Thread by @MitKopfHerzHand

Stell dir vor, dein*e Partner*in nimmt dich mit auf eine Party, auf der du im Gegensatz zu ihm*ihr niemanden kennst. Nach kurzer Zeit kommt ihr mit Bekannten von ihm*ihr ins Gespräch, du wirst ihnen vorgestellt und sie scheinen erstmal ganz nett zu sein. Dein*e Partnerin sagt dir

Nach einiger Zeit, dass er*sie für eine halbe Stunde nach draußen geht um dort mit rauchenden Freunden zu quatschen. Nach 45 Minuten schaust du zufällig auf deine Uhr und wunderst dich, warum er/sie noch nicht wieder da ist. Naja, jetzt musst du eh erstmal auf Toilette. Als du

Zurück kommst, ist dein*e Partner*in immer noch nicht wieder da und auch die Bekannten von anfangs sind irgendwo in der Menge verschwunden. Du fragst dich durch, aber niemand hat dein*e Partner*in gesehen, bis dir endlich jemand sagt, dass er mit den rauchenden Freunden

Weggefahren ist, weil sie noch Kippen holen wollten.
Was meinst du? Würdest du noch mal mit auf so eine Party gehen? Würdest du noch mal mit dir eigentlich fremden Leuten alleine bleiben, wenn du nicht darauf vertrauen kannst, dass er*sie nach der angegebenen Zeit wieder kommt?

Jetzt übertragen wir das Ganze mal auf die Kita und die Eingewöhnung: i.d.R. ist für das Kind alles neu: die Erwachsenen und die anderen Kinder, der Tagesablauf, die Mahlzeiten, das Spielen, das Aufräumen, das Spielmaterial. Alles ist erst einmal fremd. Also braucht es eine

Vertraute Person, die das Kind zu Anfangs in der neuen Situation begleitet und unterstützt. Wenn das Kind längeren Kontakt zu einer Fachkraft zulässt und im Spiel ist, wird es in enger Absprache mit der Bezugsperson zu einer (ersten) Trennung kommen. Bei uns ist es so, dass die

Eltern dazu erstmal in unsere Eingangshalle gehen und dort einen Kaffee trinken oder etwas lesen. Das sollen sie ihrem Kind auch sagen. Wenn das Kind nach der Trennung weiter gut im Spiel ist, können die Eltern die Kita verlassen, müssen aber jederzeit erreichbar sein und

Nach angesprochener Zeit wiederkommen. Jetzt kommt aber der Punkt: es ist unglaublich wichtig, dass die Eltern sich dann noch einmal von ihrem Kind verabschieden! Denn wenn das Kind in der Erwartung, dass Mama oder Papa dort ist, in die Eingangshalle läuft und nach der

Bezugsperson sucht, ist das Vertrauen des Kindes in die Bezugsperson und in die Fachkraft wahrscheinlich erst einmal beschädigt. Manchmal scheint es der vermeintlich einfachere Weg, dass Mama/Papa sich nach einiger Zeit aus der Kita schleichen, damit das Kind ja nicht mitbekommt,

Dass es jetzt alleine da bleibt. Klar, es gibt dann keinen erneuten Trennungsschmerz, den Eltern manchmal weniger gut aushalten können als die Kinder. Aber es geht um Vertrauen und das kann nur entstehen bzw aufrecht erhalten bleiben, wenn das, was Eltern sagen,

Auch dem entspricht, was sie tun. Es muss eine klare Verabschiedung geben. Ja, das eigene Kind weinen zu sehen/hören ist hart. Es ist schwierig, auch für Eltern. Was oft hilft: die Eltern nach kurzer Zeit anrufen und eine Rückmeldung geben, dass das Kind sich beruhigt hat und im

Spiel ist. Das nimmt von vielen Schultern die Sorgen und das schlechte Gewissen. Es fördert die Zusammenarbeit zwischen Kita und Eltern und das Vertrauen, dass das Kind in guten Händen ist. Es kostet kaum Aufwand und kann doch so viel bewirken.
#Eingewöhnung #Twitterkita

*abgesprochener Zeit