Mit #ADHS ist man oft DAS Kind. Später ist man dann DIE Mutter, DIE Kollegin, DIE Freundin. Die immer die Hausaufgaben vergisst, die ihr Potential nicht ausschöpft, die immer zappelt, die dauert irgendwo gegen stößt, der immer alles runterfällt, die immer dazwischenredet, die
beim Essen oder Anziehen immer die letzte ist. Oder die erste und dann drängelt, weil sie nicht warten kann. Die immer zu schnell weint, zu laut spricht, zu überschießend wütend wird, zu empfindsam ist. Die nie richtig zuhört, Termine verbaselt oder zur falschen Adresse fährt.
Neulich las ich in einem Ratgeber für Eltern von Kindern mit ADHS wir, sie, wären „intensive Kinder“. Und dieser wertfreie, offene und unfassbar treffende Begriff hat mich so tief getroffen und berührt. Weil da nicht Zappelphilipp stand, da stand nicht grenzüberschreitend,
nervig, unkonzentriert, verträumt, hyperaktiv, übermäßig sensibel. Da stand intensiv. Und dieses eine Wort fasst alles zusammen ohne abzuwerten. Und DAS Kind, das in mir noch wohnt, das immer noch Angst hat negativ aufzufallen, alles falsch zu machen, das sich so bemüht und
trotzdem immer irgendwie anders ist, das musste ein bisschen weinen, weil ich 35 werden musste, bis ich das verstanden habe, über mich selbst und mein Kind. Lange wissend, dass wir nicht falsch sind wie wir sind, aber immer noch getroffen von so vielen kleinen verbal verursachten
Wunden. Was ich damit sagen will ist: Sprache ist mächtig. 💚
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ADHS ist auch: scheitern an alltäglichen Situationen.
Ich bin eine erwachsene Frau, Mutter von 2 Kindern, ich war eine gute Rettungsassistentin, ich habe mein Studium in Regelstudienzeit gut abgeschlossen, mein Team und meine Oberen schätzen mich als gute Ärztin.
1/
Aber Dinge, die für andere nebenher laufen, die selbstverständlich sind, die kann ich einfach nicht. Und nicht: ich habe keine Lust, nein, ich weiß nicht, wie es geht. Nach 34 Jahren immer noch nicht. Sagt mein Mann zu mir: „Kann du bitte die Wohnung aufräumen?“ muss ich ihn 2/
um eine konkrete To-Do-Liste bitten. Weil ich sonst keine Ahnung habe, was ich tun und wo ich anfangen soll. Wenn ich - wie eben - Sachen zum Grillen einkaufen soll, geht eine gute Portion meiner Kraft dafür drauf, zu entscheiden, was. Dafür laufe ich dann 3mal durch den 3/