Gestern gab es 'ne Sendung zu #Prostitution in @ndr mit Huschke Mau, die ein Vergütungsverbot für sexuelle Dienstleistungen fordert, weil sie glaubt, dass Sex gegen Geld geächtet werden soll. Leider ist sie gegangen, ohne auf die Kritik an diese Forderung einzugehen. 1/x
Zu Beginn der Sendung ging es darum, wie Huschke Mau mit 18 vom deutschem Sozialsystem im Stich gelassen wurde. Das ist ein wichtiger Punkt auch für diese Forderung. Denn dieses Problem wird durch ein Vergütungsverbot von Sexarbeit nicht mal annähernd gelöst. 2/x
Sowieso: Wenn Armut, soziale Ausgrenzung, Gewalterfahrungen in der eigenen Familie das Problem sind, dann hat das alles streng genommen nichts mit #Sexarbeit/#Prostitution zu tun. Ein Prostitutionsverbot schafft die Armut nicht ab, es löst keines dieser Probleme. 3/x
Huschke Mau erklärte weiter, dass Menschenhandel durch legale Prostitution gefördert wird. Wenn das so wäre, dann dürfte es überall, wo Prostitution und Bordelle verboten sind (also in 90% der Länder) keinen Menschenhandel geben. Das ist falsch. 4/x
Fakt ist: Menschenhandel geschieht in vielen Branchen (Bau, Landwirtschaft, Haushalt, usw.). Ausschlaggebend ist nicht die Art der Arbeit, sondern die Strategien und die Art der Ausbeutung. Ein Entlohnungsverbot reduziert diese Ausbeutung nicht. 5/x
In der Sendung wurden kritische Fragen gestellt und das ist wichtig. So sehr wir Betroffenen von Gewalt zuhören müssen, so klar ist auch, dass die Welt der Sexarbeit komplex und vielfältig ist. Schade, dass Huschke dies nicht wollte. 6/x
Aufgefallen ist mir, wie vage letztendlich dieses angeblich wunderwirkende "Nordische Modell" dargestellt wurde. Als ginge es nur darum, die Kunden zu kriminalisieren. Der @ndr selbst hat die Darstellung aus der Werbebroschüre übernommen, ohne sie zu prüfen. 7/x
Es ist zwar korrekt, dass Kund*innen kriminalisiert werden, wenn sie - obwohl Sexarbeitende das wollen - für Sexarbeit zahlen. Es stimmt mitnichten, dass Sexarbeitende völlig straffrei bleiben. Denn Sexareitende werden in den Verbotsgesellschaften auch verachtet. 8/x
Bei diesem hoch angepriesenen Modell ist nämlich alles, was mit Sexarbeit zu tun hat, verboten. Vor allem aber gibt es keine legalen Arbeitsorte, weil Bordelle verboten sind. Das bedeutet, dass "Vermieter" extrem hohe Preise verlangen. 9/x
Dazu kommt, dass der § Zuhälterei so breit ist, dass jede Zusammenarbeit mit Prostituierten als Zuhälterei gewertet wird. Teilen sich zwei Sexarbeitende eine Wohnung, um gemeinsam zu arbeiten, gelten beide als Zuhälterinnen. Sexarbeitende werden so weiter kriminalisiert. 10/x
Es ist außerdem falsch, dass es in Ländern mit Vergütungsverbot keinen Menschenhandel mehr gibt. Menschenhandel nutzt die Verletzlichkeit der Betorffenen aus. Prostituierte sind bei einem Verbot verletzlicher für Ausbeutung, weil ausgegrenzt, inexistent. 11/x
Ich verstehe zwar die Hoffnung der vielen Leute, die meinen, dass Sexarbeit abgeschafft werden könne. Aber sie kann nur verboten werden, wie @saschalobo sagte. Erfahrungen, wie die von Huschke Mau, werden damit nicht verschwinden, weil ihre Ursache nicht die Sexarbeit ist. 12/x
Schade fand ich, dass die Frage von @AminataBelli nicht beantwortet wurde: Was sagt HM zu Sexarbeitende, die genau diese Arbeit auf kurz oder lang machen wollen? Es gab darauf keine Antwort. Auf Twitter werden diese Sexarbeitende als irrelevant abgetan, was Teil des Problems ist
Trotz relativ liberaler (ja, es geht noch wesentlich besser, progressiver, liberaler auch hier) Prostitutionspolitik in Deutschland, sind wir immer noch nicht so weit, dass Sexarbeitende ohne Stigma arbeiten können und z. B. problemlos offen darüber sprechen können. 14/x
Diese Debatte, die ein Verbot fordert, führt uns eigentlich um Jahrzente zurück. Sie ist kein Fortschritt, sie fordert lediglich die altbekannte Stigmatisierung und Ausgrenzung der Sexarbeitenden unter dem Deckmantel ihres Schutzes. 15/x
Huschke Mau nennt die "Studien" einer gewissen "Melissa Farley" - eine seit Jahrzehnten nicht mehr in der Wissenschaft tätigen Person, die sich dem Kampf gegen Prostitution verschrieben hat und deren Pamphlete keiner wissenschaftlichen Prüfung standhalten citeseerx.ist.psu.edu/viewdoc/downlo…
Das sog "Nordische Modell" ist eigentlich in allen Ländern gescheitert, jedenfalls ist die Lage sicher nicht besser als in Deutschland. opendemocracy.net/en/beyond-traf…
Die versprochenen Ausstiegsprogramme gibt es nur für einige wenige hundert Personen pro Jahr. Die zig-tausenden weiterhin arbeitenden Sexarbeiter*innen müssen den Preis dafür zahlen: Durch gefährliche, illegale Arbeit. opendemocracy.net/en/beyond-traf…
Denn Gewalt nimmt beim Verbot zu: Da brauchen wir uns nichts vormachen. Das Prostitutionsverbot nach dem "Nordischen Modell" ist ein Geschenk an die organisiert Kriminalität. Was der Staat nicht regelt, regeln dann kriminelle Strukturen. belfasttelegraph.co.uk/news/republic-…
Die Emma verbreitet mal wieder Falschbehauptungen in ihrem Kampf gegen selbstbestimmte und legale #Sexarbeit. Es gibt Gesetze gegen Menschenhandel und Zuhälterei. Wenn es dort Mangel gibt, liegt e snicjt am Prostitutionsgesetz. Informieren Sie sich beim @KOK_eV
Geführt hat die EMMA ein Interview mit Helmut Sporer, einem Ex-Polizisten aus Augsburg, der sich dem Kampf gegen Sexarbeit verschrieben hat. Ähnlich wie Manfred Paulus, auch pensionierter Polizist, nutzen sie ihre angebliche Expertise um Stimmung gegen Sexarbeit zu machen.
Sporer kritisiert das Prostituiertenschutzgesetz, weil z.B. keine "regelmäßige Gesundheitsuntersuchung oder die Altersgrenze von 21 Jahren" eingeführt wurde. Im Klartext heißt das: Er möchte Zwangsuntersuchungen wieder einführen, obwohl diese heute als menschenrechtswidrig gelten