Thread by @annaxmayr

Ich denke wirklich nicht, dass reihenweise Männer sich zu Frauen erklären lassen werden, um in Umkleiden Frauen belästigen zu können oder auf Frauen-Listenplätzen zu kandidieren. Aber das Zurechtweisen derjenigen, die sich darum Sorgen machen, finde ich krass. #selfID

Frauen erleben, dass die Väter ihrer Kinder sich mit größten Mühen arm rechnen, um keinen Unterhalt zahlen zu müssen.
Frauen erleben, dass Männer extremen Aufwand begehen, um sie im Beruf klein zu halten – oder sie loszuwerden, wenn sie Kinder geboren haben. So weiter, so fort.

Wenn Frauen solche Erfahrungen machen, dann ist es doch komplett logisch, dass sie Männern auch den perfiden Plan zutrauen, im Pass ihr Geschlecht zu ändern, wenn es daraus Vorteile zu ziehen gibt. Das ist nicht transphob, sondern einfach die Angst derjenigen, die erlebt haben:

Als Frau aufwachsen, als Frau gelesen werden, einen Uterus besitzen, das sind alles ökonomische Risiken. Wer viel an Arschlochmänner verloren hat, der hält sich daran fest: Es ist nicht meine Schuld. Es ist, weil ich eine Frau bin. Ist ja auch so. Eine kollektive Erfahrung.

Ich finde es ein valides Gefühl, wenn Frauen, die sich dieser kollektiven Erfahrung bewusst sind, Angst haben, Sorgen haben, sich angegriffen fühlen – weil sie denken: Frausein gehörte bisher mir, aber jetzt könnten mir die Männer selbst das wegnehmen.

Jetzt kann man sagen: Wenn das Patriarchat abgeschafft ist, dann wird eh alles besser. Oder: Missbrauch findet meistens zuhause statt. Stimmt alles. Aber dann beantwortet man eine Sorge mitd größeren Problemen. "Was, wenn es morgen regnet?" – "Es gibt immer mehr Naturkatastrop

Ich weiß, dass es Männer mit Uterus gibt und Frauen mit Hoden, ich weiß, dass Teile der transcommunity sauer waren, als Judith Butler das Geschlecht für komplett konstruiert erklärt hat – weil gender eben für trans people auch eine körperliche Ebene haben kann.

Aber wenn cis-Frauen, die seit Jahrzehnten für die Anerkennung ihrer Schmerzen und gegen ihre ökonomische, gesellschaftliche Benachteiligung kämpfen, sich komisch vorkommen, wenn jetzt das #selfID Gesetz DER feministische Durchbruch sein soll – wie kann man ihnen das verargen?