@c_lindner versucht, den Begriff #Dienstwagenprivileg als „linkes Framing“ abzutun. Dabei geht es genau darum: eine Besserstellung Einzelner gegenüber der Allgemeinheit. Ich weiß, wovon ich spreche - mein Auto kostet mich weniger als ein gutes Abendessen zu viert. Ein 🧵 1/
Zuerst zur Einordnung: ich habe studiert und bin in mittlerem Alter, also mit längerer Berufserfahrung. Ich leite als Manager ein Team von über 20 Leuten in einem internationalen Konzern. Dafür bekomme ich ein Grundgehalt von deutlich über 10.000 Euro monatlich und 2/
einen jährlichen Bonus in Höhe etwa eines Mittelklassewagens. (Ob man soviel verdienen muss, ist ein anderes Thema) Ein weiterer Entlohnungsbaustein in meiner Firma ist ein Dienstwagen. Würde ich diesen nicht nehmen, würde ich ein paar Hundert Euro mehr Grundgehalt bekommen. 3/
Was ist dieser Dienstwagen nun? Es ist ein Auto, das meine Firma über einen Dienstleister least und hierfür einen pauschalen Betrag von 750 Euro zahlt. Ich brauche den Wagen eigentlich nicht dienstlich, da ich im Büro arbeite. Gelegentliche Dienstreisen mache ich mit der Bahn. 4/
In der 1. Klasse, dafür hat das Unternehmen einen gesonderten Vertrag mit guten Konditionen. Aktuell fahre ich einen Audi A4 Avant 2018 mit etlichen Extras (Avantgardeausstattung, LED-Licht, Fahrassistenten). Der Listenpreis des Fahrzeugs liegt ziemlich genau bei 50.000 Euro. 5/
Als ich ihn bei Audi abholte, hatte er 11 km drauf. Der Preis heißt nun nicht, dass man dies auch bei einem privaten Kauf so gezahlt hätte. Da gibt es ja oft Rabatte, die dass man privat wohl einige Tausend Euro weniger zahlen würde. Aber gut, meine Anschaffungskosten lagen 6/
bei 0 Euro. Ich zahle auch sonst nichts für das Auto, außer eine lächerlich niedrigen monatlichen Pauschalbetrag. Benzin wird über eine Tankkarte bezahlt. Ich zahle dafür nichts. Wartung und Reifenwechsel: nichts. Waschanlage: nichts. Richtige Reparaturen sind beim Neuwagen 7/
selten, aber auch dann: nichts.
Was zahle ich dann? Nun, dazu muss ich nochmal kurz ausholen. Aus privaten Gründen liegt meine Arbeitsstätte etwa 200 km von meinem Wohnort entfernt. Ich habe deswegen dort vor Ort eine kleine Dachwohnung angemietet, für die ich etwa 400 Euro 8/
bezahle. Keine Angst, das Geld kann ich steuerlich absetzen, da die Wohnung aus berufsbedingten Gründen besteht. Ebenso wie die Kosten für Möbel in der Wohnung und die Nebenkosten. Die Wohnung liegt nun gerade mal einen Kilometer von meinem Arbeitgeber entfernt. Doch jetzt zum 9/
Geld: zum Ausgleich für die privaten Vorteile des Dienstwagens muss man monatlich 1% des Listenpreis als Grundwert und zusätzlich noch 0,03% des Listenpreises pro Entfernungskilometer versteuern. Über die Entfernungskilometer wird vermeintlich ausgeglichen, dass Fahrten zur 10/
Arbeitsstätte üblicherweise werktäglich stattfinden und privat bezahlt werden. Lassen wir also den einen Kilometer mal weg, werden bei dem Listenpreis des Audi ungefähr 500 Euro zusätzlich versteuert. Wie das? Auf mein Gehalt werden 500 Euro hinzugerechnet, dann wird die auf 11/
diesen Betrag fällige Steuer ermitteln, die ich bezahlen muss, und dann werden die 500 Euro wieder abgezogen. Vereinfacht gesagt zahle ich für einen fiktiven Betrag von 500 Euro meinen persönlichen Grenzsteuersatz. Dieser liegt in Deutschland bei gerade mal 42%, das macht 12/
etwas mehr als 200 Euro im Monat. Für alles: Anschaffungskosten eines Fahrzeuges, Versicherung, Steuer, Wartung, TÜV, Reparaturen. Und für Benzin. Egal, ob ich mit 5,6 Litern/100km spritsparend fahre oder mit 242 km/h bei grob 15 Litern über die Autobahn rase. Ob ich 20 km im 13/
Monat fahre oder privat jedes Wochenende an die Nordsee fahre. Es ist ein „all inclusive“-Auto für 200 Euro im Monat.
Nun fahre ich an meinem Wohnort eigentlich nur mit dem Rad. Dafür pendele ich wöchentlich zur Arbeitsstätte. Kostet ja schließlich nichts, aber das Thema 14/
Gratismentalität war ja angeblich ein anderes. @c_lindner sagte nun, diese Pauschalversteuerung bedeute keinen Steuervorteil. Das ist falsch und hier lügt er. Klar und offen, er weiß es besser. Natürlich ist das ein Steuervorteil, zu Lasten der Allgemeinheit. Ich zahle keine 15/
Mehrwertsteuer beim Kauf oder beim Verbrauch. Meine Firma kann die Mehrwertsteuer absetzen, ich als Privatperson könnte das nicht. Ich zahle pauschal einen gegenüber dem Marktwert lächerlichen Steuerzusatzbetrag. Als privater Nutzer muss ich versteuertes Einkommen aufwenden, 16/
um ein Auto zu bezahlen. Linder lügt, weil er für seine Klientel Vorteile rausholen will, die alle Anderen am Ende zahlen. Die @fdp macht bewusste Politik für ihre Wählergruppen. Für Personen, die ein paar Hundert Euro für mehr Heizkosten locker wegstecken. Und die 200 Euro 17/
für ein Abendessen zu viert ziemlich günstig finden, weil sie es gewohnt sind, 200 Euro pro Person zu bezahlen. So viel zum Framing. Ende/

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