Heute vor sechs Jahren wurde Lǐ Yángjié tot in Dessau aufgefunden. Lǐ Yángjié war Architekturstudentin, 25 Jahre alt.
Sie wurde entführt, vergewaltigt, gefoltert und ermordet.
Kurz ein paar Worte zu der oft unbeachteten Verschränkung von Rassismus und Sexismus bei der Tat.
Vorab: Die Eltern des Täters arbeiteten bei der Polizeidirektion Dessau-Roßlau. Der Stiefvater als Leiter, die Mutter war in Zeugenbefragungen eingebunden. Beide versuchten, die Tat zu vertuschen und den Täter zu schützen.
Weder in den Ermittlungen noch in der Rezeption des Mordfalls wird oder wurde auf die Verschränkung von Rassismus-Sexismus geachtet.
Die Tat gilt als Sexualmord. In einem Artikel der MZ heißt es beispielsweise "es hätte jede andere Frau sein können".
Das Problem: Rassismus wird als Faktor komplett ausgeklammert, aber Lǐ Yángjié kam aus China. Ost/südostasiatische Frauen erleben eine besonders verschränkte Form von Rassismus und Sexismus, werden als sexuell unterwürfig gesehen.
Dem Täter wurde in einem Gutachten „Hang zu Sadismus und Streben nach Dominanz“ attestiert. Er soll Gewaltpornografie mit asiatischen Frauen konsumiert haben. Allein deshalb hätte man die Kombination Sexismus/Rassismus berücksichtigen können.
Der Mord bedeutet für viele asiatisch-deutsche Menschen Trauer und Wut.
Trauer um Lǐ Yángjié.
Wut auf die Umstände, den Polizeiapparat in Dessau (siehe Oury Jalloh, aber auch Hans-Jürgen Rose, Mario Bichtemann) und natürlich die Ignoranz gegenüber Mehrfachdiskriminierung.
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Das bedeutet mir mit medienwissenschaftlichem Hintergrund so viel. 🙏🏽✨
[Kurzer Thread zu academia/Rassismus/Gatekeeping]
Masterarbeit geschrieben, Vortrag über deutsche Rassismusdiskurse an der @Stanford, @jetzt-Kolumne mit gender media studies-Hintergrund.
Freu mich sehr, wo es 2020 in Sachen academia für mich hingegangen ist.
Gerade, weil ich nicht an der Uni geblieben bin/promovieren werde.
Ich wollte im Bachelor wirklich Wissenschaftlerin werden/in der Forschung bleiben, aber nachdem ich an der Uni Leipzig den eklatantesten Rassismus erfahren hab und an meinem Institut fast ausschließlich Männer lehrten, habe ich mich unwohl gefühlt und den Plan aufgegeben.
Gut zwei Wochen 2019 in Deutschland - Thread (Links im letzten Tweet):
1. Januar:
Mann fährt in Essen und Bottrop in Menschenmenge, um "Ausländer zu töten", Tat wird entpolitisiert von NRW-Innenminister, angebliches Motiv: "persönliche Betroffenheit und Unmut"
1. Januar:
Journalistin Nicole Diekmann twittert „Nazis raus“, in den folgenden Wochen bekommt sie dafür Hassmails und Morddrohungen (aber auch viel Solidarität)
4. Januar:
Politiker*innen aller Parteien außer der AfD, Journalist*innen, Personen des öffentlichen Lebens wurden gehackt, private Daten veröffentlicht
Tat wird entpolitisiert, angebliches Motiv: Ärgernis über Aussagen der Betroffenen