Überlegungen zu Zero-COVID in China und dem Erfolg unterschiedlicher nationaler Strategien

Die wissenschaftliche Aufarbeitung der Pandemie wird wohl Jahrzehnte benötigen. Welche Länder hatten ein besonders effektives Pandemiemanagement? Wer hatte… 1/11
…in welchem Teilbereich die Nase vorne? Und nach welchen Parameter richten wir uns überhaupt? Infektionszahlen? Mit/an COVID Tote? Übersterblichkeit? Long COVID? Psychosoziale Gesundheit der jungen Generation? Gesellschaftlicher Zusammenhalt? Wirtschaftswachstum? 2/11
Vielfach werden diese Vergleichsanalysen damit zu kämpfen haben, dass die Datenqualität ungenügend und die Zahlen von Land zu Land sehr unterschiedlich (wenn überhaupt) erhoben wurden.

Trotzdem werden Vergleiche seit Pandemiebeginn gezogen. Modell Schweden? (…) 3/11
Restriktive aber in ihrer Ausgestaltung sehr unterschiedliche Ansätze wie in Südkorea, Taiwan, Neuseeland oder Australien? Wohl nicht zufällig (Halb)Inseln. Oder die Zugänge der Briten bzw. unserer Schweizer Nachbarn (zT auch eine Insel)?

Dann wäre da aber noch ein Land. 4/11
China. Nicht nur der Ursprung der Pandemie, sondern auch das bevölkerungsreichste Land mit Einparteiensystem. Bisher hat China eine aggressive Zero COVID Strategie verfolgt. Spätestens die sehr viel infektiösere Omicron stellt dies massiv in Frage. bbc.com/news/world-asi… 5/11
Aktuelle Berichte aus Shanghai (siehe ein Beispiel vom @guardian) verstärken diesen Eindruck. Distopisch und in einer demokratischen Umgebung undenkbar.

theguardian.com/world/2022/apr…

6/11
Dies sowie die verfügbaren Zahlen aus China wirft viele Fragen auf. Die bisherige Strategie der radikalen Bekämpfung von regionalen Herden wird bei Omicron mit einem Masern-ähnlichen R0 Wert von ca 12 wohl nicht zu halten sein.



7/11
Wesentlich dabei, wie vulnerabel die dortige Bevölkerung angesichts der eingesetzten Impfungen und der bisher (offiziell) geringen Anzahl an Genesenen ist. Dies könnte zu einer großen Herausforderung nicht nur des Gesundheits- sondern auch des politischen Systems werden. 8/11
Zero COVID war vermutlich gut gemeint. Angesichts der Kollateralschäden und v.a. der Unrealisierbarkeit spätestens seit den infektiöseren Varianten kann und wird diese Strategie aber nicht der Weg aus der Pandemie sein. 9/11
Bleibt somit die Frage pro futuro, welche Länder die Krise wie am besten meistern?

Ein Datenfundament, das zukünftige Länder-vergleichende Analysen und Lehren daraus unterstützt, wird für weitere Pandemien wertvoll sein. Statt CSI quasi #PSI (Pandemic Scene Investigation). 10/11
Daten sind der zentrale „Rohstoff“ für evidenzbasiertes kurz- und mittelfristiges Pandemiemanagement.

Zukünftige rückblickende Analysen sollten ein weiteres gewichtiges Argument für Österreich liefern, beim Thema Daten rasch an führende Länder wie Dänemark aufzuschließen. 11/11

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Apr 5
Erste SARS-CoV-2 Rekombinanten in Österreich

In Proben wurde eine noch nicht beschriebene Rekombination von BA.2 mit dem Spike von BA.1.1 bestätigt. Was bedeutet Rekombination bei Coronaviren? Ist das epidemiologisch bzw. klinisch relevant? Und was tut sich international? 1/8
Coronaviren verändern nicht nur einzelne genetische Buchstaben, sondern können auch größere genetische Regionen austauschen. Voraussetzung dafür ist, daß ein Wirt von zwei Viren gleichzeitig infiziert wird, und beide in dieselbe Zelle eindringen. (Grafik: Lara Herrero) 2/8
Beides zusammen ist unwahrscheinlich, aber bei hohen Infektionszahlen möglich. Bisher in UK, FR und DK beschriebene SARS-CoV-2 Rekombinante inkludieren Delta+BA.1 („Deltacron“, XD), BA.1+BA.2 (XE) und auch Delta+BA.2 (XF). Siehe Abbildung von @UKHSA Technical Briefing #39. 3/8
Read 8 tweets
Mar 19
Ein herzliches Dankeschön an @GFoi für seinen unermüdlichen Einsatz getragen von viel Empathie und wichtigen kritischen Beiträgen für die Pandemiebekämpfung. 👏 👏 👏 Sein Gecko Austritt ist ein Verlust, den ich bedauere. 1/5
Ich habe @GFoi in diversen Rollen bei der herausfordernden Beratung von Politik und als Risikomanager schätzen gelernt. So auch bei der Organisation der #BreakingtheWave Schul Webinare, wo seine Qualitäten -unterstützt vom sehr professionellen @roteskreuzat - evident waren. 2/5
Es wird weiter Kritik brauchen & auch geben, um wissenschaftliche Beratungsprozesse zu verbessern, für Transparenz zu sorgen & gegen politische Vereinnahmung anzukämpfen. An allererster Stelle geht es aber um das beharrliche Verfolgen zentraler Themen der Pandemiebekämpfung. 3/5
Read 5 tweets
Nov 25, 2021
B.1.1.529

Die aktuelle Variante B.1.1.529 zeigt, wie sehr sich das globale Virusüberwachungssystem weiterentwickelt hat. Eine initial nur Handvoll auffälliger Sequenzen aus Südafrika (SA) sorgt wenige Tage später für internationale Sorgenfalten. Wichtige offene Fragen: 1/5
+ Ist B.1.1.529 tatsächlich für die steigenden Zahlen in SA verantwortlich?
+ Ist es infektiöser?
+ Kann es mit den zahlreichen Mutationen im Spikeprotein der Immunantwort und der Impfung besser entkommen?
+ Ursprung? (z.B. chronisch Infizierte vs. tierischer Zwischenwirt?) 2/5
+ Geänderte Krankheitsverläufe?
+ Wie stark ist B.1.1529 schon international verbreitet? Wurde bisher in wenigen Fällen in Botswana und SA sowie bei 1 Reisenden aus SA in Hongkong festgestellt.
+ Wie kann Europa vor Ort helfen?
+ Läßt sich die globale Zirkulation unterbinden? 3/5
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Aug 22, 2021
Wie wird sich SARS-CoV-2 weiter verändern?

Eine häufig gestellte und zentrale Frage für unser Pandemiemanagement. Hier der Versuch eines Überblicks, warum diese Frage zurzeit nicht einfach zu beantworten ist. 1/n
Ein Rückblick: Im ersten Halbjahr 2020 wurde die kontinuierliche aber langsame Mutationsrate als Indiz dafür gesehen, daß SARS-CoV-2 schon gut an den Menschen adaptiert sei und quasi weder Notwendigkeit noch Spielraum besteht, um „bessere“ Viren zu selektionieren. 2/n
Diese Ansicht mußte spätestens mit dem dominanten Auftreten von Alpha (B.1.1.7) ab dem Winter 2020 ad acta gelegt werden. Diese Variante hatte nicht nur >20 Mutationen angesammelt, sondern war v.a. auch um 50% infektiöser als das Ursprungsvirus. 3/n
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Mar 28, 2021
Kreative & konstruktive Ansätze:
(Nicht jeder von mir; nicht alles todernst; weitere ausgefallene & gut gemeinte Ideen hinzufügen) #thinkpositive

1. Die Corona App wird relaunched & massiv beworben, sodaß mehr ÖsterreicherInnen aktiv am elektronischen Contact tracing teilnehmen.
2.Die österr. Medienlandschaft einigt sich auf einen Wochentag, an dem die Wörter „Pandemie“, „Corona“ und „Virus“ nicht mehr vorkommen. Stattdessen werden Good News transportiert und es wird unterhalten, um der Pandemiemüdigkeit den Kampf anzusagen.
3.Wir bilden Buddy Systeme am Land und in der Stadt, so dass einige wenige Nachbarn sich um Risikopersonen kümmern, für sie einkaufen, etc.
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Mar 28, 2021
Neue Virusvariante B.1.1.7+E484K in Tirol – warum ist das ernst zu nehmen?

Es wurden in Tirol viele Fälle der UK Variante B.1.1.7 mit der zusätzlichen Mutation E484K (=VOC 21FEB-02 bzw. VOC-202102/02) gefunden. E484K steht im Zusammenhang mit Antikörper Escape. 1/10
SARS-CoV-2 Teilgenomsequenzierungen durch @EllingUlrich @LCochella @IMBA_Vienna @IMPvienna @agesnews haben bestätigt, daß es in Tirol >100 Fälle mit einer modifizierten UK Variante B.1.1.7 plus dieser Mutation E484K gibt. 2/10
B.1.1.7+E484K wurde zum ersten Mal Ende Jänner im UK gefunden. Zusätzlich ist diese Variante u.a. in Oregon, USA unabhängig entstanden. International gab es mit gestern erst 108 solcher Genome in der internationalen Datenbank @GISAID. 3/10
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