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Jun 18 14 tweets 2 min read
Social Media sind gesellschaftliche Räume. Gerade deswegen ist Gegenrede und Zivilcourage auch so wichtig. Was aber aktuell passiert ist, dass genau das Hetzern mehr Reichweite bringt. Und das ist ein Problem.
Es werden populistische oder menschenverachtende Takes von Personen mit einer gewissen Reichweite gepostet und alle möglichen Leute teilen und kommentieren das, weil sie es nicht so stehen lassen können und wollen.
Algorithmen unterscheiden aber nicht, ob ihr etwas kritisiert oder gut findet. Wenn ihr anfangt, Dinge zu teilen oder zu kommentieren, pusht ihr den Post. Es bekommen ihn mehr Menschen in die Timeline gespült und die Person kann ihre Reichweite vielleicht sogar steigern.
Auf diese Weise gebt ihr menschenverachtenden Aussagen mehr Reichweite. Ihr vergrößert den Resonanzraum anstelle solche Positionen einzudämmen - auch wenn ihr gute Intentionen habt.
Hetzer und Populisten nutzen diese Dynamiken. Sie kennen sie. Eine populistische Aussage bringt sie wieder ins Gespräch und in die Öffentlichkeit.
Ich finde es wichtig, menschenverachtenden Positionen etwas entgegenzusetzen. Aber man muss dabei die Spezifika des digitalen Raumes mitdenken und kennen. Man will ja nicht so einer Person zu mehr Reichweite verhelfen.
Wenn ihr das Gefühl habt, die Person oder ihre Follower_innen durch Gegenrede noch erreichen zu können, macht es Sinn, zu kommentieren. Sobald es aber nicht der Fall ist, würde ich es auch einfach lassen.
Anstelle Posts als Quote Tweet zu teilen, kann man auch mit Zitaten oder Screenshots arbeiten. So unterbindet man, dass der jeweilige Post gepusht wird.
Wenn ihr rechte oder menschenverachtende Hashtags nutzt, pusht ihr sie. Dann stehen plötzlich rassistische Wörter in den Trends. Die Idee, Hashtags zu "fluten" geht also nach hinten los.
Gerade wenn es um Bildsprache geht, ist es wichtig, diese nicht zu reproduzieren. Erinnert ihr Euch noch an den "QAnon-Schamnen"? Der sah auch so aus, weil er wusste, dass er in die Öffentlichkeit damit kommt. Er wusste, dass er so Aufmerksamkeit erregt. Und es hat funktioniert.
Überlegt Euch, wie ihr genau das unterbindet. Durch Blurr-Effekte, durchgestrichene Bilder oder Texte wie "falsch", "Desinformation" oder "Propaganda".
Überlegt Euch, ob die einzelne Aussage wirklich so relevant ist. Ordnet stattdessen lieber das Weltbild, die Verbindungen ein, damit Menschen es verstehen. Selbst wenn Ihr die Hintergründe der Person kennt, tun viele andere das nicht.
Die globale Lage ist fragil. Keiner von uns kann sagen, was noch alles an Herausforderungen kommen wird, aber ich gehe davon aus, dass es mehr rechte Mobilisierung geben wird. Gerade deswegen ist es so wichtig, zu verhindern, dass man solchen Akteuren mehr Reichweite gibt.
Als wichtige Ergänzung zu meinem Post: Nutzt die Bildbeschreibung, wenn ihr Screenshots macht.

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