Zum Gedenken an den Pogrom in #RostockLichtenhagen. Bis zum Jahrestag des Pogroms bzw. Bis zur Demo am 27.8.22 in Rostock teilen wir Erlebnisse von NaziGewalt aus dieser Zeit.
Dieser Thread handelt von Erlebnissen im Sommer 1994 mit Nazis des Nordmark Chapter
„Ich war auf dem Nachhauseweg von einer Party, in einem kleinen Dorf. Ich ging einem Kanal entlang.
Also rechts Kanal. Links Zaun.
Das waren sie wieder die Hammerskins. Viele mit Schnellschussgewehren. Sorry ich
kenne mich nicht so gut mit Waffen aus. Also eigentlich gar nicht. Aber sie hatten scharfe Gewehre. Eben so Schnellschussdinger. Die kamen bei uns eigentlich immer aus Russlands.
In der Schweiz sitzen Menschen von der Bundeswehr mit denen in den Zügen - jeder hat so ein Ding zuhause im Schrank. Gruselig. War ein schock für mich!
Ich lief zurück um die anderen Antifaschist*innen, die noch auf der Party waren zu warnen. Da dies klar das Ziel der Nazis war. Wusste aber, dass dies für mich gefährlich ist. Weil mir keine Fluchtwege bleiben würden. Kanal. Zaun. Ich.
Yes mal wieder, ich weiss gar nicht wie solche Situationen richtig beschreiben. Es fühlt sich an, als ob ich ein anderes Leben beschriebe und gleichzeitig mein Hirn auf Halbmast läuft.
Ich warnte die anderen und floh. Ich rannte zu einer Telefonzelle und versuchte Hilfe zu rufen
Um mich eine ganze Horde von Hammerskins, die die Telefonzelle von aussen zuhielten, und versuchten diese umzukippen.
Es tut mir leid, ich bin keine Literarin und ich finde keine Worte, dafür wie sich das anfühlt.
Aber das Gefühl in einer Telefonzelle eingesperrt zu sein, die von einer Horde bewaffneter Hammerskins versucht wird umzuwerfen, ich war in der Telefonzelle. Nicht nice.
Ich weiss auch nicht mehr wie ich aus der Telefonzelle rausgekommen bin. Da ist einfach Black-Out.
Vielleicht auch besser.
Hab noch so ein Telefonzellen Erlebnis. Da war ich, gefühlt, über Stunden in einer Telefonzelle eingesperrt und Faschos haben ihre scheiss Kampfhunde von aussen festgebunden. Mitten in der Innenstadt. Seitdem hab ich Angst vor Hunden.
Auf Faschos nur Wut!
Andere Geschichte. Also ich weiss nicht mehr wie ich aus der T-Zelle bin. Aber ich hab mich dann im Wald versteckt und bin bei jedem Fahrzeug, was vorbei gefahren ist, auf die Strasse gesprungen. In der Hoffnung, dass es die Menschen sind die ich um Hilfe gebeten habe.
Nur so. Da fährt alle Stunde mal eine Auto lang und ich hab mir fast in die Hosen gemacht. Da alleine im Wald zu hocken - die Angst, das ich bei ankommenden Autos nicht wusste ob es Hilfe ist oder wieder bewaffnete Faschos. Mir aber nichts anderes übrig blieb.
Am gleichen Wochenende gab es ein anderes Erlebnis, was ich Morgen mit euch Teilen werde.
Zwei Wochen später war ich das erste mal für lange Zeit im Ausland. Es ging nicht mehr.“
Ob Ost - ob West, nieder mit der Nazipest.
Lasst uns zusammenstehen, das solche Geschichten aufhören!
Lasst uns zusammenstehen, auch jetzt gegen die Gewalt der Coronanazis!
Wir freuen uns übrigens sehr über wünsche, Fragen und sonst Zuschriften. Vielleicht habt ihr auch ein Geschichte zu dieser Nazigewalt oder #RostockLichtenhagen zu erzählen.
Ein Dank an euch, ich weiss keine leichte Kost
Eure Betonmaler*innen
Noch kurz zum Chapter Nordmark und der Tod von Jan Herold der mir noch gut bekannt ist.
Zum einen sind die Todesanzeigen der Hammerskins immer so aufgebaut. Vielleicht etwas Nerd wissen. Aber was spannend ist. Sie zeigt die Algiz Rune - die Rune des Kampfes und der Hingabe.
Auf den Kopf gestellt bedeutet diese nicht nur den Tod, sondern auch sich seiner Taten verantworten.
Das Chapter Nordmark gibt es nicht mehr, aber wenn sich Strukturen auflösen verschwindet nicht die Ideologie. Kai Stüwe ist AfD Politiker in Holstein
Grewe Brüder haben wir beschrieben, einige sind in Mecklenburg Vorpommern organisiert.
Zusatz: Etwas Backround Wissen aus der grossartigen @ExifRecherche Recherche zum Chapter Nordmark
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Wir erinnern, was damals geschah und heute noch passiert.
Rostock Lichtenhagen jährt sich zum dreissigsten mal.
Heute sind wir Betonmaler*innen besonders wütend. Vielleicht sollten wir alle zusammen sehr wütend werden um diesen Wahnsinn zu beenden!
In dieser Nacht des Pogroms, wurden die geflüchteten Menschen, schutzsuchende Menschen, aufgrund dieser lebensbedrohlichen und traumatisierenden Situation der rechten Gewalt, in Bussen abtransportiert.
Wir erinnern die 30 Tage vor diesem Pogrom jeden Tag mit Erinnerungen an diese hasserfüllten und gewalttätigen Zeit, die mein Leben geprägt hat - so wie das Leben von vielen!
Sie haben die Freundin von meinem Bruder mit Schnaps übergossen und angezündet.
Sie haben die Freundin von meinem Bruder mit Schnaps übergossen und angezündet.
Sie haben die Freundin von meinem Bruder mit Schnaps übergossen und angezündet.
Nein, sie war nicht politisiert, sie war nicht links, keine Migrantin, keine Jüdin. Sie war lediglich die Freundin von meinem Bruder. Der Anschlag galt ihm und traf ihn auch mehr als all seine Narben auf dem Kopf.
Dieser Polizeischutz und dieses mich ständig kontrollieren zu lassen, jeden Schritt zu rechtfertigen, war recht belastend für mich.
Was ich dann tat, ist sicher weit weg von okay gewesen, aber ich hab es trotzdem gemacht.
Ich hatte keine Lust mehr mich kontrollieren zu lassen, ich wollte mich einfach frei bewegen.
Ich fuhr per Anhalter (Auch Öffis fahren ging natürlich gar nicht mehr) in die nächste Stadt zu Freunden in ein besetztes Haus. Party machen.
Nichts ist passiert. Polizist*innen war das egal. Richter*innen war das egal. Nie ist was passiert!
Nie hatte diese Gewalt eine Konsequenz - bis heute beim NSU und Ballstädter Prozess.
Das ist fast wie applaudieren, nur lauter!
Hinknien. Knarre an kopf. Schiessen. Man weiss einfach nicht ist sie geladen und wenn ja mit was…diejenige Person an der ein vermeintlicher Exodus ausgeführt werden soll wird im glaube seiner Hinrichtung gelassen und dann zb Platzpatronen verwendet.
Meine erste Party mit 14 war eine Abifeier bei uns auf dem Land, in einer Scheune. Das war meistens so. Diese typischen Dorfpartys, im Norden von Deutschland nah an der ehemaligen DDR Grenze.
Ich knutschte mit meinem zukünftigen Freund, einem Punker hinter dem Holzstapel von der Sägerei nebenan. Meine Haare waren zu der Zeit komplett abrasiert. Das war im Sommer 93, also ziemlich genau 1 Jahr nach Rostock Lichtenhagen.