Thread by @jo_seuf

Es gibt etwas, das wenige in Deutschland immer reicher macht, einfach so, ohne dass sie viel tun. Wir alle haben den Schaden. Ein 🧵

Der Boden! Bauland und Grundstücke auf denen Häuser stehen. Die Preise sind vor allem seit der Weltwirtschaftskrise 2009 Prozent explodiert. Der Zins ist seitdem niedrig, viel Kapital fließt deshalb in Böden und Immobilien.

Zudem sind in derselben Zeit viele Menschen in große Städte gezogen. Sie alle müssen irgendwo wohnen, das erhöht die Nachfrage - und den Preis.

Wer Boden besitzt verdient seitdem - ohne dafür etwas leisten zu müssen. Wer mietet, zahlt drauf. „Der Boden ist eine riesige Umverteilungsmaschine“, sagt zum Beispiel der Ökonom Dirk Löhr. Und vergleicht die aktuellen Eigentumsverhältnisse mit dem Mittelalter.

Die explodierenden Bodenpreise haben sogar ein ganz neues Geschäftsfeld begründet: Land Banking, der Handel mit dem Boden. Günstig einkaufen, wenig tun, die Preise steigen ja eh - teurer verkaufen. Zb hier: bloomberg.com/quote/DLGLSRB:…

Man könnte das auch Bodenspekulation nennen. Das Problem: Es entsteht kein Wohnraum wo er dringend gebraucht wird. Weil das gar nicht Ziel des Geschäfts ist. Und wenn welcher entsteht ist der Bodenpreis oft schon so hoch, dass sich viele die Mieten nicht mehr leisten können.

Das passiert täglich in unseren Städten. Wir haben uns zwei Flächen in Leipzig und Hamburg angesehen, auf denen viele tausend Menschen wohnen sollen. Gebaut wurde bisher nicht. Stattdessen: Weiterverkäufe mit hohen Gewinnen. In Leipzig hat sich der Bodenpreis versechzigfacht!

Wir haben versucht mit den Firmen sprechen, nur einer wollte: Christoph Gröner. Er sagt, er wollte bauen, habe aber kein Baurecht bekommen. 60 Mio. habe er verdient, weil die Preisentwicklung ihm entgegenkam: „Entschuldigung, dass ich auch noch ein gutes Geschäft gemacht habe.“

Was tun? Spekulation verhindern, zB indem die Städte selbst Eigentümer ihrer Böden werden. Blöd nur, dass die in den vergangenen 30 Jahren va Boden verkauft haben um die Stadtkassen zu füllen. Kurzfristig brachte das Geld, langfristig - gar nix. Das geben die Städte selbst zu.

Viele Städte stehen jetzt machtlos da und können nicht steuern, was auf ihren Flächen geschieht. Es braucht Instrumente, damit sie wieder Boden kaufen können: vor allem Geld, aber auch stärkere Vorkaufsrechte. Bauministerin @klara_geywitz hat dazu leider nicht mit uns gesprochen.

Was habe ich gelernt? Der Boden ist keine x-beliebige Ware. Er ist nicht vermehrbar, wir teilen ihn uns alle. Wir brauchen ihn für ein essentielles Grundbedürfnis: Wohnen. Wir sollten ihn nicht dem freien Markt überlassen.

Der @Marcel_Siepmann und ich sind in den vergangenen Monaten quer durch Deutschland gefahren, haben bisher unbekannte Kaufverträge ausgewertet, mit Betroffenen und Unternehmern gesprochen und Mails an 80 Städte in Deutschland geschrieben. Hier unser Film: zdf.de/dokumentation/…