHR AUCH SO GESPANNT??
"Erstens: Wissenschaftliche Termini müssen im Sinne ihrer Definition verstanden und dürfen nicht wörtlich ge­nommen werden. Genus ist nicht gleich Sexus."

uuuuund wir haben die Linguistik verlassen. Natürlich kannst du Leuten nicht vorschreiben was Wörter bedeuten.
im Wissenschaftsdiskurs hat er Recht. Wenn ich Theorie sage muss ich damit eine wissenschaftliche Theorie meinen. Wenn ich Ideologie sage, bezeichnet das ganz bestimmte Denkgebäude. Wenn ich Diskriminierung sage muss ich den Fachbereich dazu sagen... Aber im Alltag gilt das nicht
"Zweitens: Nimm Termini nicht wörtlich. Der Akkusativ (von lateinisch accusare/anklagen) ist genauso wenig der Fall der Anklage"
Der Akkusativ ist tatsächlich der Fall der Anklage und subsumiert im Deutschen einfach ein paar weitere Kasus die wir anklagend zusammengefasst haben
könnte er wissen weil er studiert ja (auch) Sprachen mit mehr Kasus. Kasus haben actually funktionale Bezeichnungen. Wenn ich dir nen Lateinwörterbuch gebe kannst du mir sagen wann man in abstrakter Form einen Genitiv einen Dativ oder einen Lokativ verwendet
der hing mir tatsächlich zu tief deswegen gibts den jetzt von Xenia
"Drittens: Sprachen sind tendenziell ökonomische Kommunikationssysteme. Unökonomisch wäre das Diktat einer ge­­nerellen sprachlichen Explizitheit, die eine Eins-zu-eins-Kodierung des Gesagten und Gemeinten verlangte."

ich gehe noch weiter und sage unökonomisch ist das Diktat
"Unter den Beispielen für unökonomische Bildungen mit kommunikativ überflüssigem *innen befinden sich Bürger(*innen)steig, Mitglieder(*innen)befragung, und, hypercharakterisierend: Kanzlerinkandidatin."

ok here's the thing. Wärs kommunkativ überflüssig würds ihm nicht auffallen
ich hab noch nie nen Germanistikprof sagen hören "verbietet den Verbrauch von 'also ja so eben halt' weil das ist unökonomisch"
Und: 'innen hat eine klardefinierte Semantik die von keiner Alternativform transportiert wird. Das kann gar nicht unökonomisch sein.
"Viertens: Vom Diktat einer sprach­lichen Explizitheit ist abzuraten. Es gibt vielmehr ein Recht zu sprachlicher Im­plizitheit." Dass er Punkt 3 zweimal macht ist unökonomisch.
"Zudem gebietet es der Respekt vor anderen Kulturen, unterschiedliche gesellschaftliche und innersprachliche Konventionen, die ererbt sind, zu achten."
Ich weigere mich in meinem Alltagssprachgebrauch Rücksicht auf Bajuvaren zu nehmen. Was willst du tun.
"wir müssen fremde Kulturen achten deswegen ist wichtig dass wir unsere eigene nicht hinterfragen"
was bin ich lesend?!
Zwischenüberschrift: "Grammatischer Nonsens" und.. endlich sagts mal wer \o/
"Fünftens: Die menschliche Sprache ist natürlich und gleicht erst recht keinem Computer, dessen Algorithmen auf nur einer einzigen binären Rechenstruktur ba­sieren." Er sagt Machine Learning funktioniert nicht so wie Techbros das gern hätten :o
"Grammatischer Nonsens sind *Mitwirkend*innen, *Angestellt*innen, *Ankömmling*innen oder das in der katholischen Kirche im­mer beliebter werdende Lai*innen."

meistens ja, bei Laiin nein. Das ist actually ein üblich verwendetes Wort oO
(Lai'in macht natürlich phonologisch direkt wieder nen sehr spannendes Fass auf, aber das ist halt nicht was er meint)
"Sechstens: Es ist schlichtweg logisch falsch [...]" merkt ihr selbst
"Siebtens: Ein ähnlicher Fehlschluss ist es übrigens auch [...]" auch den Punkt hat er zweimal und ohne Flachs sagt er echt einfach nochmal genau das gleiche
jetzt sagt er dass -ling auch abschätzig verwendet werden kann und das auch niemand verbieten will und... spürt der sich? Weiss er was er sagt?
"Alles in allem sollte politische und ge­sellschaftliche Sprachkritik sich nicht auf die Grammatik, sondern ernsthaft auf die Sprachverwendung und tatsächlich gegebene Missbräuche beschränken" Der redet von Ökonomie als würd der pro Zeile bezahlt
"Eine wissenschaftliche Handlungsgrundlage zu berechtigter Kritik der Grammatik existiert nicht, da die Grammatik einer Sprache ein komplexes Ökosystem ist."

Das ist komplex. Da hat Wissenschaft nix zu suchen holt mich wiederum komplett ab. Will nich sagen man merkts aber doch
"Das Verständnis der gegebenen Komplexitäten kann die Fähigkeiten politischer Handlungsträger möglicherweise übersteigen."
Dem stimme ich uneingeschränkt zu. Den Armin im Vorbeigehen nen Vollpfosten nennen isn galanter Move
"Sowohl August Bebels eingangs zitierte Einsicht [...] als auch die Notwendigkeit eines ganzheitlichen Verständnisses von Sprache das sprachliche Konservierung und Innovation als natürlichen und ökonomischen Sprachzustand an­erkennt besitzen weiterhin uneingeschränkte Gültigkeit"
immerhin da sind wir uns einig. Warum er die historischen Begebenheiten nicht überträgt um damit die Gegenwart zu verstehen bleibt aber auch sein Geheimnis
"Die ererbte Grammatik ist somit unschuldig und frei."
das is maln Satz.
kein einziges Wort in diesem Satz ist nicht ideologisch geladen (außer "Die", "ist" und "und")
"Das optionale generische Maskulinum im Sin­gular" - äh.... hä?
also. Like. HÄ?
Wie kann eine grammatische Form optional sein? Was mach ich wenn ich mich zu entscheide das Maskulinum für mich nicht generisch ist und ich eine Form dafür einführen will...?
"Der generische Plural wie die Sprecher oder die Spieler diskriminiert genauso wenig wie englisch speakers, players."

Die Linguistik sagt das ist nachweislich naturwissenschaftlich messbar falsch. Aber er tut er.
(weiss nicht wie das im Englischen ist aber die scheinen eher ein common als ein Maskulinum zu haben)
"Eine sich auf Missverständnissen der sprachlichen Verhältnisse gründende Grammatik- und Sprachkorrektur ist daher sachlich falsch" dann lass das doch und klär erstmal deine Misverständnis bevor du meine Sprache kritisierst.
"und erweist sich als rein ideologisch motiviert." er sagt wenigstens direkt dazu warum ers nicht lässt.
"Ideologien, daran sei erinnert, beruhen auf theoretischen Ideen, die der Erreichung politischer Ziele dienen. Die Sprache als natürliches und historisch gewachsenes System, welches Elemente unterschiedlichen Alters miteinander verbindet, muss davon unberührt bleiben."
weil wenn es etwas gibt das von Ideologie vollständig unberührt bleibt dann ist es die Sprache
apropos Ideologiefreie Sprache: Ein sehr bedeutender Denker unserer Zeit sagte einmal "Die ererbte Grammatik ist somit unschuldig und frei."
"Der Irrtum und die Vorgehensweise der Gender-Sprachkritik stehen in diesem Fall auf einer Ebene mit technokratischen Ideologien, die in na­türliche Systeme eingreifen wollen."

Das hätt ich gern mal ausverargumentiert. Der Leap is wild.
der Typ kommt irgendwie mit jedem Absatz näher an faschistoide Dogwhistles dran
Zwischenüberschrift: "Unerheblich und daher überflüssig"
Soviel Selbstkritik muss sein
"Es ergeben sich aus dem Gesagten folgende Handlungsempfehlungen:" ich dachte wir sollten Wissenschaft machen und Ideologie von Sprache fernhalten. WAS DENN JETZT
die einzigen Handlungsempfehlungen die Wissenschaft handreichen kann haben die Form "für das Erreichen von X hilft Y" für das Senken der Infektionszahlen hilft Masketragen. Was man erreichen will ist ELEMENTARER BESTANDTEIL der Aussage.
Mitmachfrage: Was fehlt hier?
"Die Kennzeichnung des biologischen Femininums sollte nicht per Dekret, sondern auf freiwilliger Basis und im Rahmen der ererbten Grammatik erfolgen."
Der Typ ist gegen Geschlechtseinträge. Was das mit dem Thema zutun hat weiss ich nich.
"Hier ist ein Alternativ-Sexus mit den Ausdrücken Freund*innen, Täter*innen, Mitglieder*innen, Reiserückkehrer*innen schlicht und einfach kommunikativ unerheblich und daher überflüssig." Es gibt halt Sprachwandel (zB Niederländisch afaik) wo genau das kommunikativ nötig wurde?
"ich meine nicht nur Männer" ist eine klar eindeutige semantische Markierung die wir anders nicht sinnvoll kommunizieren können. Das ist genau dann unerheblich wenn man sowieso in jedem Fall immer mitgemeint ist....
ich mein "heutnacht wurde ich fast von Säufern verprügelt" liest sich sehr anders als "heutnacht wurde ich fast von Säufer'innen verprügelt" oder geht das nur mir so?
"Die sprachliche Geschichte ragt mitunter in die Gegenwartsgrammatik hi­nein und muss mitberücksichtigt werden." Ja eben. Mann bedeutet inzwischen nicht mehr Mensch. Vielleicht hat das Effekte auf die Interpretation von jedermann. Geschichte mitdenken und so.
Ganz heißer Take: Geschichte ist kein Zustand sondern ein Prozess
"So wäre es vielleicht erhellend zu wissen, dass bei deutschen Begriffen wie Student , die aus lateinischen Parti­zipien auf -ens, -entis entlehnt sind, eine Differenzierung in Student/Studentin, oder gar der Ersatz von Studenten durch Studierende insofern ohne Grundlage ist"
ich mein... das sah man vor 200 Jahren anders - da hat man von Studierenden geredet. Aber Sprache wandelt sich. Vielleicht is das ja heute anders.
"Ebenso bezeichnete der lateinische Begriff collega (m.) als Kollektivum „die Kollegenschaft“ ohne Ansehung des biologischen Geschlechts."
Hier spannend: Kollege hat eine maskulintypische Endung. -a als masc in Latein ist von sich aus schon auffällig
was ich sagen will: Alle Maskulinums unter einen Hut werfen ist falsch aber willkürlich zwischen Sprachen übertragen auch. Man muss Usus von Stamm- und Zielsprache mitdenken
"In Wirklichkeit war und ist die Grammatik oft viel fortschrittlicher als angenommen"

Grammatik kann nicht rückständig sein weil sie ist von sich aus imer fortschrittlich!
ich mein... merk nur ich dass der Typ hier Ideologien kolportiert? Weil... das kinda obvious so inkonsequent wie er argumentiert?
nothing wrong with that. Tu ich auch. Aber ich behaupte zumindest nicht das nicht zu sein?
"Außersprachliche Kritik und Korrektur der ererbten Grammatik entbehren jedweder Grundlage, wenn grammatische Regeln missverstanden werden." Außersprachliche Kritik ist Mittelfinger und Vandalismus oder...
auch redet er von misverstandenen Regeln wo doch der Streitpunkt nicht Regeln sondern Kategorien betrifft. Vielleicht bin ich zu sehr Mathehorn aber das halt was komplett anderes?
"weil das generische Maskulinum, wenn es Menschen bezeichnet, zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht nicht unterscheidet."

das ist WitzigWeil es gibt keine Möglichkeit zu markieren dass ein Maskulinum generisch ist
(Einschub zu Kategorien und Regeln: Kategorien sind Arten von "Objekten" Nomen, Verben, Maskuline Nomen. Was auch immer. Regeln sagen wie ich die miteinander kombinieren darf. Ich darf nicht "das Mann der Auto fährt" sagen weil die Regen das anders sehen)
(die grundlegende Frage ist die Einführung einer neuen Kategorie bzw Genus: Nomen ohne Geschlechtszuschreibung. Eine Regelfrage wäre zB mit welchem Artikel ich dieses Nomen dann verwende. also zB "der Leser'innen" vs "di'er Leser'innen")
wieder hier: "weil das generische Maskulinum, wenn es Menschen bezeichnet, zwischen männlichem und weiblichem Geschlecht nicht unterscheidet."
das Maskulinum als Form hat 2 Verwendungsmöglichkeiten. Explizit und generisch. Wenn ich "die Leser" sage ist das vielleicht generisch wenn ich "die Leser und Leserinnen" sage ist es das nicht.
Das geht auch in einfachem Satz-Kontext: "Die Leser sollten ihr Verhalten hinterfragen" - wahrscheinlich generisch?
"Die Leser sollten ihr male priviledge reflektieren" - eher nicht generisch.

(Bonusaufgabe: Ist generisch binär oder ein Spektrum)
"Dass Formen und Wörter das biologische Geschlecht (den Sexus) unerwähnt lassen können, war jedenfalls nie ein kommunikatives oder außersprachliches Problem." Das wiederum verdrängt halt.... NE MENGE historisch relevante gesellschaftliche Diskurse
"Dass der (grammatisch männliche) Mensch und die (grammatisch weibliche) Person männliche wie weibliche Personen be­zeichnen, ist bis jetzt kaum als anstößig oder änderungsbedürftig be­trachtet worden."

könnt dran liegen dass die Wörter keine geschlechtliche Semantik haben
"Es bedarf also eines aufgeklärten Verständnisses des grammatischen Systems"
Dem stimme ich zu. Daher noch eine Erklärung was er grammatisch so sehr falsch versteht
erstmal betrachtet er Grammatik komplett isoliert von "Sprachgebrauch" wie jeder Star Wars Fan weiss is das nen wilder Take. Dabei wichtig: Grammatik sind nicht nur Regeln. Grammatik transportiert *auch* Bedeutung - siehe zB Kasus. Abl Abs und ICE in Latein sind semantisch WILD
hier entsteht grad Bonuscontent :3
schreibe stets die Thread zu denen deine Followlons fanfiction verfassen wollen!
jedenfalls: wenn wir akzeptieren, dass Grammatik Bedeutungen transportieren kann, dann müssen wir uns damit beschäftigen welche Bedeutungen das sind. Wir haben mehr als genug Studien um sicher sagen zu können, dass Genus bei Personenbezeichnungen semantisch einen Sexus impliziert
("Sexus" ist auch tell me you are a Germanist without telling me you are a Germanist)
das eine Mal wo mit gegenüber jemand das Wort "Sexus" verwendet hat war im Deutschunterricht in der 7. Klasse
Interessant bei seiner Argumentation: Er ignoriert dass die Information durch die Grammatik kommt, aber tut dann auf der andern Seite so als würde Genus/Sexus durch Artikel getragen und I dont know who needs to hear this aber Artikel sind semantisch vollständig leer.
dann natürlich dass er Historie betrachten will aber immer nur Fakten-Geschichte betreibt und die zugrundeliegenden Prozesse nicht anspricht. Warum kam es denn zum generischen Maskulinum? Und: Warum können wir davon nicht wieder zurückgehen wenn wir wollen?
generell: Warum war die Geschichte denn mit Hegel zuende? Der Typ ist seit dreiundewig tot. Können wir uns nicht vielleicht doch nochmal weiterentwickeln? "Historisch Denken" ist irgendwie immer ein "da kam das her" und nie ein "das könnte wieder passieren" und das is albern
was der Typ sich für eine Deutungshoheit anmaßt um seine Ideologie als wissenschaftlich fundiert durchzudrücken is wild und kann nur dann funktionieren wenn man den aktuellen Stand der Linguistik nicht kennt.
was der Typ sich auch anmaßt ist allein die Grammatik TM (das sind mehrere linguistische Fachbereiche die sich das anschauen und so allumfassend wird das eigentlich kaum verwendet denk ich) anzuschauen und Soziolinguistik, Psycholinguistik, Semantik, Pragmatik auszuklammern
und das auf dieser herbeiimaginierten Dychotomie von "Spracherwerb" und "Sprachgebrauch"
"Spracherwerb" ist was bei Neugeborenen stattfindet die verstehen lernen müssen was Wörter eigentlich sind bzw sekundär wenn wir ne Fremdsprache lernen. Das hat nix mit seinem Thema zu tun
soviel zu dem lustigen Exkurs. Wenn ihr was gelernt habt oder ihr euch unterhalten fühlt oder son Zeugs, gibts mehr in der Art hübsch katalogisiert auf meinem Patreon und ich könnt auch echt gebrauchen wenn wer nen Groschen dalässt - oder auch 5 :3

patreon.com/posts/thread-a…
was bei so Artikeln immer spannend ist, ist wie diese Leute nicht nur mitm Mülltake danebengreifen. Üblicherweise präsentieren die sehr stolz dass die in ihrm Beruf einfach komplett unqualifiziert sind. Der Mann weiss nicht wie Wissenschaft geht. Und interessiert sich auch nicht.
hab nochn Nachsatz vergessen: Der Typ fordert Sprache exakt nach historisch evolutionierten Wörterbuchdefinitionen zu verwenden - ist zugleich aber so dermaßen unpräzise und verwendet sehr seltsame Wörter für Dinge dass das seinem Punkt nicht förderlich ist

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