Zum heutigen Weltfahrradtag:
Grossartige Frauen auf Fahrrädern (die Geschichte geschrieben haben und von denen ihr vermutlich trotzdem noch nie etwas gehört habt).
1. Amelie Rother: Obwohl sie deswegen beschimpft wurde, gehörte die Berlinerin Amelie Rother zu den ersten Frauen, die sich öffentlich auf das Fahrrad setzen. In den 1890ern begann sie, Rennen zu fahren – nicht, um «unsere Reize den Zuschauern zu präsentieren», ...
... wie sie 1897 schrieb. «Wir wollten dem Publikum zeigen, dass wir Herrinnen unserer Maschinen waren und den Damen zurufen: Hier, seht her und macht es uns nach! Beides ist uns gelungen.»
2. Annie Londonderry, ca. 1870-1947. Am 27. Juni 1894 fuhr die gebürtige Lettin in Boston los, um mit dem Fahrrad die Welt zu umrunden. Nie zuvor hat eine Frau etwas vergleichbares an gemacht. Sie startete zunächst in einem langen Rock und geschlossener Bluse und zog später ...
... Männerkleidung an, die zum Radfahren viel geeigneter war. Angeblich gibt es Zweifel an vielen ihrer Erzählungen, doch als unbestritten gilt: Innerhalb von 15 Monaten erreichte Londonderry die Stationen Chicago, New York, Le Havre, Marseille, Singapur und Saigon.
3. Tillie Anderson – the Terrible Swede, 1875 bis 1965. Die gebürtige Schwedin gehörte zu den ersten Ikonen des Frauenradsports. In Chicago heiratete sie 1897 einen Rennfahrer, der merkte, dass «seine Frau viel besser war als er. Deshalb legte er seine eigene Rennkarriere ...
... beiseite und begann mit dem Training von Tillie». Anderson bestritt 130 Rennen, gewann 123 davon. Eine Zeitung veröffentlichte ein Bild von Tillies trainierten Beinen, um die schrecklichen Auswirkungen das Radfahren auf die weibliche Form zu zeigen happyride.se/de-cyklande-kv…
4. Alfonsina Strada - il diavolo in gonnella, 1891-1959. Die Norditalienerin war und ist die einzige Frau, die je an einem Giro d'Italia teilgenommen hat. Mit 13 fuhr sie ihr erstes Rennen – und gewann ein lebendiges Schwein. Mit 33 schrieb sie sich als «Strada, Alfonsin» ...
... in die Startliste des Giro ein und erhielt eine Startnummer. Die Etappen waren zwischen 250 und 415 Kilometer lang, der Regen verwandelte die Strassen in Schlammpisten. Bei einem Sturz auf der achten Etappe brach Stradas Lenker. Sie reparierte ihn mit einem Besenstil ...
5. Eileen Gray, 1920-2015. Obwohl ihre Verdienste ähnlich bedeutend sein dürften wie jene der irischen Architektin mit gleichen Namen, ist die britische Rennfahrerin Eileen Gray nur wenigen bekannt. Sie ist die Gründerin des... uci.org/article/eileen…
... britischen Frauenradsport-Verbands und kämpfte dafür, dass der Internationale Radsportverband die Rekorde der Frauen anerkennt (wogegen er sich bis 1955 weigerte). Nicht auszudenken, wo der Frauenradsport – der noch heute nicht zu wenig Anerkennung erhält – ohne Gray wäre.
6. Dervla Murphy, 1931-2022. Murphy fuhr 1963 mit dem Fahrrad alleine von Irland nach Indien, «bewaffnet mit nichts weiter als ihrem Selbstbewusstsein und einer Pistole» (
). Sie durchquerte Europa im Winter, wurde in Bulgarien von einem Wolf angegriffen...
... schlug im Iran Diebe in die Flucht und entkam dank «nicht druckreifen Taktiken» einer versuchten Vergewaltigung. Diese und viele weitere Reisen dokumentierte sie in mehreren Publikationen. Murphy starb vor wenigen Tagen 90-jährig in Irland. @DervlaMurphyDoc
7. Fiona Kolbinger, geb. 1995. Kolbinger ist die erste Frau, die das Gesamtklassement des Transcontinental Race (TCR) gewonnen hat. Das TCR ist das längste Non-Stop-Langdistanz-Rennen in Europa – und eines der schwierigsten Rennen überhaupt. rouleur.cc/blogs/the-roul…
Die Teilnehmenden müssen sich selbst versorgen und navigieren ohne Hilfe von Start bis Ziel. Dabei passieren sie Checkpoints, die häufig am Ende von langen Anstiegen liegen. 2019 starteten 224 Männer und 40 Frauen in Bulgarien am Schwarzen Meer, das Ziel lag...
... 4000 Kilometer westlich in Brest am Atlantik. Nach gut zehn Tagen überquerte die 24-jährige Fiona Kolbinger als erste die Ziellinie, mit einem Vorsprung von über 10 Stunden auf den schnellsten Mann. «Ein Preisgeld gibt’s dafür nicht, ...
... nur einen Stempel auf einer Brevet-Karte.» Übrigens, Radfahren ist nicht Kolbingers Beruf, sie ist Ärztin an der Universitätsklinik Carl Gustav Carus in Dresden. @fionakolbinger
8. Betty Birrell, North-Shore-Betty, geb. 1949. In den 80er-Jahren gehörte Birrell zu den ersten Frauen, die richtig grosse Wellen surfen konnten. Mit 45 kaufte sie ihr erstes Mountain-Bike und beherrschte bald die anspruchsvollen Northshore-Trails ... patagonia.com/stories/north-…
... alleine unter Männern. «Mein Ex-Mann sagte: ‹Du denkst, das Leben ist ein einziger großer Spielplatz!› Und ich sagte: ‹Ja, genau!› Ich dachte, das sei ein Kompliment!» Was Birrell zu einer ganz ausserordentlichen Radfahrerin macht:
Sie heizt noch heute, 73-jährig, durch die Wälder BC. Und wenn sie davon erzählt, strahlt sie übers ganze Gesicht.
9. Kein Mensch ist je schneller auf einem Fahrrad gefahren als Denise Mueller-Korenek (296 km/h!). 10. Niemand ist in einem Jahr weiter gefahren als Amanda Coker (139'000 km). Es gibt noch tausende Frauen, die hier erwähnt werden müssten. Hier die Namen von einigen wenigen:
Marie-Odile Amaury, Judith Arndt, Amelia Bloomer, @JulianaBuhring, Beryl Burton, Maria Canins, Connie Carpenter-Phinney, Nicole Cook, Billie Fleming, Alice Hawkins, Elsy Jacobs, Laura Kenny, Kitty Knox, Hanka Kupfernagel, @Jeannielongo...
Jetzt seid ihr dran: Sucht, was ihr über sie herausfinden könnt, schreibt es hier in diesen Thread, tag’d sie oder würdigt ihre Leistungen auf andere Weise. 🚴♀️
Der Bundesrat will eine Helmpflicht für alle E-Bike-Fahrer. Kann man damit die Verkehrssicherheit erhöhen? Ich habe mir zahlreiche Studien zur einer der kontroversesten Massnahmen angeschaut. (Thread, Quellen am Schluss)
Zunächst: Ich fahre selbst mit Helm und verlange das von meinem Kindern. Helme, das bestätigen die meisten Studien, schützen den Kopf bei Stürzen. 2/13
Das Problem: Sehr viele schwere Kopfverletzungen sind die Folge von Kollisionen mit Autos. Und gerade dort ist die Wirkung von Helmen extrem umstritten. Die viel zitierte Seattle-Studie sagt: Bei schweren Verletzungen haben Helme keinen Effekt. 3/13