Thread by @MelinaBorcak

Viele Deutsche lachen gerade über Christian Schmidt, den "Hohen Repräsentanten", der Bosnien Gesetze aufzwingen darf. Ich kann nicht mitlachen, da ich Hintergründe seines Schreiens +Geschichte der Heldenstadt GORAŽDE in der es passierte kenne. Es ist zum weinen +schreien. Thread:

Der CSUler wollte BOSNIEN ein rassistisches, antisemitisches Gesetz aufzwingen, welches IN KROATIEN von Nationalisten geschrieben wurde, der rechtsnationalistischen kroatischen HDZ permanente Macht geben würde und bosnischen Muslimen in vielen Regionen Rechte wegnehmen würde

Er wurde von Journalistin in Goražde zu seinem rassistischen, antisemitischen Gesetz gefragt - warum dies Juden, Roma, Menschen aus "Mischehen" uvm gar keine Vertreter in Volkskammer erlaubt. Dann rastete er aus:

https://twitter.com/N1infoSA/status/1559933136212983809?t=CG4FcZXsS0e7568a2KGkyw&s=19

Warum ich nicht lachen kann: Schmidt schreit Bosniaken in Goražde an mit "In dieser Stadt haben Menschen ihr Leben verloren" -
Nein, unsere Familien wurden ermordet - WEIL SIE MUSLIME SIND +du wolltest ihre Wahlrechte wegnehmen WEIL SIE MUSLIME SIND. Nun geheuchelte Empathie.

Denn in Schmidts Gesetz war vorgesehen: Vertreter in Volkskammer bekommt man nur, wenn in der eigenen Region mehr als 3% ALLER Menschen einer Volksgruppe leben. Also müsste man fast 50.000 bosn. Muslime haben um 1 Vertreter zu bekommen. Katholiken nur 10.000, serb Christen 7000

Die Stadt Goražde hat schlicht und einfach weniger als 50.000 Einwohner. Nach bosnischen Verhältnissen ist sie trotzdem große, wichtige Stadt, hätte aber 0 Vertreter. Deshalb schrieb ich "weil sie Muslime sind" - die gleiche Stadt hätte Vertreter wenn Einwohner Christen wären.

Dass dies Goražde passiert tut besonders weh, denn es wurde - genau wie Srebrenica u.a. - 1993 zur "UN Schutzzone" erklärt und nicht geschützt. Doch Goražde ist einzige damals deklarierte "Schutzzone" die es schaffte, sich selbst zu schützen, Gemetzel an Zehntausenden abzuwehren.

Trotzdem wurden in Goražde über 7000 Menschen ermordet. Stadt war 4 J belagert, einer so extremen Hungersnot ausgesetzt, dass meinen Familienmitgliedern alle Zähne ausfielen, sie aus Verzweiflung Gras essen mussten. Es gab KZs, Folter, Vergewaltigungen. Unbeschreibliches Grauen.

Ostbosnien +Sandžak waren im 2. Weltkrieg Opfer eines Genozids and Bosniaken (bosn. Muslimen) durchgeführt von serbischen Nazikollaborateuren. Mehr als Viertel der Mordopfer waren Babies und Kinder bis 3. Nichtmal 50 J später wiederholten Mörder mit gleicher Ideologie den Genozid

Und Goražde kämpfte, hielt durch. Trotz unfassbarem Trauma. Ich will weinen, wenn ich nur daran denke. Diese 2 Männer überlebten BEIDE Genozide. Sie sind nicht allein: Meine Großeltern + ihre ganze Generation sind auch doppelt Genozidüberlebende.

Ausgerechnet dieser Stadt, der "Heldenstadt Goražde" wollte Schmidt Wahlrechte nehmen. Ausgerechnet Bosniaken, also bosnischen Muslimen. Ausgerechnet hier schrie er Journalistin an mit "Hier verloren Menschen ihr Leben" als wüsste ER es besser. Nicht lustig, ekelerregend.

Dass eine ganze Generation ostbosnischer Muslime 2 Genozide überlebte (FALLS sie überlebten) ist nicht an uns vorbeigegangen. Wir wissen,dass Genozidleugnung lebensgefährdendes VERBRECHEN ist, weil sie Basis für Wiederholungen ist. Werde nicht lockerlassen, @fritzfrey @KaiGniffke