Anlässlich einer zuckeligen Zugfahrt quer durch Deutschland habe ich mal wieder Lust, im digitalen Wespennest der Reizthemen zu stochern: Elon Musk? Mother Russia, Union of Lands? Nein, im heutigen 🧵 soll es um die tertiärfarbene Puderwelt der #Transsexualität gehen.
"Bist du Physikstudentin?"
-- "Äh, nein... äh, ich bin übrigens ein Junge!"
Dieses Gespräch, das aus einer Diskussion über Exoplaneten heraus entstand, führte ich vor einigen Jahren mit einem jungen Menschen, der sich -- wohl nach dem Michael-Ende-Buch -- Momo nannte...
...und im angezogenen Zustand äußerlich kaum als Mann erkennbar war. Nicht größer als 1.70 m, mit mädchenhaft hoher Stimme und insgesamt einem zarten Erscheinungsbild, war er geradezu der perfekte Femboy. Notabene betonte Momo, ein "er" zu sein.
Er fügte darüberhinaus hinzu, "alles typisch männliche eklig" zu finden, was sich aber anscheinend nicht auf meine Person erstreckte, obwohl sich meine Körpergröße und Stimmlage geradezu männlicher als Churchill ausnehmen.
Es sei bemerkt, dass Momo derart feminin wirkte, dass es mir nicht unangenehm war, ihn an der Schulter o.ä. zu berühren (ich bin heterosexuell). Ich hatte durchaus den Eindruck, dass er erotisches Interesse an mir hatte, musste ihn diesbezüglich jedoch enttäuschen...
-- im Sinne von: "unten zuviel, oben zuwenig." XD
Extrem androgyne Femboys wie der Momo sind unter Transsexuellen eine Minderheit. "Transsexualität" im allgemeinen Sinne bedeutet: Das psychologische Geschlecht -- also jenes, welches man als Aspekt des eigenen Ichs wahrnimmt -- weicht ab vom chromosomal-physiologischen.
Bei Momo hätte man schon die Kleidung ausziehen müssen, um das physiologische Geschlecht festzustellen. Viele Transsexuelle dagegen zeigen bezüglich Stimme, Größe, Form, Bartwuchs u.v.m. keine Aufälligkeiten, die Abweichung scheint rein psychologischer Natur.
Dies hat Sexualpsychologen dazu geführt, zwei unterschiedliche Typen von Transsexualität zu identifizieren:
1.) homosexuelle, "femboyartige" Transsexuelle à la Momo -- die weibliche Entsprechung sind kantige, maskulin wirkende Lesbierinnen;
2.) hetero- oder bisexuelle Autogynophile ohne physiologische Auffälligkeiten. (Weibliche Autoandrophile kommen auch vor, sind aber seltener.)
Bei Gruppe 1. (ich nenne sie im Folgenden einfach "Femboys") liegt deutlich erkennbar eine Hormonanomalie vor. Dies war an Momos Stimme überdeutlich zu hören: er hätte mühelos in einem Chor den Sopranpart singen können.
Bei Gruppe 2. dagegen scheint es sich um eine rein psychologische Anomalie zu handeln.
Die Transsexuellen-Bewegung neigt nun dazu, beide Gruppen "in einen Topf zu werfen". Wenn jemand sich diesem oder jenem Geschlecht zugehörig fühle, sei dies bedingungslos anzuerkennen.
Manche gehen so weit, dass sie fordern, schon Kinder sollten das Recht haben, zu entscheiden, ob sie Junge oder Mädchen seien; und basierend auf dieser Entscheidung müsse die Person dann auch Umkleiden, Duschen, Toiletten u.ä. ihrer Wahl nutzen dürfen.
Solche Forderungen müssen mit großer Skepsis betrachtet werden, weil das Zusammenziehen beider Gruppen zur Gesamtgruppe "Transsexuelle" wichtige Unterschiede zwischen Femboys und Autogynophilen außer Acht lässt.
Autogynophilie bzw. Autoandrophilie bedeutet, dass man die Vorstellung sexuell erregend findet, zum jeweils anderen Geschlecht zu gehören. Diese Neigung ist in leichter Form bei sehr vielen Menschen -- ausgeprägter und häufiger jedoch bei Männern -- vorhanden.
Sie beruht auf den Vorstellungen und Gedankenspielen, die Menschen haben, wenn sie masturbieren. Dies ist ja nichts anderes, als Sex mit der eigenen Phantasie zu haben -- so dass man bis zu gewissem Grade sich selbst zum Partner umdeutet.
Ein masturbierender Hetero-Mann phantasiert sich selbst zur Partnerin. Vielleicht streichelt er sich dabei selbst und stellt sich vor, seine eigene Haut sei zart wie die einer idealisierten Frau. Manche gehen weiter und ziehen sich zur Erregung Reizwäsche für Damen o.ä. an.
Heutzutage ist es ein überraschend kleiner Schritt von solchen zeitweiligen Phantasien zur dauernd aufrechterhaltenen Phantasie, eine Frau zu sein. Dass eine Frau an anderen Frauen sexuelles Interesse hat, ist längst völlig akzeptiert...
...ebenso, dass sie traditionell als "männlich" geltende Hobbys, Interessen und Karriereziele hat wie z. B. Physik oder Computer.
Als ansonsten "typischer" Heteromann eine Frau sein zu wollen, ist daher keineswegs mehr so abwegig.
Hinzu kommt, dass die moderne Unterhaltungskultur ein reiches Spektrum an aktiven, toughen weiblichen Protagonisten bietet, und dadurch mir eine Gelegenheit, diesen textlastigen Thread doch noch mit einer paar Bildern zu illustrieren.
Was jedoch wahrscheinlich am wichtigsten ist: Aus Sicht von vielen Hetero-Männern leiden Frauen nicht am größten Nachteil des Hetero-Mann-Seins -- sie müssen sich nicht ständig abmühen, eine Partnerin zu finden, sondern werden begehrt, können sich "finden lassen".
Ein substantieller Anteil der Autogynophilen sind typische "Nerds": Mitte zwanzig, technisches Studium, unordentliche Wohnung mit Animepostern u.ä.
Die Art von Mann, die tendenziell eher Schwierigkeiten hat, eine Freundin zu finden...
Für solche Leute kann die Vorstellung, ein süßes Animemädchen zu sein (welches im Fall der Fälle nichtsdestotrotz die stärksten Gegner zu verkloppen vermag), schön und tröstlich sein -- und die permanente autogynophile Lebensweise der nächste logische Schritt.
Und es sei bemerkt, dass, vielleicht paradoxerweise, diese Lebensweise den Weg zu mehr sexuellen Kontakten mit Frauen ebnen kann -- die Mehrheit der Damen wird es zwar nicht allzu attraktiv finden, wenn der Partner eine Schulmädchenuniform trägt...
...doch in der Animeszene und anderen "Special Interest"-Gruppen gibt es durchaus eine substantielle Minderheit, die solchem nicht abgeneigt ist.
Was lässt sich aus all diesen Überlegungen schlussfolgern?
Zum einen ist es wichtig, sich klarzumachen, dass "Transsexualität" zwei mehr oder minder unabhängige Phänomene bezeichnet (die allerdings vermutlich eine gewisser Überlappungs-Grauzone aufweisen)...
-- nämlich hormonelle Anomalie ("Femboys") und Autogynophilie.
Aus dem Wunsch, weiblich zu sein, das Recht auf die Benutzung von Schutzräumen für Frauen abzuleiten, ist riskant und fehlgeleitet. Ein fülliger Informatikstudent, der die Vorstellung, Madoka zu sein...
...angenehm und sexy findet, darf dies gern in seiner Wohnung, auf Conventions oder sonstwo mit Gleichgesinnten ausleben, aber bitte nicht auf dem Klo der Universitätsbibliothek.
Erst recht dürfen medizinische Eingriffe von Hormonbehandlung bis hin zum Genitalumbau (der eigentlich eine Art Verstümmelung darstellt) nicht leichtfertig verordnet werden. In extremen Fällen, in denen jemand seit seiner Jugend sich komplett als Frau fühlt und nur so leben kann
-- können sie sinnvoll sein, nach Abschluss der Behandlung dann auch mit Personenstandsänderung und dem Recht, das Klo der Wahl zu besetzen; aber "einfach so", wie manche sich das vorstellen, darf ein derart schwerwiegender Eingriff keinesfalls durchgeführt werden.
Und physiologischen Männern, die davon träumen, ein schönes Mädchen zu sein, kann man deshalb nicht das Recht einräumen, in der Damenumkleide aufzuschlagen -- aus ziemlich offensichtlichen Gründen!
Sinnvoller (und ihrem Wohlbefinden zuträglicher) wäre es eventuell, ihnen Tipps zu geben, wie sie ihren Freundeskreis vergrößern, neue Interessen außerhalb des Nerdkanons finden und ein schönes Mädchen kennenlernen können, das nicht sie selbst ist.
(Und wenn beide darauf stehen, können sie sich ja dann jeweils Junketsu und Senketsu anziehen -- im Schlafzimmer, als Teil eines Rollenspiels.)
Sinnvoll wäre es, die verschiedenen Abstraktions- und Komplexitätsebenen zum Erkenntnisgewinn zusammenzubringen.
Dieses Problem findet sich in allen Wissenschaften. Es wurde schon im Mittelalter diskutiert -- der Universalienstreit: gibt es "Wald" oder nur "viele Bäume"?
Dass die Realität aus kleinen, einfachen Komponenten aufgebaut sein könnte, ist eine alte Idee; Demokrit ist dafür bekannt, sie als einer der ersten zu einem Modell ausgebaut zu haben.
Die moderne Physik steht im Ruf, Demokrit bestätigt zu haben: alles, was es gibt...
...kann als System wechselwirkender Elementarteilchen verstanden werden, wobei die Wechselwirkungen durch die Quantenfeldtheorien beschrieben werden. Für viele Systeme (Gase unter Alltagsbedingungen, Sternhaufen, u.ä.) genügt sogar das Newtonsche Modell --
Links/rechts, autoritär/libertär, Sozialist/Faschist -- diese Kriterien sind zu ungenau und zu schlecht definiert. In Curiepolis entwickelt Dya Rienzi deshalb ein Würfelmodell als Alternative zum politischen Kompass.
Platonisch bedeutet, dass die Regierung, wie in Platons "Politeia", ein höheres Ziel verfolgt -- Veredlung des Menschen. Der Staat wird als Kunstwerk angesehen, welches perfektioniert werden muss.
Hobbesianisch: Staat als leider notwendiger "Leviathan"..
Das hat eine lange Tradition: seit Ende des 2. WK war es unter (west-)deutschen Akademikern Usus, die USA irgendwie blöd zu finden. Insbesondere galt dieser Staat als "kulturzerstörend" durch seine Unterhaltungsmedien -- Film, Comic, TV-Serie, etc.
"Sowas kommt natürlich aus Amerika!" war unter Halbbildungskleinbürgern -- Oberstudienrat am ländlichen Gymnasium, ZEIT-Feuilletonist, Pfarrer, Rechtsanwalt, etc. -- eine Art Schlachtruf, mit dem sich Kulturprodukte rundheraus verdammen ließen.
Dies bezog sich insbesondere auf den Vorwurf, dass amerikanische Filme u.ä. durch Darstellung von sexuellen und gewalttätigen Inhalten die Jugend verderben würden. Im Laufe der frühen 1990er verschob sich dann der Fokus auf Videospiele und japanische Popkultur.
Ja, warum haben die russischen Soldaten in den besetzten Dörfern eine Spur der Verwüstung hinterlassen, Zivilisten misshandelt und niedergemacht?
Man stelle sich mal vor, man statte die Drachenlord-Hater mit Schnellfeuerwaffen, Panzerfahrzeugen und Artillerie aus...
...und bringe sie dann in eine Situation, in der das Tötungsverbot und diverse andere zivilisatorische Errungenschaften ausgehebelt sind.
Viele dieser Soldaten sind ungebildete Burschen. In abgelegenen russischen Dörfern ist der Beitritt zur Armee die einzige Chance, einmal die Holzhütte ohne fließendes Wasser zu verlassen und Karriere zu machen.
Es ist interessant, wie um jede politische Subkultur Cluster von Interessen, Geschmäckern, Präferenzen u.ä. entstehen. Dieses Phänomen ist zweifellos so alt wie die Politik selbst, im digitalen Zeitalter wird es allerdings massiv verstärkt...
...dadurch, dass die sozialen Medien narzisstische Neigungen befeuern, was zur Folge hat, dass sich Subkulturen in Karikaturen ihrer selbst umwandeln:
Gruppe X zu Gruppe Y: "Ihr habt Meinung z! Das zeigt, dass ihr amoralisch seid."
Gruppe Y zu Gruppe X (trotzig): "Natürlich haben wir Meinung z! Wir haben auch noch die viel schlimmeren Meinungen z1, z2, etc. -- wir sind noch viel amoralischer, als ihr dachtet."
Die Situation, auf Kinder übertragen, ist in etwa so:
Eine Vierklässlerbande und eine etwas schwächere Drittklässlerbande teilen sich einen Schulhof. Die Vierklässler werden von einem berüchtigten Bully angeführt, die Drittklässler von einem etwas subtileren Bully...
-- der sich nach außen, vor allem den Lehrern gegenüber, als braves Musterbübchen gibt, aber hintenherum ständig Gemeinheiten ausheckt. (Ein solches Kind gab es in meiner Grundschulklasse übrigens wirklich.)
Immer, wenn die Lehrer nicht hinsehen, lässt sich der Drittklässler-Anführer etwas einfallen, wie er die Vierklässler ärgern kann -- Schulranzen mit Wasser füllen, Schneebälle, Reißzwecken auf den Schulstuhl, etc.
Irgendwann wird das Ganze dem Vierklässler-Anführer zu bunt...