Hab irgendwie ein paar Gedanken zum Doppelfinale von #11Leben und versuche sie mal in einem Kurz-Thread zu ordnen.
1. Ich finde nach wie vor, der Podcast ist ein totaler Triumph, und diese letzten zwei Folgen beweisen das noch einmal nachdrücklich. Ich hoffe sehr, dass andere die Möglichkeit haben, sich daran ein Beispiel zu nehmen und ähnlich Gutes zu schaffen!
2. Teamwork. @GNetzer zeigt immer wieder, dass #11Leben kein Werk einer einzelnen Person ist, sondern dass es ein Team brauchte, um zu reflektieren, sich selbst zu verbessern und die Ressourcen für Recherche und Factchecking zu haben.
3. Individualität. Dennoch trägt #11Leben ganz klar die Handschrift von Max-Jacob Ost. Das kann ich wohl sagen auch ohne den Rasenfunk und anderes von ihm zu kennen. Das macht #11Leben menschlich, nahbar und trotz @audionowde Jingle am Anfang zu einem persönlichen Projekt.
4. Journalismus. #11Leben ist knallhart durchrecherchiert. Jede Folge platzt vor Fakten und Quellen. Für mich persönlich ist das immer die Grundlage eines solchen Formats. Wer sich dafür nicht die Zeit nehmen will, hat schon verloren.
5. Erzählung. Trotzdem ist #11Leben nicht trocken oder langweilig (höchstens zwischendurch ganz kurz, wenn viele Ligasaisons nacheinander referiert werden). Max erzählt eine Geschichte, und darin setzt er auch selbst die Schwer- und Wendepunkte. Das macht das Ganze unterhaltsam.
6. Nähe und Distanz. Ich mag es, dass durch den ganzen Podcast hindurch zum Ausdruck kommt, dass Max für sein Thema brennt, aber nicht bereit ist, sich davon blenden zu lassen. Seine langsame Distanzierung ist sogar Teil des Narrativs - es wird aber nicht negativ dargestellt*
* das ist mir deswegen wichtig, weil ich immer noch das Gefühl habe, dass Fandom und Journalismus einander in der Wahrnehmung oft im Weg stehen, wir brauchen aber beides und wenn es zusammentrifft, entsteht oft Gutes.
7. Transparenz. Dass #11Leben von Anfang an auch ein Podcast darüber war, wie man einen Podcast macht, mag an der ein oder anderen Stelle etwas wohlfeil gewesen sein, ich fand es aber auch ein Stück Medienkompetenz-Vermittlung und es ermöglichte ein paar nette Running Gags.
8. Agilität. Wie schon #Serial war #11Leben kein abgeschlossenes Produkt, sondern hat sich Raum gelassen, auf Entwicklungen durch die Rezeption einzugehen. Das hat für eine komplette Formatveränderung & Verlängerung gesorgt, und ...
9. Der Coup. ... hat im Endeffekt ermöglicht, dass Max immer die Tür für das Ziel offenhalten konnte, was er am Anfang formuliert hatte ...
Also: Wenn ich das richtig sehe, ist @GNetzer jetzt der einzige Journalist, der eine kritische Biografie von Uli Hoeneß geschrieben hat UND ihn dafür auch interviewen konnte.
Ich kann mich nur wiederholen: Man muss sich nicht wirklich für Fußball interessieren, um diesen Podcast zu hören. Er ist Mediengeschichte und ein Blick auf die deutsche Spaßgesellschaft von 1970 bis heute, er ist lehrreich und unterhaltsam und ein gelungenes Porträt. Chapeau!