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Jul 22 12 tweets 6 min read
Vor einem Jahr haben @LuciaHeister und ich eine Recherche begonnen, die uns erschüttert hat. In Libyen haben ehemalige Schmuggler ein brutales Geschäft mit Geflüchteten aufgezogen. Sie sperren die Menschen in Lagerhallen mitten in der Wüste, um sie dort zu foltern. Image
Opfer haben uns von Elektroschocks, Vergewaltigungen, Schlägen berichtet. Die Geflüchteten müssen von dort ihre Angehörigen im Ausland anrufen und um Geld betteln. Viele verschulden sich, um ihre Verwandten in Libyen frei zu kaufen.
Es ist ein Geschäftsmodell, das von Eritrea über Libyen bis nach Deutschland und Schweden reicht. In jedem Land gibt es Mittelsmänner, die Flüchtlinge anwerben oder Lösegeld einsammeln. Und trotzdem scheinen die europäischen Behörden das Thema zu ignorieren.
Betroffene, die sich in Deutschland an die Polizei wenden, werden wieder nach Hause geschickt, die Finanzbehörden haben keine Ahnung von den großen Summen, die ins Ausland überwiesen werden, die Mittelsmänner können unbehelligt in Deutschland Geld eintreiben.
Es halten sich vermutlich mehrere hunderttausend Migranten in Libyen auf, viele von ihnen sind auf der Flucht. In Libyen werden diese Menschen zur Ware. Vor wenigen Wochen wandte sich deshalb @MSF an die Öffentlichkeit und forderte, die Migranten aus Libyen zu evakuieren.
Bereits im Jahr 2017 berichtete die Fact Finding Mission der UN von Folter, Elend und von Massengräbern in der Wüste. Damals veröffentlichte @fragdenstaat eine Depesche des Auswärtigen Amtes. Darin war von “KZ-ähnlichen Zuständen” in Privatgefängnissen die Rede.
Mittlerweile hat sich die Lage weiter verschlimmert: Längst soll auch in den “offiziellen” Flüchtlingscamps systematisch gefoltert werden. Die werden teilweise von der EU finanziert. Dazu die Recherche vom @NewYorker newyorker.com/magazine/2021/…
Die es nach Europa schaffen, sind schwer traumatisiert. Viele von ihnen erhalten Asyl, dürfen bleiben. Doch was sie in Libyen erlebt haben, lässt sie oft nicht mehr los. In der eritreischen Community erzählt man sich von familiärer Gewalt, von schweren psychischen Problemen.
Es gibt in dieser Recherche wenige gute Nachrichten. Trotzdem haben wir eine Geschichte gefunden, die uns sehr inspiriert hat: Die Geschichte von @meronina. Image
Es ist eine unglaubliche Geschichte, die vom Sinai über Libyen nach Äthiopien führt. Sie handelt von einer Frau, die sich mit einer unglaublichen Kraft gegen ein brutales System stemmt. Heute erscheint sie im @szmagazin und ab kommenden Dienstag in vier Teilen im @DLF.
Dank an @GiuliaRastajuly @GI_TOC @KaleabGirma16 Leul Estefanos @ECCHRBerlin und die vielen Betroffenen, die mit uns gesprochen haben. Dank auch an die Betreuung durch @TimmKlotzek @schuermannmarc @habermalz Philippe Brühl. Unterstützt wurde diese Recherche von @nrecherche

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