Wir erleben gerade eine der massivsten litigation-pr-Kampagnen, die dieses Land je erlebt hat.
Zentrales Ziel ist die Weißwaschung des zurückgetretenen Bundeskanzlers @sebastiankurz .
Der heimische Journalismus ist dagegen nur zum Teil gewappnet oder macht willfährig mit. 1/12
„Österreich“ berichtet heute ganzseitig und bleibt dabei - wie überraschend - völlig einseitig. Keine Spur von Kritik oder Gegenposition. Vielmehr wird die litigation-pr-Stoßrichtung gegen die WKStA noch bestärkt, indem 2. Fall beigestellt wird, der nichts damit zu tun hat. 2/12
Story in der @krone_at ist journalistisch kaum besser. Nicht einmal homöopathische Spuren von Kritik am vorgelegten, vom ÖVP-Anwalt Werner Suppan beauftragten Gutachten finden sich hier. Gutachter Lewisch wird 2x als „renommiert“, die WKStA als „Korruptionsjäger“ bezeichnet. 3/12
Nun mögen manche auf Twitter erstaunt sein: Denn nicht nur tadellos, sondern sehr gut reagierte der @KURIERat . @metzgerida stellte nicht nur binnen kürzester Zeit eine Expertenmeinung zum Entlastungsgutachten auf. Sie kritisierte Lewischs Freispruchversuch auch inhaltlich. 4/12
@DiePressecom am Sonntag würdigte mit einem sehr kurzem Bericht die 17 Seiten Entschuldungsprosa aus der Feder von Lewisch.
Es liegt entweder daran, dass die Vorwürfe um die Inseratenaffäre generell im Blatt klein gehalten werden. Oder weil Lewisch geschont wird. 5/12
Immerhin ist er Jurymitglied eines Preises für juristische Abschlussarbeiten („LAWard“), den @DiePressecom gemeinsam mit der @wu_vienna und der Kanzlei Cerha Hempel seit Jahren vergeben. Zur Kanzlei noch später. 6/12
Aber die „Presse am Sonntag“ schließt ihre knappen Notizen immerhin mit dem wichtigen Hinweis: „Weder die WKStA noch im Falle einer Anklage das Gericht sind an Privatgutachten gebunden.“ 7/12
„Lewisch lehrt am Institut für Strafrecht und Kriminologie der Uni Wien, ist Anwalt. Als solcher arbeitet er als Senior Counsel für die Kanzlei "Cerha Hempel". Deren Partnerin Edith Hlawati leitet die Staatsholding ÖBAG“, schreibt @KarinLeitner1 in der @TTNachrichten. 8/12
„- als Nachfolgerin von Schmid, der wegen der Chat-Affäre gehen hat müssen“, wie sie hinzufügt. Erstaunlicherweise haben diese personelle Nähe in der Causa dieses Entlastungsgutachtens bisher sonst nur @derStandardat und @spiegelonline thematisiert. 9/12
Mich erstaunt, dass niemand im Journalismus auf Basis der bisherigen Gutachten von Lewisch in litigation-pr-Verfahren die Qualität seiner Expertisen zum Thema macht. 2011 gutachtete er in der Causa Karl Heinz Grasser. 2013 für Ernst Strasser. 10/12
11/12 Es ist ÖVP-Geld, das hier verbrannt wird. Darum sorge ich mich nicht. Sorgen macht mir der Zustand des heimischen Journalismus. Ich bin erstaunt darüber, wie wenig das Archiv genutzt wird.
Ich meine nicht, dass dieses die „Rache des Journalismus gegenüber der Politik“ sei
wie es der legendäre Robert Hochner formuliert hatte. Vielmehr denke ich: der systematische Blick ins Archiv ist die Pflicht des Journalismus gegenüber Mediennutzer*innen. Die Kür der Recherche über weitere vielfältige Wege kommt dann erst noch hinzu. 12/12
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