Und weil ich immernoch häufig so große Verwunderung darüber lese, wie es denn sein kann, dass in den vergangenen 10-15 Jahren populistische Akteure in Europa so großen Zulauf haben. Ich habe da eine Idee.
Das ist natürlich keine erschöpfende Antwort. Aber wenn (mindestens) 50% der Bevölkerung seit Jahrzehnten merken, dass sie in einem System leben, dass die Top 10% so offensichtlich bevorzugt - naja, es wundert mich nicht, dass sich das in Wahlentscheidungen niederschlägt.
(Hier sind die Pre-Tax Einkommen abgebildet, nach Steuer sieht das etwas besser aus, aber der Trend ist dort noch krasser und das Ergebnis basically the same.)
Noch heftiger sieht es bei der Vermögensverteilung aus. In allen Ländern haben die reichsten 1% der Bevölkerung einen größeren Anteil am Gesamtvermögen als die unteren 50%. Kein Mensch kann mir erzählen, dass das etwas mit "Leistung" zu tun hat.
(Pst Spoiler! Es hat etwas mit Erbschaften zu tun! Nicht weiter erzählen.)
Die etablierten politischen Kräfte in vielen europ. Ländern haben also sehr aktiv eine Politik betrieben, die einen Großteil der Menschen desillusionierte. Ein Resultat davon werden wir in Frankreich sehen
Die Gründe für diese politische Entwicklung sind natürlich vielschichtiger. Aber die zunehmende Polarisierung von Einkommen und Vermögen und die damit einhergehende Ungleichheit und Ungerechtigkeit ist mMn brandgefährlich und eines der größten Probleme unserer Zeit.
Weil ich die Frage spannend finde.. Thomas Piketty hat für Frankreich relativ überzeugend dargestellt, dass das klassisches "links-rechts" Schema wenig überzeugt als Antwort auf pol. Fragen. Vielmehr gab es dort 2017 vier ungefähr gleich große Blöcke.
Diese Blöcke unterscheiden sich durch ihre Haltung zu Immigration und Umverteilung. Er nennt diese Blöcke: Internationalistisch-Egalitär (für Immigration und für Umverteilung), Internationalistisch-Inegalitär (für Immigration, gegen Umverteilung),
Nativistisch-Egalitär (gegen Immigration, für Umverteilung), Nativistisch-Inegalitär (gegen Immigration, gegen Umverteilung) und ordnet die verschiedenen politischen Akteure diesen Blöcken zu. Macron wäre also Internationalistisch-Inegalitär und Le Pen Nativistisch-Egalitär.
Wie kann es eigentlich sein, dass wir mit dem Kampf gegen den Klimawandel, der Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen und den Auswirkungen einer Pandemie zu tun haben und es keinerlei mediale Debatte darüber gibt Wohlhabende und Reiche dafür zahlen zu lassen?
Ich meine, es ist so brutal einfach diese ganzen Herausforderungen zu finanzieren: endgültiges Verabschieden von der schwarzen Null, eine Erbschaftssteuer die ihren Namen verdient, eine Vermögenssteuer für besonders hohe Vermögen,
Reform der Kapitalertragssteuer, die Kapitaleinkünfte endlich stärker besteuert als Arbeitseinkommen, Reform der Einkommenssteuer die mittlere und niedrige Einkommen entlastet und hohe Einkommen um so stärker besteuert, harte, effektive Maßnahmen gegen Steuerhinterziehung.