Frau @linda_lobster, Cannabis ist nicht entkriminalisiert. Das Absehen von Strafe bei geringen Mengen ist optional und Verurteilungen wegen Kleinstmengen sind an der Tagesordnung. Ergo argumentieren Sie: viele junge Menschen konsumieren Cannabis. Cannabis ist illegal. ↘️
Illegalität hat einen abschleckenden Charakter. Fällt Ihnen was auf?Davon abgesehen, was sagt die Wissenschaft dazu, speziell zu Ihrer anekdotischen Evidenz bzgl des Strafrahmens und der Konsumprävalenz von Cannabis? Senken strengere strafrechtliche Sanktionen die Konsumprävalenz
, führt eine Liberalisierung, eine Entkriminalisierung, eine Duldungspolitik für den Einzelhandel bzw. Cannabis Social Clubs folglich zu einer Steigerung der Komsumzahlen junger Menschen?
Gibt es hier womöglich zuverlässige Daten, an denen man Ihre steile These faktisch messen…
kann? Die gibt es. Erst im Januar dieses Jahres wurde im @PLOSONE zufällig genau das publiziert. Auf Basis der durch die EMCDDA gesammelten Daten für Menschen zwischen 15-34 Jahren über einen Zeitraum von 1994-2017 für 11 europäische Länder. Darunter auch die Niederlande, …
Portugal, Spanien und Tschechien. Also von Entkriminalisierung bis semi-legalisierter Duldungspolitik, alles dabei. Anhand dieser Daten untersuchte man, ob die von Ihnen postulierte Korrelation einer Steigerung durch eine liberalisierte Cannabispolitik statistisch zu belegen…
ist. Sind hohe Strafen präventiv wirksam, bedingen diese eine Senkung der Konsumprävalenz junger Menschen und führt die Liberalisierung vice versa zur Steigerung eben dieser? Die Zahlen sagen: „Nein“. Grün steht für „more lenient“ und rot für „stricter“ (changes in legislation).
Die wehrten Autoren resümieren: „average use decreased after changes in legislation, regardless of whether it had become more lenient (…) or stricter (…). Our findings do not support any considerable impact of cannabis legislation on the prevalence of recreational cannabis use
among youth and young adults in Europe. (…) This comprehensive re-analysis of all available data from EMCDDA does not corroborate an impact of changes in cannabis legislation on cannabis use among young people in Europe.“
Joa, also entweder Sie verfügen über Daten, welche der
EMCDDA nicht zugänglich sind, oder Ihre Aussage, mit Verlaub, ist faktenbefreit.
Die Studie konzentriert sich wohlgemerkt auf die 30-Tage-Konsumprävalenz, also jene Konsummuster, welche ggf. pathologischen Charakter haben können. Über die Gründe, wie die Senkung der Prävalenz…
sowohl nach strikterer wie nach liberalerer strafrechtlicher Verfolgung zustande kommt, lässt sich debattieren. Nach einer Verschärfung der Gesetze könnten Menschen dazu neigen, den Konsum weniger häufig zuzugeben, bei einer Liberalisierung wäre dies hingegen nicht schlüssig.
Was sich jedoch ziemlich deutlich zeigt: Junge Menschen werden durch die Kriminalisierung von Konsumenten nicht vor regelmäßigen Konsummustern geschützt. Strafe schützt nicht. Ergo ist sie lediglich destruktiv. Zumindest im Falle von Cannabis sollte man diese Tatsache akzeptieren
Die Rationalisierung des frontalen Kortex ist nicht abgeschlossen. Die defizitäre Risikobewertung und Impulskontrolle verhindert einen, insofern dieser überhaupt besteht, protektiven Charakter der Verbotspolitik vollständig.
Ich habe grün gewählt. Ich werde es wieder tun. Ich…
wünsche mir jedoch von einer Partei, deren Kernkompetenz die Vermengung von Rationalität und Humanität sein sollte, eben diese Attribute zu berücksichtigen. Nicht eigenbrötlerische Thesen zusammenreimen, die wissenschaftlich absolut nicht standhalten können. Das kenne ich …
doch eher von Parteien, denen ich sicherlich niemals meine Stimme geben würde. Eine #EntkriminalisierungSofort ist demnach juristisch, rational sowie ethisch geboten. Menschen ihrer Gesundheit wegen zu strafen, ohne durch die Strafe positives zu erreichen, das widerstrebt dem …
Verhältnismäßigkeitsprinzip vollständig. Ich beschränke meine Aussage hierbei aufgrund der angeführten Daten auf Cannabis, bin mir aber, aufgrund der in Portugal vollständigen Entkriminalisierung und ihrer Folgen, absolut sicher, dies lässt sich auf weitere Substanzen …
transferieren. Dazu nur eine Grafik von @statista_com. Humane Drogenpolitik bestraft keine Konsumenten. Sie hilft ihnen, wenn sie Hilfe benötigen. Und sie bedient sich nicht strafrechtlicher Sanktionen, wenn diese keinen protektiven Charakter innehaben!
Das argumentative Kartenhaus der Konservativen definitiv zu Fall bringen. #Legalisierung2022
Häufigstes Argument: Legalisierung fördert Konsum, vor allem bei jungen Menschen.
Dazu eine elegante Auswertung europäischer Daten. (1/n)
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Dass die Argumentation der Verringerung der Konsumprävalenz durch eine strikte Verbotspolitik eine zweifelhafte Hypothese und kein Naturgesetz ist, sollte man zum Anlass nehmen, diese genauer zu hinterfragen. Aktuell insbesondere hinsichtlich des Ansinnens der Cannabislegal.(2/n)
Dies zu tun erfordert eine wissenschaftlich statistische Aufarbeitung mit dem Ziel der Validierung der Reziprozität von Gesetzeslage und Konsumverhalten, mit besonderem Augenmerk bzgl der Dynamik der Konsumprävalenz nach vollzogener Liberalisierung. (3/n)