Ich dachte früher, Waldorfschulen seien ein linksgrünes Biotop mit ganz viel Umweltschutz, sozialen Impulsen und ein wenig Eso-Beiwerk. Kurz: eine Art Hippie-Kultur.
Aus erster Hand erlebte ich dann, dass die Parallele eher bei evangelikalen (1/ )
Privatschulen des fundamentalistischen "Bible belt" zu finden ist. Ganz viel Christus, kreationistische Pseudowissenschaft, Genderrollen aus den 50ern, autoritäres Lehrerbild ("liebevolle Autorität"), Frontalunterricht, Technikfeindlichkeit. Aber vor allem: eine esoterische (2/ )
Parallelgesellschaft, in der Atlantis historische Tatsache ist, Erzengel hinter den Lehrern stehen und durch sie in die Welt hineinwirken, Kinder anhand ihrer Physiognomie in "Temperamente" eingeteilt werden können und die Menschheit sich in "Wurzelrassen" einteilen lässt. (3/ )
Über allem schwebt der bei "echten" Anthroposophen als unfehlbar geltende Rudolf Steiner, dessen Schriften meist gelesen werden wie unverrückbare Tatsachen oder gar geoffenbartes Gotteswort. Und zwar selbst dann, wenn er "Indianer" als natürlich absterbende Rasse ausgebleichter
"N***er" postuliert oder ausführt, dass die Juden durch die Christusleugnung verhärtete Agenten des "Materialismus" seien.
Überhaupt Steiner: das von ihm konstruierte Weltbild ist praktisch wilhelminischer Kolonialrassismus, esoterisch legitimiert. Und das ist nicht harmlos.
Der @AnthroBlogger hat mir da nicht unbedingt etwas komplett Neues gezeigt, (außer die "Mondbrüller" u.ä.) aber ich betrachte ihn als wichtige Stimme der Aufklärung. Daher noch einmal:
Dem sei hinzuzufügen: lange Zeit kämpfte ich sehr damit, den "Nicht Alle Waldorfschulen"-Reflex zu unterdrücken, denn natürlich beschränkt sich mein Erfahrungsschatz nicht auf negative Aspekte. Aber wie bei "NotAllMen" geht es doch letztendlich um universelle Strukturprobleme.
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