Bei #IchBinArmutsbetroffen fällt mir noch ein, ich war vor ca. 3 Jahren zur psychischen Stabilisierung in einer Klinik. Meine Therapeutin meinte damals zu mir, Teil der Therapie sei auch, dass ich an einem Tag alleine Heim fahre, als Belastungstest. Grundsätzlich wäre das kein
Problem für mich. Da die Klinik allerdings über 50 Kilometer von daheim entfernt war, konnte ich mir die Heimfahrt nicht leisten. Nachdem ich dies der Therapeutin erzählt hatte, natürlich mit ganz viel Schamgefühl, kam die Antwort, das könnte sie sich nicht vorstellen. Es
könnte ja nicht sein, dass ich ohne Geld in der Klinik sei, zumindest für die Cafeteria etc hätte ich ja wohl Geld. Nein, hatte ich nicht. Wir besprachen mein Problem mit dem Kostenträger, der Probleme machte. Auch das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie meinte ich würde
mich nicht genug kümmern, könnte ja anrufen und E-Mail schreiben. Hatte ich alles gemacht, es kam halt vom Kostenträger keine Reaktion und auch kein Geld. Sie beharrte auf der Meinung, es sei meine Schuld. Ich kontaktierte die Chefin in der Einrichtung in der ich lebte und diese
rief die Therapeutin an. Später meinte die Therapeutin, da ich ja so eine nette, hilfsbereite Chefin in der Einrichtung hatte, könnte ich mir doch das Geld von ihr leihen. Mein Nein fasste sie als Verweigerung in der Therapeutischen Mitarbeit auf, was sie auch so in den
Entlassungsbericht schrieb. Aber kein Kontext, dass ich "nur" aus finanziellen Gründen nicht am Belastungstest teilgenommen habe, sondern mich geweigert hätte. Ich war sprachlos, aber nicht in der Lage, mich dagegen zu wehren. Dieses Unverständnis, dass manche Dinge aus
finanziellen Gründen nicht gehen sehe ich leider oft. Schaut genauer hin. Akzeptiert.
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