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Jan 18 • 18 tweets • 4 min read
Hier mal ein 🧵zu Montagsdemos auf dem bayerischen Land #mindelheim #unterallgäu Ich habe die letzten Wochen verfolgen können, was sich hier so abgespielt hat und möchte das festhalten - auch weil ich außer in der Lokalpresse bisher keine Berichterstattung dazu gesehen habe. 1/17
Seit einigen Wochen finden hier sog. Spaziergänge statt. Aufgerufen wird dazu ua. auf Telegram, aber auch Facebook-Gruppen scheinen bei der Mobilisierung eine Rolle zu spielen. Zunächst wollte sich niemand offiziell als Initiator*in bekennen. 2/x
In der Lokalpresse @MZ_Online wird allerdings berichtet, Mitglieder der AfD könnten hinter Flyer-Aktionen stecken, die zu den Versammlungen einladen. Der Eindruck, dass diese Partei oder auch die Basis jedoch von Anfang an mitinitiiert haben könnten, wird bewusst vermieden. 3/x
SchlieĂźlich will man sich nicht mit nachweislich Rechtsextremen einlassen, sondern bĂĽrgerlich erscheinen. Dennoch gleichen die Aussagen bei Telegram und den Demos beispielsweise Texten auf Websites von AfD und Die Basis in Stil und Aussage. 4/x
Zunächst blieben die „Spaziergänge“ unangemeldet und still. Es sollte nicht der Eindruck erweckt werden, es handle sich um eine Demonstration. Dennoch wuchs die Teilnehmendenzahl mit der Zeit. Mit Kindern und Grabkerzen wurde gegen alles was mit Corona zu tun hat, marschiert. 5/x
Am 10. Januar konnte ich 600 Teilnehmende zählen. Da es keine Allgemeinverfügung gibt, werden die Aufzüge geduldet, die Polizei übernimmt die Versammlungsleitung. Es gilt keine Maskenpflicht. Mindestabstände von 1,5m sind in engen mittelalterlichen Gassen schwer einzuhalten. 6/x
Die Polizei ist überaus kooperativ. Als vereinzelt dann doch Abstände kontrolliert werden, gibt es Gezeter. Auch die Opferrolle erinnert also an AfD-Gebaren. Interessant auch: Viele Teilnehmende scheinen weit anzureisen, nachdem in München bspw. gegen Demos vorgegangen wurde. 7/x
Im Laufe der Woche nach dem „Spaziergang“ am 10.01 bildet sich Widerstand in der Zivilgesellschaft. Eine Gegendemo wird angezeigt, die dem Schwurbel zeitlich und örtlich den Raum nehmen will, wo sie sich treffen - den Marienplatz. Doch dann passiert etwas außergewöhnliches. 8/x
Der Landrat Eder (FW) und die Polizei machen sich daran, für die bisher unangemeldeten Spaziergänge Anmelder*innen zu finden. Die zuerst angemeldete Gegendemo darf erst zwei Stunden nach der Demo, auf die sie sich bezieht, stattfinden. Man wolle Konfrontation vermeiden. 9/x
Schwurblerei aus der ganzen Region darf also widerspruchslos durch die Stadt ziehen und sich so wie die Mehrheit vorkommen. Ein fatales Signal. Es kommen noch einmal deutlich mehr Menschen als in der Woche zuvor. Wieder keine Masken, ein paar mehr Abstände, immerhin. 10/x
Diesmal wird gesprochen, da die Veranstaltung jetzt als Demo angemeldet ist. Es wird sich distanziert von rechts und von Wissenschaftsfeindlichkeit, nur um dann ein paar Sätze später zu sagen, dass die Impfentscheidung Bauchsache sei. 11/x
Bezug auf andere Orte, wo nachgewiesenermaßen rechte Strukturen die Demos anführen, wird nicht genommen. Man sei auch nicht esoterisch, trotzdem ist jedes dritte Wort in der Rede „Liebe“. Wo das Mitgefühl mit Risikogruppen bleibt, ist unklar. 12/x
Man solle die Masken abreißen und wieder Mensch sein. Insgesamt entsteht der Eindruck: hier sind viele Menschen das erste Mal aktiv. Sonst scheinen viele keine Sorgen im Leben zu haben, aber sie sehen nun ihre körperliche Selbstbestimmung bedroht. 13/x
Die Gegendemo ist trotz der späten Uhrzeit und für das erste Mal ordentlich besucht. Etwa 250 Leute kommen mit Masken und Abstand. Ein paar übrig gebliebene Schwurbler rufen dazwischen und blöken wie Schafe. Es tut gut, unter anderen verantwortungsbewussten Menschen zu sein. 14/x
FĂĽr die Zukunft heiĂźt es Druck machen: Die MaĂźnahmengegner*innen mĂĽssen Widerrede bekommen und sollten nicht mit ihrem Egotrip durchkommen. Es reicht nicht zu sagen, man sei gegen rechts oder Wissenschaftsfeindlichkeit, sondern man muss es auch sein und beweisen. 15/x
Eine Lehre fĂĽr Gegendemonstrationen deutschlandweit: es wird nicht reichen, alle Montagsdemos pauschal als rechts zu bezeichnen. Es bedarf bei diesem bĂĽrgerlichen Anstrich lokaler Recherchearbeit und stichhaltiger Argumente. 16/x
Deswegen - wenn ihr könnt - unterstützt @AllgaeuRechtsA oder versucht selbst die Verbindungen zwischen Rechten, Esoterik und den Montagsdemos aufzuzeigen. Der Vorteil auf dem Land ist ja: Jede/r kennt irgendwie jede/n. 17/17

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