Twitter ist ja eh zT eine Parallelwelt. Aber einer unserer Chefärzte sagte grad, er denke die Coronalage entspanne sich ja erfreulich. Die andere Kollegin wusste mit dem Namen Corminaty nix anzufangen.
Gestern erntete ich entgeisterte Blicke für den Wunsch nach Kinderimpfstoff 1/
Gleichzeitig glaubt unsere Corona Taskforce das die Iso-Intensiv vom Frühjahr innerhalb von 4 Tagen hochfahrbar sei, sollte man die brauchen. Und ich denke nur: Wer um Himmelswillen soll da denn so spontan arbeiten?
Wo sind wir hier eigentlich gelandet?
Im letzten Jahr lief das übrigens folgendermaßen mit der ISO Intensiv: wir hatten keine.
Die ersten Covid-19 Patienten lagen in den 2 Schleusenzimmern auf der normalen Intensivstation. Es wurde dann eine IMC eröffnet mit 4 Zimmern. In denen bis zu 6 Patienten mit Sauerstoff ..1/
Untergebracht werden könnten. Dafür fand man junge Kleinen aus Ärzteschaft und Pflege mit wenig bis keiner Intensiverfahrung. Zunächst nur im Frühdienst. Nachmittags und nachts guckte der Dienstarzt der Intensiv mit drauf.
Die Station war schnell voll...2/
Die Geschäftsleitung fragte an ob man da nicht einen 3 Schicht Dienst schaffen könne. Da alle noch motiviert waren und man ihnen Intensivzeit für den Facharzt in Aussicht stellte fanden sich 5 Leute die von einem Tag auf den Anderen in den (schlechter bezahlten) Schichtdienst
3/
Wechselten. Feiertagspläne wurden abgesagt - wenn überhaupt vorhanden- und die Kollegïnnen lernten Intensiv - "on the Fly". Tagsüber wurde ein Oberarzt fest eingesetzt um einzuarbeiten.
High flow und NIV Beatmung waren neben intensiver Betreuung zunächst das Hauptgeschäft 4/
Patienten für die dieses Intermediate Care Konzept nicht reichte wurden umgeschoben auf die Intensivstation. Bis es dort voll war und der erste Patient beatmet auf der iMC bleiben musste. Über Nacht wurde die IMC umbenannt zur ISO-Intensivstation und alles war möglich 5/
Die jungen unerfahrenen Kollegïnnen waren an Heiligabend plötzlich mit dieser Änderung konfrontiert und schon Tage später liefen die ersten Dialysen und zum Jahreswechsel ein ECMO dazu.
Man sicherte Unterstützung zu wenn Fragen aufkommen. Oft muss man aber sagen war diese 6/
Eher dürftig. Einige Oberärzte im Dienst betraten die Station, geschweige denn die Zimmer gar nicht und ließen sich die Probleme nur telefonisch oder am PC schildern.
Die Kolleginnen bildeten sich fort wie sie konnten, holten sich Hilfe bei anderen Fachärztïnnen und trotzdem 7/
Weil Covid-19 eine Wanderung an der Klippe ist, stürzten viele Patienten in den Abgrund. Es wurde viel gestorben und oft reanimiert. 2 Kollegen steckten sich während der Rea an. GSD mit mildem Verlauf. Die Impfung war pure Erleichterung. Die ISO Intensiv wurde im Sommer dann
geschlossen weil sie nicht mehr gebraucht wurde. 3 der 5 Kollegïnnen verließen das Haus anschließend.
Keiner will " innerhalb von 4 Tagen" da wieder stehen.
Keiner.
Aber es wird dazu kommen.
Und das ist nur die ärztliche Sicht.
In der Pflege lief es ähnlich.
Hier geht es weiter mit Tag 2 #einganznormalertagimjob
24 Stunden Notfallmedizin als Notärztin in einer großen Stadt. Alle Einsätze sind irgendwann mal so ähnlich passiert, aber natürlich anekdotisch zu sehen. Ausserdem gibts in diesem Bericht kein Corona.
CN Tod, Kotze (1/35)
Kurz zur Einordnung. Wir haben den Standort unseres Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) am Krankenhaus. Dort gibt es ein Dienstzimmer mit kleiner Küche, Bett und Fernseher. Wir übernehmen um 8h morgens bis 8 am Folgetag. (2/35)
Im Schnitt hat unser Standort ca 7 -8 Einsätze in der Zeit. 8 Stunden sind Regelarbeitszeit, der Rest Bereitschaft. Man muss jede begonne Tätigkeit im KH im Falle eines Alarms sofort beenden können und innerhalb von 2 Minuten am Fahrzeug sein. (3/35)
Es gibt so Wohnungen die kennt jeder der im Rettungsdienst tätig ist.
Es ist immer ein wenig zu warm darin. Im Sommer und im Winter.
Stickig ist es auch. Und oft riecht es nach Zigarettenrauch.
Die Tapeten haben seit den 70ern ihre Farbe verloren. ➡️
Meist haben sie einen gelblichen Schimmer.
So wie eigentlich alles in der Wohnung. Es liegen Teppiche, oft mehrere, die sich überlappen. Einige Wege in Küche und Bad sind auf den üblichen Strecken wie blank gelaufen. ➡️
In die Ecken und auf die Regalen und auf die vielen Sammlerstücke, Bilderrahmen, Fotos, die künstlichen Blumen, Lampenschirme schaut man besser nicht so genau.
Im Wohnzimmer finden wir ihn dann.
Samstag hatte ich einen emotionalen Spätdienst auf der Intensiv. Es war nicht so viel zu tun, also hatte ich mir vorgenommen mir mal richtig Zeit zu nehmen für Angehörigengespräche.
Lt Allgemeinverfügung der Stadt haben wir Besuchsverbot.Nur in ethisch begründeten Ausnahmen ➡️
dürfen wir Besuch auf die Station lassen.
Was ist ethisch begründet? Das ist die erste Frage.
Für mich hat jeder lebensbedrohlich und langzeiterkrankte Mensch auf einer Intensivstation 1000 gute Gründe Besuch zu bekommen.
In den letzten Wochen hatten wir das alle so gesehen ➡️
Es wurden erst viele Ausnahmen gemacht, dann hatten wir fast einen "normalen" Besuchsplan.
Jetzt sind die Regeln härter .
Patienten bekommen ausschließlich Besuch zur Besprechung einer Therapiebegrenzung und zur Sterbebebegleitung.
Es wurd viel über Krankenhausüberlastung gesprochen im Zusammenhang mit Corona.
Flatten the curve wurde gepredigt und scheint vergessen.
Hab jetzt öfter gehört , dass uns das in D ja nicht so schnell passieren würde. Wir haben ja genug Betten
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Überlastung ist ja nicht gleich immer Triage mit Covid Patienten die in Zelten liegen und jemand Kärtchen klebt wer das nächste Beatmungsgerät bekommt und wer den Platz im Kühlwagen.
Krankenhausüberlastung ist
der zu spät entdeckte Krebs bei verpasster Vorsorge...
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Die dauerhafte Immobilisation eines Rentners der die neue Hüfte nicht bekommt.
Die NierenOP,die auf der Station unerkannt nachblutet,weil sie nicht wie sonst sicherheitshalber auf Intensivstation gelegt werden konnte.
Der Patient der die Entwöhnung v.d. Beatmung nicht schafft 3/x