Kurzer Thread über die Gründe der #Unzufriedenheit mit und im deutschen Gesundheitssystem.
Patient erlebt fast überall überarbeitete, unter Zeitdruck stehende Ärzt*innen.
Gleichzeitig empfinden Pat. einen hohen Kassenbeitrag zu zahlen und erwarten Top Medizin und eine persönliche
und empathische ärztliche Betreuung und Behandlung.
Staat und Krankenkassen geben zudem ein grenzenloses Leistungsversprechen und eine jederzeitige Inanspruchnahme sämtlicher Versorgungsebenen für einen fixen monatlichen Beitrag.
Die Kassen zahlen an die KVen zu Beginn des Jahres
mit sog. 'befreiender Wirkung' fast die gesamte Honorarsumme. Diese wird dann an die niedergelassenen Ärzt*innen verteilt. Damit wird die Krankheitslast der Bevölkerung im Jahr auf den Ärzt*innen abgeladen, denn fällt in einem Jahr eine höhere Krankheitslast an, z.B. aufgrund
von Grippewellen, Pandemie, Postcovid u.v.m., bekommen diese aufgrund der Zahlung im voraus ohne Nachschusspflicht weniger Honorar und Leistungen nicht bezahlt.
Dadurch entstand über Jahrzehnte eine chronische Unterfinanzierung des ambulanten (und stationären) Gesundheitssystems
Insbesondere Praxen mit weniger Patienten/Quartal ('Scheine') und vielen chronisch-kranken, multimorbiden Pat. leiden hierunter, da ihnen die sog. 'Verdünnerscheine' zur 'Querfinanzierung' in der Mischkalkulation fehlen und im übrigen auch für Medikamenten- und Heilmittelbudgets.
Gleichzeitig gehen u.a. durch falsche Anreizsysteme dt. Pat. im Schnitt 20x pro Jahr zum Arzt. Dies ist im europäischen Schnitt die 3-4 fache Zahl.
Natürlich hat nicht jeder Bürger so viele Arztkontakte, schätzungsweise 20-30 % der Pat. haben deutlich mehr als der (hohe) Schnitt.
Und nun kommt die paradoxe Crux: es gibt zwar einen Anstieg der absoluten Arztzahlen in D, ABER die der unmittelbaren Versorgung der Pat. zur Verfügung stehende ARZTZEIT wird immer kleiner. Und dies trotz demografisch zunehmenden Versorgungsbedarf. Auch ist das medizinische
Wissen, nebst diagn./therapeut. Möglichkeiten, in den letzten Jahrzehnten exponentiell angestiegen.
Hinzu kommt ein hyperkomplex, überbürokratisiertes und überreguliertes System, im SGB-V niedergeschrieben, welches unglaublich viel ärztliche Ressourcen klaut und Ärzte zermürbt.
Uups, jetzt ist der Thread doch etwas länger geworden und es gäbe noch viele Aspekte zu erwähnen.
Vielleicht können aber manche 'unzufriedene' Patient*innen jetzt erahnen, was aus unserem Gesundheitswesen wird, wenn wir nicht JETZT gegensteuern.
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Die meisten Hausärzt*innen gehen schon immer, aber derzeit sehr weit über ihre Grenzen. Das gefährdet bei vielen die mentale und körperliche Gesundheit, von Wohlbefinden ganz zu schweigen.
Die Gründe dafür sind vielfältig.
Einige davon sind berufsimmanent schon immer vorhanden,
sozusagen INTERNE, mit dem Berufsbild des Hausarztes verknüpfte, Gründe. Andere Gründe hingegen sind EXTERN, also durch äußere Einflüsse entstanden.
Mit den INTERNEN Faktoren können und müssen wir leben, denn diese waren uns bekannt als wir den Beruf gewählt haben,
z.B. tgl. Arbeiten mit Krankheit, Leid, Siechtum und Tod. Arbeit mit krankheitsbedingt schwierigen Patienten. Aushalten von Unsicherheit (in Diagnostik u. Therapie) und abwartendem Offenhalten (unter Beachtung des abwendbar gefährlichen Verlaufes), u.v.m.
Dafür entwickeln wir