Thread by @quotenjugobraut

„Wie das #SODAZITRON teurer wurde“- ein Drama in mehreren Akten.

Enjoy! 😉

Es begab sich eines Sommers wo ich im Service in einem kleinen Haubenrestaurant im malerischen Kamptal arbeitete, der als „Soda Zitron Sommer“ in die Annalen einging.
Zu dieser Zeit war 1/20

das Restaurant sehr gut besucht. Manchmal mussten wir die Leute übereinanderstapeln weil doch einige immer wieder ohne Reservierung vorbeikamen. Da sie sich den weiten Weg antaten, versuchten wir so gut wie möglich niemanden wegschicken zu müssen.
Hauptsächlich kamen 2/20

StammgästInnen vom LKW-Fahrer im Ort bis zum Vorstandsvorstandsvorsitzenden u. ab und zu ein paar Promis. Die gemütliche bis feine Atmo in den verschiedenen Bereichen u. die kleine Speisekarte, die für jedes Börserl was bot, wurden bei allen sehr geschätzt.
So lebten wir 3/20

fröhlich u. überarbeitet bis zum legendären „SZ-Sommer“.
Da wurde extra ein doppeltes Abendservice eingeführt, da es im Umkreis diverse kulturelle Veranstaltungen gab u. viele Anfragen, ob man da vorher bei uns speisen könne. Ok. Kein Problem. Man musste schauen, dass man 4/20

in den gut gehenden Monaten alles ausnutzt, denn der Winter war Einnahmentechnisch eher karg, da der Gastgarten wegfiel u. bei schlechtem Wetter die Leute sich die Fahrt ins Nirgendwo seltener antaten.
Und dann kamen zwei Dinge zusammen:
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1. wurden schärfere Alkoholkontrollen eingeführt
2. war der Großteil unserer GästInnen in einem Alter, wo die bewusste u. gesunde Ernährung eine wichtige Rolle zu spielen anfing.
Was begannen also die meisten zu trinken? Richtig! SODA ZITRON!
Meine rechte Hand schwoll vom 6/20

Auspressen an weil dann nicht mehr ab u. zu zu einer Bestellung eine 🍋 gebraucht wurde, sondern ich schon Karaffen vorbereiten musste. Im Haubenlokal verwendest keinen Saft aus der Flasche. Nein, es muss das richtige Zeug sein weil natürlich schmeckt es gut u. erfrischend 7/20

Nur irgendwann machte sich das bei den Getränkeumsätzen bemerkbar. Solang ansonsten gespeist wurde, war das halbwegs tragbar. Nur beschlich mich das Gefühl, dass immer mehr Leute kamen, die gehört hatten, dass es bei uns so „nett“ ist, es einen schönen Gastgarten gibt 8/20

u. sie da einfach nur sitzen wollen. Ja, eh schön. Wir waren aber ein Haubenlokal, das für die ausgedehnte Weinkarte u. sehr gutes Essen bekannt war u. nicht für betreutes Sitzen. Das hieß auch, dass insbesondere fürs Abendservice volles Gedeck am Tisch war: 9/20

Rot-, Weißwein-, Wasserglas, gefaltete Stoffserviette, Stofftischtücher, Vor- u. Hauptspeisenbesteck.
Es gab zwei große Tische im Eingangsbereich, wo es zwar nicht so schön war, die wir manchmal für Kurzentschlossene freihielten od. wo Gruppen nur 10/20

was gemütlich trinken wollten.
Und dann kam der denkwürdige Abend, der unser aller Verhältnis zu Soda Zitron u. Menschen in Leinengewändern auf Selbstfindungs-Seminaren nachhaltig erschütterte.
Weil eben eine Dame v. so einem Seminar gleich für ein paar Wochenenden 11/20

für 10 Personen den besten großen Tisch im Restaurantbereich fürs Abendessen reserviert hatte.
Die Bude ist zum Bersten voll, Samstagabend, alle essen mehrere Gänge, Weinbegleitung wird gern in Anspruch genommen, die 10 Personen kommen später als angekündigt, besprechen 12/20

erst mal ihre vorherigen Leben, greifen alles an, was am Tisch steht, reagieren aufs mehrmalige „Haben Sie sich schon entschieden?“ mit
„Ah, wir haben noch gar nicht geschaut“.
Der Chef in der Küche rotiert „Wann kommt die Bestellung?!“
Ich: „Keine Ahnung!
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Vielleicht wenn sich der 9. Energiekreis schließt u. Saturn im richtigen Sternbild steht!“
(Es ist nämlich nicht egal wann du kommst u. bestellst, wennst mit 10 Leuten in ein Restaurant kommst, das die Reservierungen so einteilt, dass es sich für alle gut ausgeht, gö.) 14/20

Endlich war es dann soweit u. sie bestellten… nix. Also 1 Vorspeise, 1 Suppe (nicht pro Person, sondern nur 2 Personen jeweils das eine), jede Menge Soda Zitron u. Pago gespritzt mit „Leitungswasser von heraussen“ (Insiderschmäh) 1 Tee.
Also alles abräumen, während 15/20

die Küche Sturm läutet weil Speisen rauszutragen sind u. andere Gäste auf ihre Weinbegleitung warten u. die Bestellung in die Küche bringen.
Hier gingen dann die Schilderungen auseinander ob der Chef mich od. ich ihn vom Blutrausch abhalten mussten. Jedenfalls war er sehr 16/20

tapfer zu warten, bis die Gruppe, die 3 Stunden bei jeweils nur einem Getränk „schön gesessen“ war, aufbrechen wollte, selbstverständlich zahlten alle einzeln, u. der Dame den Tisch zu zeigen, den sie für die nächsten Abende bekommen würden. Immerhin war sie ein wenig 17/20

demütig im Gegensatz zu den anderen, die beim nächsten Mal wenig Verständnis dafür hatten warum sie nicht stundenlang ihr Seminar am besten Abend am besten Platz bei Soda Zitron besprechen konnten.
Das hatte damals die Teuerung v. 1,10 € auf 2,20€ zur Folge u. 18/20

ihr erstes Opfer wurde der kleine Mann mit Hut, der immer nur Sonntags kam u. nie etwas anderes trank u. mir danach auch nicht mehr widerlich zwinkernd 10 Cent „Schmattes“ gab.
So, jetzt wisst Ihr, dass es - wie so oft - einige wenige für alle anderen verdorben haben u. 19/20

vielleicht ist diese Gruppe die letzten 20 Jahre von Lokal zu Lokal gezogen bis sie alle verärgert haben u. nun unbedarfte Menschen, die sich einfach nur erfrischen wollen zur Strafe horrende Preise für ein Soda Zitron zahlen. 20/20