Thread by @koenigsmarckMs

Fahrtauglichkeit unter Lisdexamfetamin (Elvanse oder Elvanse adult), ein Thread...
#adhs #lisdexamfetamin #elvanse 1/18

Das VG Koblenz hat in einem Eilverfahren entschieden, dass die Einnahme von Lisdexamfetamin die Fahreignung ausschliessen kann, wenn "drogentypische Ausfallerscheinungen" festgestellt werden. tinyurl.com/2383nad2 oder t1p.de/7ji4b 2/18

Nun ist das ja erstmal nachvollziehbar. Allgemein gilt: Sollte es zu Ausfallerscheinungen kommen, kann die Fahrtauglichkeit ausgeschlossen sein - das kennt jeder, der schonmal (etwas mehr) Alkohol getrunken hat und dann hoffentlich das Auto stehen gelassen hat. 3/18

Dabei muss jeder Fahrer vor Antritt einer Fahrt abwägen, ob er ausreichend leistungsfähig, also körperlich und geistig fit ist. Das steht in der Fahrerlaubnisverordnung (FEV, §2 (1)): 4/18

"Wer sich infolge körperlicher oder geistiger Beeinträchtigungen nicht sicher im Verkehr bewegen kann, darf am Verkehr nur teilnehmen, wenn Vorsorge getroffen ist, dass er andere nicht gefährdet." t1p.de/o8b32 5/18

Man sollte dabei die Unterschiede der Begrifflichkeiten "Fahreignung" und "Fahrtauglichkeit" sehen. Ich bin kein Jurist, erkläre es mir aber so: Die "Fahreignung" ist als grundsätzliche Bedingung zu sehen, ein Fahrzeug überhaupt führen zu können. 6/18

Dies kann durch unterschiedliche Dinge beeinträchtigt oder aufgehoben sein (bsp.: schwere Intelligenzminderung). Die "Fahrtauglichkeit" hingegen, bezieht sich eher auf den aktuellen Zustand des/der Betroffenen und kann temporär (zum Beispiel durch Alkohol) aufgehoben sein. 7/18

In dem Urteil des VG Koblenz gehen die Richter auch auf einen Zusatz des FEV zum Umgang mit Arzneimittel ein, der findet sich hier: t1p.de/ur5hj und zeigt auch, 8/18

dass sich die (medizinische) Einnahme mit der Fahreignung und -tauglichkeit grundsätzlich nicht ausschließen müssen. 9/18

Allerdings ist es nachvollziehbar, wenn "eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit zum Führen von Kraftfahrzeugen unter das erforderliche Maß vorliegt", es auch möglich ist die Fahreignung einzuschränken. In dem besagten Fall sah das Gericht das so. 10/18

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was bsp. Studien zu dem Thema "LDX und Autofahren" sagen:

In einer Studie von Biedermann et al. von 2012 t1p.de/eyif7 zeigten sich bei n=61 deutliche Effekte von LDX auf die Fahrtauglichkeit: 11/18

"Highly significant improvements were documented on LDX" und als Ergebnis kommt man zu "LDX may reduce behaviors associated with driving risks in young adults with ADHD." 12/18

Bzgl. ADHS allgemein, zeigte sich in einer Studie von Randell et al. von 2016 t1p.de/kw69s bei n=41, dass "Unmedicated drivers with ADHD displayed fewer safe driving skills.." und "Medicated drivers' performance was not reliably different than controls." 13/18

also ebenfalls deutliche Effekte.

Im Jahr 2015 gab es eine Studie von Groom et al. t1p.de/6nh57 mit n=33. Hier zeigte sich "impaired driving in ADHD", es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass weitere Studien noch nötig seien 14/18

dies wurde dann 2020 durch Lidestam et al. durchgeüfhrt. Dort zeigten sich beim Simulator Test von ADHS/Non-ADHS bei n=147 keine signifikanten Unterschiede beim Führen von Fahrzeugen t1p.de/jvi7u 15/18

Wir haben also Studien, die zeigen dass ADHS Patienten auch ohne Medikation am Strassenverkehr teilnehmen können, als auch Daten die zeigen, dass eine Medikation die Fahrleistung eher noch verbessern kann. 16/18

Die Datenlage ist da sicherlich noch ausbaubar, muss aber auch zugeben, dass ich natürlich nicht wirklich alle Studien zu dem Thema kenne. 17/18

Es ist allgemein wichtig, dass jeder Fahrer vor Antritt seine Fahrtauglichkeit prüft und - falls Ausfallerscheinungen vorliegen - nicht fährt. Das gilt bei jedem Medikament und nicht nur bei ADHS Medikamenten. 18/18