Heute geht es um das Frauenbild an den Waldorfschulen.
Diesmal wird es sehr, sehr schwurbelig und reichlich mysogyn, soviel vielleicht als Warnung. Ein Thread 🧵
Wer mich noch nicht kennt, ich schreibe immer wieder Threads zum Thema Waldorfschule, hier hab ich alle gesammelt:
Um den Umgang der Anthroposophen mit dem Thema Mann und Frau zu verstehen, müssen wir uns tatsächlich ein bisschen mit Steiners "Weisheiten" beschäftigen. (Achtung, MASSIVER Schwurbelalarm)
Laut Rudolf Steiner werden Menschen vor der Geburt mit allen Eigenschaften von Männern und Frauen ausgestattet. Das bleibt auch die ersten sechs Wochen im Mutterleib so, bis sich die Geschlechtsorgane entwickeln. Dann teilt es sich auf:
Das Spontane, Unstete, Sprühende, Flexible ist typisch für die männliche Fortpflanzungstätigkeit und entsprechend für das weibliche Denken.
Wogegen das in sich Ruhende, Reifenlassende, Abwartende die Geste der weiblichen Reproduktionskraft ist und entsprechend für das männliche Denken.¹
Also läuft es ganz klar auf "gleichwertig aber nicht gleichartig" hinaus. Frauen sind unstet, sprühend und spontan, Männer lassen Gedanken reifen.
Natürlich müssen so unterschiedliche Menschen auch unterschiedlich erzogen und unterrichtet werden.
Steiner:
Den Jungen sollte man helfen, aus sich herauszugehen und mithilfe des künstlerischen Unterrichts auch zu lernen, über Empfindungen und Gefühle zu sprechen.
Mädchen sollte man hingegen anregen zu üben, ihren Redefluss zu stoppen, also erst zu denken und dann zu reden.²
Praktisch gesehen führt das dazu, daß Buben zwar mit Puppen spielen und Eurythmie machen sollen, Mädchen aber umgekehrt nicht etwa in den MINT³ Fächern besonders gefördert werden, sondern eher dazu gebracht werden, den Mund lieber erst gar nicht aufzumachen.
Das zieht sich natürlich bis ins Erwachsenenalter. Da Frauen eine stärkere Gefühlspräsenz im Seelischen zugesprochen wird sind sie natürlich zu sehr kopflastigen Tätigkeiten wenig geeignet, da "die Gedankenführung nicht stark genug ist."
Tatsächlich ist das auch der Vorwurf, den wir Waldorfmädchen am häufigsten hören: wir seien zu "verkopft".
Bei Waldorfs herrscht zusätzlich eine ganz eigene mehr oder weniger offizielle Kleiderordnung. Kleidung soll aus Naturmaterialien sein und den Körper nicht so sehr betonen. @anthroblogger hat sich damit schon näher beschäftigt: anthroposophie.blog/2019/10/24/wol…
Dazu kommt die ganze Biodynamische Heimatrhetorik, gepaart mit dem rassistischen Gedankengut Rudolf Steiners und einer ordentlichen Dosis Christentum - es ergibt sich ein recht klares Bild, wie man die Frau denn gerne hätte.
Was ist aber die Rolle, in der die Anthroposophen die Frau am liebsten sehen wollen?
Als Mutter.
Und nicht nur soll sie Mutter sein, sie soll sich auch bewusst für den Beruf Mutter entscheiden und auch nach Möglichkeit keinen anderen Beruf ausüben, da das zu Konflikten führt.
Der Vater spielt dabei eine sehr untergeordnete Rolle (er darf ruhig viel arbeiten oder abwesend sein), so lange die Mutter gut über ihn spricht ist er anwesend genug.
Die Mutter ist es auch, die sich um alle kindlichen Belange kümmert, dabei von männlichen Autoritätspersonen geleitet wird (vom anthroposophischen Kinderarzt zum Beispiel) und sich freiwillig in Schule und Kindergarten engagiert.
Sie bastelt hocherfreut für den Basar, putzt fröhlich in der Klasse, setzt waldorfpädagogische Konzepte zu Hause um und sorgt dabei für viel Waldorfnachwuchs.
Dieses Frauenbild sitzt so tief, daß mir meine Mutter, Alt 68erin und Feministin der zweiten Welle allen Ernstes zur Geburt unseres ersten Kindes gesagt hat, daß die intellektuelle Entwicklung des Kindes durch den Vater geschieht.
Bitte helft mir, diesen Thread zu verbreiten! Es kann doch nicht sein, daß so ein Frauenbild staatlich gefördert wird!
Quellen
1 aus "Anthroposophie lebensnah"
2 Rudolf Steiner: Erziehungsfragen im Reifealter. Zur künstlerischen Gestaltung des Unterrichts.
3 Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik
4 Waldorfshop Katalog
Krankheit als Chance
Es wird in letzter Zeit viel mit der Einstellung "nutzt's nix, schad's nix" über #Homöopathie geredet.
Mir ist es sehr wichtig, daß alle wissen, welchen echten Schaden esoterische "Heilmethoden" anrichten.
Ein 🧵
Wer mich noch nicht kennt und Lust hat, kann hier die bisherigen Threads lesen:
Kreative Waldorfschule?
Eines der Hauptargumente der Waldorfbeführworter*innen ist es, daß Kinder in dieser Schulform ihre Kreativität voll ausleben können. Aber ist das auch wahr?
Ein Thread 🧵über Kunst an der #waldorfschule
Für alle neu dazugekommenen Leser*innen: Hier könnt ihr meine bisherigen Threads nachlesen
1/ Der erste Eindruck bei Waldies ist schon ein sehr kreativer. Seidenpapierbilder an den Fenstern, viele Bilder die von Kindern gemalt würden, Natur. Die Ästhetik ist eine ganz eigene, Regenbogen, keine rechten Winkel, Naturfarben, Farbverläufe. Alles mutet sehr märchenhaft an.
Heute geht's um Mobbing an der Waldorfschule. Dieser Thread bekommt eine wichtige CN: content ist sehr problematisch und potentiell triggernd für Mobbing Opfer.
Wer mich noch nicht kennt, kann meine bisherigen WS Threads hier lesen:
Dieser thread hat eine etwas Form, weil ich die Geschichte für ein Seminar in der Lehrer*innen Bildung bereits aufgeschrieben hatte. Außerdem ist er ein Fall für #anthrometoo#mobbing an der #waldorfschule
Ein thread 🧵
1/ Ich ging nicht so besonders gerne in die Schule. Mit den Jungs aus der Klasse kam ich zwar gut klar, aber mit den anderen Mädchen überhaupt nicht.
Alle kümmerten sich nur um Markenklamotten und teure Sachen und so.
1/ Meine Mama schickte mich auf die WS, weil sie sich "ganzheitliches Lernen" davon versprochen hat. Sie hat mich nach der Scheidung als "kaputtes Kind" gesehen (ihre Aussage, März 2022) und sollte in Kindergarten und Schule "ganzheitlich" wahrgenommen und beschult werden
2/ Ich finde diese Aussage an sich problematisch, denn Kinder sind nicht "kaputt" und müssen auch nicht "repariert" werden, möchte aber nochmal klarstellen, daß ich meiner Mutter keinerlei Vorwürfe mache.
Ich war in den 80ern in der Waldorfschule. Gut war das nicht. Dieser Teil beschäftigt sich nur mit der Schule - zu verschiedenen Themen wird es eigene Threads geben.
Ein (langer) Thread 🧵
1/ Meine Mutter behauptet heute, sie hätte mich zu Waldorfs gegeben, weil ich nach der Scheidung so ein "kaputtes Kind" war, und sie mich dort ganzheitlich wahrnehmen könnten. Ich bin sicher, sie glaubt es wirklich - allerdings geht sich das zeitlich nicht aus.
2/ Ich kam 1980 in den Waldorfkindergarten, 1981 kam noch mein kleiner Bruder zur Welt und die Trennung fand erst 1982 statt.
Meine Kindergarten Zeit war wunderschön, meine Pädagogin die liebste Kindergärtnerin ever. Ich hatte bis vor ein paar Jahren sporadischen Kontakt zu ihr.